Medebach/Thülen. Stolze Leistung, die Anerkennung verdient: Jagdpächter unterstützt Medebacher Kitzretter, die diesmal 154 Tiere vor dem Mähtod bewahrt haben.

Franz-Josef „Spatz“ Kemmerling ist passionierter Jäger. Ja, der Thülener, der in Brilon eine Druckerei betreibt und in Titmaringhausen rund um die Graf-Stolberg-Hütte ein Jagdrevier gepachtet hat, schießt auch schon mal ein Stück Wild. Aber viel mehr Freude macht es ihm, die Tiere zu beobachten. Dabei hat er in diesem Jahr den Verein „Kitzrettung Medebacher Bucht e.V.“ kennengelernt. Und weil ihm das Engagement der Ehrenamtler so imponiert hat, ließ er 2000 Flyer gestalten und drucken. Damit wird auf die wichtige Arbeit der Kitzretter hingewiesen. Und außerdem gab es einheitliche T-Shirts, 1000 Visitenkarten und Hoodies für die Gruppe - alles in allem eine Spende von 2500 Euro.

Jagdpächter Franz-Josef Kemmerling übergibt Flyer und Outfit an den Verein „Kitzrettung Medebacher Bucht e.V.“
Jagdpächter Franz-Josef Kemmerling übergibt Flyer und Outfit an den Verein „Kitzrettung Medebacher Bucht e.V.“ © WP | privat

Zuwendungen kann der Verein gut gebrauchen. Denn allein eine Drohne, mit der die Wiesen im Frühjahr abgeflogen werden, kostet inklusive Ersatz-Akkus locker über 7000 Euro.

Lesen Sie auch: So tickt die neue Tourismus-Chefin in Winterberg

„Das ist eine tolle Truppe, die ich gerne unterstützen möchte. Jeder Landwirt ist in der Pflicht, seine Wiesen vor dem Mähen nach Kitzen abzusuchen. Ich weiß, dass das mitunter mühsam und ohne den Einsatz von Drohnen kaum zu leisten ist. Aber es muss sein. Wer einmal ein Tier gesehen hat, das unter die mittlerweile drei bis neun Meter breiten Mähwerke gekommen ist, der wird dieses schreckliche Bild nie mehr vergessen“, sagt Kemmerling. Im Gegenzug hat es aber auch ihn als Jäger nicht kalt gelassen, selbst so ein kleines Geschöpf in Grasbüschel gepackt aus einer Wiese zu tragen und zu retten.“

Lesen Sie auch: Matthias Kerkhoff zur Windkraft im HSK: Nicht mit der Brechstange!

Viele beglückende Momente

Für den Verein um die Gründerin und Vorsitzende Kirsten Backhausen-Hesse ist das immer wieder ein beglückender Moment, aber zugleich auch Tagesgeschäft. Routiniert und konzentriert geht die Gruppe vor. „Wenn wir morgens um kurz nach Vier unterwegs sind und die Luft noch kühl ist, entdeckt die Drohne jedes kleinste Tier in der Wiese.“ Sage und schreibe 154 Kitze hat der Verein „Kitzrettung Medebacher Bucht“ allein in diesem Jahr im Raum Medebach, Dreislar, Medelon, Hesborn, Goddelsheim, Winterberg oder in den Grafschaftsdörfern vor dem Mähtod gerettet. Für einen Einsatz werden mindestens drei Helfer gebraucht: ein Pilot und zwei Läufer/innen unter der Drohne. Meistens sind aber mehr Retter unterwegs, die ihre Freizeit für die gute Sache opfern. Der aktive Kern bei den Einsätzen besteht aus neun Leuten. Mehr und mehr spricht sich rum, was die Kitzretter tun. Trotzdem sollen die Flyer, die künftig an Tankstellen und in Restaurants oder Banken ausliegen, noch mehr Menschen für das Thema sensibilisieren.

Lesen Sie auch:Urlaub im Mini-Paradies: Klitzeklein, das Tiny House in Elpe

1400 Fußballfelder

Über 1000 Hektar Wiesenfläche - das sind mehr als 1400 Fußballfelder - haben die Kitzretter in diesem Jahr überflogen. Dahinter stecken 100 Einsatzstunden, an denen teilweise drei und mehr Leute unterwegs waren. „Der erste Schnitt ist für die Landwirte enorm wichtig, weil das Futter besonders gehaltvoll ist. Der Zeitpunkt des Mähens ist inzwischen sehr früh und kollidiert genau mit der Zeit, wenn die Ricken ihre Kitze setzen“, weiß Tierärztin Kirsten Backhausen-Hesse.

Sie weiß schon, was ihr 2019 gegründeter Verein auch im nächsten Frühjahr machen wird. Kitze retten!