Unfassbar: Für ein Glas Honig muss eine Biene 100.00 Flugkilometer zurücklegen. Briloner Imker haben Kinder in die Welt von „Biene Maja“ entführt.
Brilon. Wir brauchen die Bienen. Ohne sie gingen die Ernten drastisch zurück, mit großen Auswirkungen auf unsere Ernährung. Früher war die Imkerei von Männern dominiert, aber die Frauenquote steigt. Das hat auch mit dem allgemeinen Umwelt- und Biotrend zu tun. Rund um Brilon gibt es 63 Imkereien mit 350 Bienenstöcken. Und wer hier Honig kauft, kann sicher sein, ein naturreines Produkt zu essen- ohne ein mit Zuckerwasser gestrecktes Angebot.
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Im Sommerprogramm von „Brilon natürlich“ hat der Imkerverein Brilon Familien dazu eingeladen, am Lehrbienenstand im Kurpark die fleißigen Bienen zu erleben. Wie sie emsig ein- und ausfliegen, um Pollen und Nektar zu sammeln und Waben bauen. Briloner Honigbienen geht es bei dem großen Blütenangebot richtig gut und das schmeckt man.
Vorsitzender Andreas Göbel und zwei Imkerinnen haben an diesem Tag viel vorbereitet, um Kindern alles über die Wunderwelt der Bienen zu erklären. Angemeldet sind 12 Teilnehmer. „Einige sind leider nicht gekommen und haben sich nicht abgemeldet“, bedauert Manuela Henke.
Freizeit opfern
Es sind nur zwei Väter mit zwei Kindern da, Emma und Xaver, die fast schon kleine Profis sind und viel über Bienen wissen. Später kommt noch eine Familie hinzu. Für das Imkerteam ist das etwas enttäuschend, denn drei Imker opfern ihre Freizeit für diesen Tag.
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Für die Kinder wird es aber richtig spannend. Manuela Henke zeigt ihnen große Fotos der Honigbienen und erzählt, was diese in ihrem kurzen Leben leisten. „Wie viel Beine hat eine richtige Biene, wie viele Flügel und wie viele Augen?“ Emma und Xaver wissen, wie eine richtige Biene aussieht und dass die Biene Maja nur zwei Beinchen hat. „Ich habe schon mal Biene Maja geguckt“, erzählt Xaver.
Bei den Bienen regieren die Frauen. „Eine Bienenkönigin ist die einzige, die Eier legen darf, sie macht nichts anderes und ist die Mama aller Bienen. Nachdem sie von den männlichen Drohnen begattet worden ist, legt sie jeden Tag bis zu 2.000 Eier und wird von den Arbeiterinnen nur mit Gelee Royal gefüttert“, so die Imkerin. Die Königin kann ein paar Jahre alt werden. Arbeiterinnen müssen für die Honigproduktion den ganzen Tag fliegen um Nektar aus Blüten zu saugen, Honigtau zu sammeln und in den Stock zu bringen.
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Für 500 Gramm Honig muss die Biene 50.000 Flüge machen, bei zwei Kilometern pro Flug sind das 100.000 Kilometer. Kein Wunder, dass die fleißigen Arbeitsbienen nach ein paar Wochen tot umfallen. Auch geschlüpfte kleine Bienchen müssen sofort arbeiten und ihre Zelle putzen, denn die Königin legt Eier nur in saubere Zellen. Freizeit ist nicht drin. Bienen haben feine Antennen und sagen anderen, wo sie Futter finden. Im Bienenhaus passen einige auf, dass keine Honigklauer wie zum Beispiel die Maus hereinkommt und lassen auch keine fremden Bienen herein. „Jede Biene weiß, in welchem Kasten sie zu Hause ist, da die Königin Pheromone ausströmt“.
Tipps vom Imker
• 63 aktive Imker mit zusammen 63 Bienenstöcken sind im Imkerverein Brilon e.V.
• Die meisten davon stehen in Siedlinghausen, Alme, Brilon und Hoppecke
• Wer sich für die Imkerei interessiert, kann an jedem ersten Sonntag im Monat um 10:30 Uhr zum Lehrbienenstand kommen
Jeder wird mal gestochen:
Ein Tipp des Imkerei-Vorsitzenden: Die Stichstelle mit einer Scheckkarte abschaben und diese seitlich wegziehen. NIE darauf drücken, dann drückt man das Nervengift noch in die Haut hinein.
Echte Königinnen
Ältere Königinnen legen weniger Eier und die Pheromone lassen nach. Dann merken die Bienen: „Oh, wir brauchen eine neue“. Imker nehmen im Frühjahr ein paar Bienen aus dem Schwarm, um ein neues Volk zu machen. Das hat dann keine Königin, aber Bienen können aus jedem Ei entweder eine Königin, Arbeiterin oder Drohne ziehen. Oft sind auch zu viele Bienen im Stock und einige müssen sich ein neues Zuhause suchen. Dann setzt der Imker sie etwa in einen Baumstumpf.
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Die alte Königin fliegt mit. Und im bisherigen Bienenstock wartet die neue Königin mit ihrem eigenen Schlupf so lange, bis die alte Königin weg ist. Im Herbst gibt es dann die große Drohnenschlacht. Die männlichen Bienen werden nur selten gebraucht, um die Königin zu begatten. Ist das erledigt, macht das Bienenvolk kurzen Prozess, sie werden nicht mehr gefüttert und rausgeschmissen.
Dann dürften die Kinder an diesem Tag sehen, wer alles in einem Bienenhaus lebt. „Wo ist die Königin?“ Diese dürfen sie im Schau-Bienenvolk im Glaskasten unter Hunderten von Arbeiterinnen und Drohnen suchen. Es gibt so viel zu entdecken am Lehrbienenstand, wie Waben und die Honigschleuder, an der sie auch selbst einmal die Kurbel drehen dürfen. Und natürlich wird auch leckerer Honig probiert.