Olsberg. In Olsberg wird nach dem verehrenden Brand im Saunabereich der Wiederaufbau geplant. Jetzt sagen die Politiker, was sie von den Plänen halten.

Wird das Aqua Olsberg auch künftig noch ein Freibad haben? Das ist eine Frage, die sich in Olsberg viele stellen, nachdem in der Ratssitzung im November 2022 zwei mögliche Modelle für die Zukunft als modernes Freizeitbad vorgestellt worden sind, deren Umsetzung mit hohen Kosten in zweistelliger Millionenhöhe verbunden wären. Weiterer Knackpunkt: Beide Modelle sehen kein Freibad mehr vor. Wir haben bei den im Rat vertretenen Fraktionen nachgefragt, wie sie zu den Plänen stehen.

Konzept-Vorschlag

Im Raum stehen nach dem Entwurf des beauftragten Architekturbüros Investitionskosten in Höhe von 14 bzw. 17 Mio. Euro. Allerdings macht Sabine Menke, Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtrat, deutlich, dass es sich bei den beiden präsentierten Modellen lediglich um Vorschläge handele. Sie sagt: Auch aufgrund der „hohen, eigentlich vollkommen unrealistischen Investitionssummen“ habe der Rat deshalb die Entscheidung getroffen, weitere Beratungsleistung einzuholen. Anfang des Jahres das Büro GMF aus München beauftragt worden, eine Analyse zu erstellen.

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Das sagt die Stadt Olsberg

Auf Anfrage der WP erklärt die Stadt: „Die künftige Gestaltung des Aqua Olsberg muss Ergebnis eines Planungs- und Entscheidungsprozesses sein, an dem Stadtrat, Stadtverwaltung und Fachbüros beteiligt sind. Momentan ist dieser Prozess noch am Anfang. Am 9. August wird eine Sondersitzung des Olsberger Stadtrates stattfinden, in dem die zukünftige Ausgestaltung des Aqua Olsberg alleiniges Thema ist. Deshalb wäre es zum jetzigen Zeitpunkt verfrüht, weitere Aussagen zu treffen.“

Genau eine Monat nach dem Brand im Feuerwehr-Gerätehaus mit einem Schaden in Millionenhöhe, brach jetzt im Sauna-Bereich des Aqua-Olsberg ein Feuer aus, das sich schnell ausbreitete. Obwohl keine Menschen zu Schaden kamen, ist der Sachschaden doch erheblich. 
Genau eine Monat nach dem Brand im Feuerwehr-Gerätehaus mit einem Schaden in Millionenhöhe, brach jetzt im Sauna-Bereich des Aqua-Olsberg ein Feuer aus, das sich schnell ausbreitete. Obwohl keine Menschen zu Schaden kamen, ist der Sachschaden doch erheblich.  © Feuerwehr Olsberg

Aus Sicht der Stadt Olsberg sei es wichtig, zum einen ein attraktives Bad für Einheimische, Sportvereine, Schulschwimmen und Gäste vorzuhalten; zum anderen aber auch, einen möglichst wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen. Dabei müssten neben den reinen Baukosten auch die späteren Betriebskosten berücksichtigt werden.

Das sagt die CDU-Fraktion

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Sabine Menke, Vorsitzende der CDU-Fraktion erklärt: „Der bisherige Prozess macht deutlich, wie schwer es ist, bezüglich des Wiederaufbaus des Aqua eine ausgewogene Entscheidung zu treffen. Das Bad in seiner bisherigen Form wurde gerne angenommen, weil es ,klein und fein’ war. Die CDU-Fraktion kann sich einen Wiederaufbau wie vor dem Brand - getragen durch die Versicherungsleistung - gut vorstellen. Es bleiben dann aber die bekannten Defizite, wie z.B. das zu kleine Solebecken und das Minus von rund 1 Million Euro pro Jahr. Zusätzliche Investitionen sind in jedem Fall in die energetische Sanierung sowie in die Überholung der Technik notwendig. Nicht alles, was wünschenswert ist, ist auch bezahlbar. Die Entscheidung über den Wiederaufbau können und wollen wir nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern im Dialog treffen. Wir müssen uns dabei die folgenden Fragen stellen und beantworten: Wie wichtig ist das Bad für uns in Olsberg, und in welcher Form? Reicht ein Lehrschwimmbecken, brauchen wir eine Sauna, und was wird aus dem Freibad? Sind wir bereit, höhere Investitionskosten gegebenenfalls über den Eintrittspreis zu refinanzieren?Als Politik müssen wir immer alle städtischen Aufgaben und die damit verbundenen erforderlichen Investitionen im Blick haben. Wir stehen in Olsberg in den kommenden Jahren vor großen finanziellen Herausforderungen im Bereich der Feuerwehren und der Schulen - beides Pflichtaufgaben. Wir werden nun zunächst die Sondersitzung abwarten. Die Ergebnisse der Analyse sollen uns dann, zusammen mit einem Energiegutachten, als Grundlage für diese zukunftsweisende Entscheidung dienen. Der Prozess ist leider noch nicht abgeschlossen. Hier brauchen wir alle noch ein bisschen Geduld, zumal der Fachkräftemangel im Bereich Planung und Ausführung sowie die derzeitigen Baukosten und die bürokratischen Hürden den Prozess nicht gerade beschleunigen.“

Das sagt die SPD

Rudolf Przygoda Vorsitzender SPD-Fraktion erklärt: „Ohne inhaltlich auf die Vorschläge einzugehen, stellt sich die Frage nach der Finanzierung dieser Entwürfe, zumal Zuschüsse vom Land zu den Investitionskosten nicht erkennbar sind. Deshalb hat der Rat sich bisher nicht auf diese Vorschläge eingelassen, sondern von einem anderen Beratungsbüro eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die bis August vorgelegt werden soll. Nach Ansicht unserer Fraktion wird dann zu entscheiden sein, welche Maßnahmen unter Einbeziehung der Versicherungsansprüche finanzierbar sind. Dies besonders vor dem Hintergrund, dass insgesamt erhebliche finanzielle Belastungen auf die Stadt durch Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Olsberg und den Umbau der Grundschule in Bigge zukommen. Diese Aufgaben haben wegen ihrer existenziellen Bedeutung aus unserer Sicht in jedem Fall Vorrang vor einer sehr aufwendigen und teuren Sanierung des Aqua.“ Da die Vorschläge des Beratungsbüros noch nicht bekannt seien, sei eine weitergehende Antwort zurzeit nicht möglich.

Das sagt die FDP

Die FDP Fraktion sieht in den vorgelegten Entwürfen „keinen deutlichen Mehrwert in Hinsicht der Funktion und Vermarktung des Schwimmbades“ und stellt fest: „Die vorgeschlagenen Änderungen scheinen eher kosmetischer Natur zu sein, die keinen substanziellen Nutzen mit sich bringen, insbesondere in Anbetracht der enormen Kosten, die damit verbunden sind. Ein Wegfall des Freibades bedeutet im Gegenteil eher noch einen Verlust für die Olsberger Gemeinschaft, vor allem aber für die Olsberger Kinder und Jugend.“

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In Bezug auf die Baukosten stellt Dominik Stahl, Vorsitzender FDP Fraktion, fest, dass diese in beiden Konzepten für den Haushalt in den kommenden Jahren nicht tragbar seien: „Die FDP-Fraktion kann einer solchen enormen finanziellen Belastung, vor allem im Kontext der weiteren angestrebten Großprojekte, nicht zustimmen.“ Zum gegenwärtigen Zeitpunkt empfehle die FDP-Fraktion, das Schwimmbad in seiner ursprünglichen Form wieder aufzubauen. „Dieser Ansatz ermöglicht es, die Kosten durch die Versicherung zu decken und gibt uns Zeit, die Defizite im ursprünglichen Konzept, wie z. B. fehlende Verwaltungsflächen, weiter aufzuarbeiten und in späteren Einzelmaßnahmen zu adressieren”, ergänzt Fraktionsgeschäftsführer Paul Vorsmann.

Für die endgültige Meinungsbildung warte die FDP-Fraktion noch auf die Ergebnisse der extern in Auftrag gegebenen Analyse.

Das sagen die Grünen

Claudia Weigand, Fraktionssprecherin Bündnis 90/Die Grünen Olsberg, erklärt: „Für die Grünen in Olsberg ist kein vorgestelltes Konzept realisierbar und wird von uns nicht mitgetragen. Ebenfalls möchten wir, dass der Freibadbereich erhalten und gegebenenfalls umgestaltet werden sollte.“ Mit Blick auf die Sondersitzung des Stadtrates habe ihre Fraktion die Besichtigung der Gebäude und des Geländes eingefordert, damit ein aktuelles Bild der Sachlage für die Beratungen präsent ist. Claudia Weigand verweist auf ihre Haushaltsrede, in der sie auf das Thema eingegangen war: „Die Präsentation des Architektenbüros sieht einen kompletten Umbau des Aqua vor. Die Summen von 14 bzw. 17 Millionen Euro machen erst einmal sprachlos und stehen in keinem Verhältnis zur erwarteten Summe aus der Versicherung von geschätzt zwei Millionen Euro. Die Rechnung, dass der Rest der Summe über Fördergelder irgendwie gegenfinanziert wird, geht so nicht auf. Hier müssen nicht nur die Investitions- sondern auch die Betriebskosten mit einbezogen werden. Der Eindruck, der eventuell bei den Bürgerrinnen und Bürgern entstanden ist, dass der Rat der Stadt Olsberg nur noch vor der Entscheidung steht, welches Modell der Passang-Präsentation favorisiert wird, möchte ich richtigstellen. Zuerst müssen wichtige Grundsatzentscheidungen getroffen werden. Welche Personengruppen sprechen wir an oder welche Gruppen fallen bei dem vorgeschlagenen Umbau komplett raus? Wäre es nicht sinnvoll das Bad so umzugestalten, dass es für alle Generationen attraktiv ist und auch bezahlbar bleibt? Was dürfen, was wollen und was können wir uns als Kommune eigentlich leisten? Die Belastungen unserer Bürgerinnen und Bürger dürfen nicht noch weiter steigen. Die laufenden Betriebskosten für das zurzeit geöffnete Schwimmbecken übersteigen die Einnahmen bei Weiten. Das Aqua wurde und wird auch zukünftig bezuschusst werden müssen - mit oder ohne Umbau. Ein größeres Bad gleich automatisch mehr Besucherinnen und Besucher gleich mehr Einnahmen - hierfür gibt es keinerlei Berechnungsgrundlagen. Wir sehen hier noch erheblichen Diskussionsbedarf und dieser sollte aus Sicht der Grünen in einer fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe beraten werden.

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In der öffentlichen Sondersitzung des Rates am Mittwoch, 9. August, 17 Uhr, werden eine Machbarkeitsstudie und eine Möglichkeit der konzeptionellen Ausrichtung durch ein Planungsbüro vorgestellt.