Marsberg. Sie wollten nur ihren Abiball feiern. Doch das wurde ihnen kräftig vermiest. Abiturienten aus Marsberg schießen scharf gegen das Ordnungsamt.
Es sollte ein feierlicher, friedlicher und ausgelassener Abiball am Freitagabend in der Schützenhalle Obermarsberg werden. Aber es kam ganz anders. Die Abiturienten erheben schwere Vorwürfe gegen das Ordnungsamt Marsberg. Mit dem Abiball verabschieden sich traditionell die Abiturienten des Carolus Magnus Gymnasiums von ihrer Schulzeit. An den Ball mit Eltern, Lehrern und Schülern schloss sich um 22 Uhr die Abi-Party an, zu der weitere Gäste hinzustoßen durften.
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Den Abiturienten wird der Ball noch lange in Erinnerung bleiben, wohl in keiner guten. Sie sind in jeder Hinsicht enttäuscht, über die ihrer Meinung nach viel zu starken Auflagen des Ordnungsamtes. Auch in den sozialen Medien wird das Thema heftigst diskutiert. „Wir Schüler/innen, die den Abiball selbstständig organisieren, hätten niemals damit gerechnet, dass einem städtischen Gymnasium sowohl bei der Planung als auch bei der Umsetzung eines Abiballs so viele Steine von der Stadt in den Weg gelegt werden würden“, wendet sich Greta Dülme im Namen des Abiturjahrgangs 2023 an unsere Zeitung.
Abifeier in Marsberg: Gespräche nicht auf Augenhöhe
Bereits im Vorfeld hätten die Gespräche mit dem Verantwortlichen nicht auf Augenhöhe stattgefunden, klagt sie an. „Wir Schüler/innen hatten durch die Gespräche und vor allem durch den Umgangston stets das Gefühl nicht ernst genommen zu werden und wurden eingeschüchtert.“ Letztlich seien sie nicht mehr ohne Unterstützung der Eltern zum Ordnungsamt gegangen. „Nur so hatten wir das Gefühl richtig beachtet zu werden.“ Sie hätten sich von Anfang an einen besseren Umgang gewünscht, schließlich hätten sie alle zum ersten Mal eine derartige Veranstaltung geplant. Von Beratung hätte jegliche Spur gefehlt. Greta Dülme: „Ich würde sogar so weit gehen und sagen, dass das Ordnungsamt es mit seinen strengen Auflagen bereits geschafft hat, dass es keine Abipartys mehr im Stadtgebiet Marsberg gibt, über die früher der Abiball im Wesentlichen finanziert wurde. Dem Abijahrgang bleibe somit nur noch dieser eine Abiball in der gesamten Schullaufbahn und selbst „diese Planung ist kaum zu meistern, ohne gegen irgendwelche Regeln zu verstoßen.“
Abifeier in Marsberg: Neun Securitys
Viele der vorgeschriebenen Maßnahmen, die sie bei ihrem Ball hätten berücksichtigen müssen, schienen ihnen übertrieben, wie die neun Security-Leute. Dabei hätte die Securityfirma selber gesagt, dass für Veranstaltungen dieser Größe und vor allem dieser Art, vier Sicherheitskräfte gereicht hätten. So hätte es erst kurz vor dem Abiball die Klärung gegeben, dass die Security nicht nur für die Gäste, die ab 22 Uhr zur Feier hinzukommen, benötigt werden, sondern auch für die Eltern, Lehrer und Freunde. „So mussten wir wenige Tage vor der Feier drei weitere Security Leute organisieren, damit wir überhaupt unseren Schulabschluss mit allen zu erwartenden Personen feiern durften, ohne gegen die Auflagen des Ordnungsamtes zu verstoßen.“
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Am Abend selber führte das Ordnungsamt dann noch Kontrollen vor Ort durch. „Nicht nur durch die Mitarbeiter vom Ordnungsamt, die ihre Präsenz in der gesamten Halle ausübten, sondern auch durch die Polizei, die das Ordnungsamt selber alarmierte, obwohl es absolut nicht erforderlich war, da die Feier in keinerlei Hinsicht auffällig war, fühlten sich die Gäste gestört.“ Mit den dazukommenden neun Leuten der Sicherheitsfirma und drei Mitgliedern der Feuerwehr habe die Veranstaltung eher einem Hochsicherheitstrakt als einem Ball geglichen.
Abifeier in Marsberg: Um 3 Uhr musste Schluss sein
Der Abiball hätte nach den Vorgaben des Ordnungsamtes um 3 Uhr komplett beendet werden müssen. „Somit wurde uns nicht die Möglichkeit gegeben, unseren Abschluss ausgiebig mit Freunden und Familie zu feiern, da wir immer darauf achten mussten, nicht gegen eine Regelung zu verstoßen.“
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Das was die ehemaligen Abiturienten gar nicht verstehen können: Als das Ordnungsamt kurz vor Mitternacht erschienen sei, hätten alle minderjährigen Geschwisterkinder, die ja in Begleitung der Eltern waren, unverzüglich den Ball verlassen müssen. „Da es den Geschwisterkindern, auch laut Jugendschutzgesetz, untersagt ist den Heimweg alleine anzutreten, mussten auch viele unserer Eltern den Ball verlassen. Dadurch konnten wir nicht so ausgelassen mit unseren Eltern unser Abitur feiern, wie wir es aufgrund des hohen Stellenwertes in unserem Leben gerne getan hätten.“
Abifeier in Marsberg: Ordnungsamt will Vorgang klären
Außerdem hätten diese Maßnahme zu massiven Verlusten bei den Einnahmen geführt, „sodass wir nun nach Ende des Abiballs finanzielle Probleme haben, diesen zu finanzieren“. Doch damit nicht genug. Obwohl mit der Securityfirma im Vorhinein alle Informationen abgestimmt worden seien, drohe das Ordnungsamt mit einem Bußgeld, „da wir aus ihrer Sicht die Formalien nicht eingehalten haben“.
„Wir sind dabei die Angelegenheit zu klären und mit den Abiturienten im Gespräch“, so Ordnungsamtsleiter Michael Martin auf Nachfrage der WP.