Brilon/Hochsauerlandkreis. Zweidrittel der Bürger wollen, dass Brilon das alte Kennzeichen zurück bekommt. Politiker könnten entscheiden. Es zeichnet sich eine Tendenz ab.
Viele Briloner beneiden andere Kreise um ihre alten Kennzeichen und wollen das „Bri-Kennzeichen“ zurückhaben. Sie identifizieren sich mit ihrem Kfz-Kennzeichen und sehen es als Ausdruck ihrer Herkunft. Doch seit 1975 müssen sie das „Hsk”-Kennzeichen nutzen, weil der Kreis Brilon im Hochsauerlandkreis aufging.
Kreis lehnt Einführung ab
Das könnte sich ändern, zumindest theoretisch. Denn seit 2012 können Altkennzeichen wieder beantragt werden. Das sind die Kfz-Unterscheidungszeichen, die vor den Gebietsreformen in West- und Ostdeutschland gültig waren. Viele aufgelöste Kreise und Städte haben ihre alten Kürzel wiederbelebt. So fährt die Nachbargemeinde Büren schon seit einigen Jahren wieder mit dem Altkennzeichen „Bür” durch den Kreis Paderborn. Der Hochsauerlandkreis hat aber die Einführung des Altkennzeichens für den Altkreis Brilon bisher abgelehnt. Ein Antrag der Kreistagsfraktion „Die Linke“ auf Wiedereinführung der Kennzeichen „Ar“, „Bri“ und „Mes“ vom 8. März 2017 wurde abgelehnt. Schon im Juni 2012 hatte sich der HSK-Kreistag mit großer Mehrheit gegen die Wiedereinführung möglicher Kfz-Altkennzeichen entschieden.
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Linke möchte das Kennzeichen zurück – CDU, SPD und FDP sind dagegen
Die Linke, die eine Fraktionsgemeinschaft mit den Freien Wählern bildet, bleibt an dem Thema aber dran: „In der Fraktion werden wir das Thema in der nächsten Sitzung auf die Tagesordnung setzen“, schreibt der Fraktionsvorsitzende Dietmar Schwalm auf Anfrage der Westfalenpost. Die Linke orientiere sich dabei an ihrer Wahrnehmung, dass sich viele Bürger und Bürgerinnen eine Wiedereinführung des Altkennzeichens wünschen würden: „Die wichtigste Begründung ist für unserer Fraktion der Wille der Bürgerinnen und Bürger des Hochsauerlandkreises. Und da scheint es eine Mehrheit für die Wiedereinführung zu geben“, so die Einschätzung der Linksfraktion.
Die CDU, mit 26 Mitgliedern die mit Abstand größte Partei im Kreistag, sieht keinen Grund an der jetzigen Situation etwas zu ändern: „Der Kreistag hat bereits zweimal mehrheitlich dahingehend abgestimmt, dass das landschaftsbezogene Kennzeichen für den Hochsauerlandkreis nicht durch die Altkennzeichen ersetzt wird, da auch ein Bezug zur Tourismus-Region Sauerland hergestellt wird“, so das äußerst kurze Statement des Fraktionsvorsitzenden Ludwig Schulte. Das sieht die SPD ähnlich: „Wir halten eine Einführung der Altkennzeichen nicht für notwendig“, so der Fraktionsvorsitzende Reinhard Brüggemann.
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Selbst die liberale Partei FDP hält nichts von der Liberalisierung der Altkennzeichen: „Das Kennzeichen HSK wurde 1975 eingeführt, dank einer “Lex HSK” von Bundestagsmitglied Tillmann. In den letzten Jahren gab es Forderungen zur Wiedereinführung von Alt-Kennzeichen. Der Kreistag hat sich im Jahr 2017 Jahren erneut damit befasst und sich mehrheitlich für die Beibehaltung des Kennzeichens Hsk ausgesprochen. Die FDP-Fraktion im Kreistag sieht keinen Sinn darin, zurück in die Vergangenheit zu gehen. Es gibt bedeutendere Themen und Probleme zu lösen als die Wiedereinführung von Kennzeichen Ar, Mes, Bri zusätzlich zu Hsk“, findet der Fraktionsvorsitzende Friedhelm Walter und fragt sich: „Was ist mit dem angeblich dadurch ausgedrückten „Heimatgefühl“, mit dem sich Sunderaner, Olsberger oder Winterberger identifizieren sollen?“ Unbeantwortet blieb die Anfrage von den Grünen, der AfD-Fraktion sowie der Sauerländer Bürgerliste e.V..
Mehrheit für Bri-Kennzeichen
Während im Kreistag die Mehrheit für eine Wiedereinführung der Altkennzeichen trotz der Vorstöße der Linksfraktion eher unwahrscheinlich bleibt, gäbe es unter den Einwohnern eine satte Zweidrittel-Mehrheit für die Einführung der abgeschafften Kennzeichen. Das legt zumindest eine von der Westfalenpost durchgeführte Umfrage nahe, an der bis Montag. 12. Juni, insgesamt 602 Menschen teilgenommen haben.
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Dabei sprechen sich 69 Prozent für eine Wiedereinführung aus, gegen die Einführung sind lediglich 19 Prozent. Keine Meinung zu dem polarisierenden Thema haben zwölf Prozent der Befragten.
Die Zuschriften, die die Westfalenpost zu diesem Thema erhielt, sind da nicht ganz so eindeutig: „Ich wünsche mir, dass jeder Fahrzeughalter selbst entscheiden sollte, ob er weiter Hsk oder Bri Kennzeichen fahren möchte“, schreibt beispielsweise Heinz Wiese aus Brilon. Meinolf Schäfer ist da wesentlich skeptischer: „Ich persönlich kann mit dem Hsk-Kennzeichen sehr gut leben. Da ich weder Briloner noch Arnsberger oder Mescheder bin, fehlen mir diese alten Kennzeichen in keinster Weise. Ich finde, vor allem das S in Hsk hat eine verbindende Wirkung, da wir alle, ob Ur-Sauerländer oder Buiterlinge, eben Sauerländer sind. Das mag in anderen Kreisen, wie zum Beispiel in unseren Nachbarkreisen Waldeck-Frankenberg oder Siegen-Wittgenstein, in denen man allen die Kennzeichen KB und SI „übergestülpt“ hat, ohne dass sich die Menschen im Frankenberger Land oder in Wittgenstein, in den Kennzeichen wiederfanden, anders gesehen werden. Deswegen sieht man wahrscheinlich auch heute dort wieder so viele Autos mit Wa, Fkb oder Blb-Kennzeichen. Wie auch immer, soll jeder nach seiner Façon mit seinem Kennzeichen glücklich werden“, schreibt der Hallenberger. Und Rita Kruse-Spiekermann findet: „Ich hätte gern Bür als Kennzeichen“. Sie vermutet, dass die ablehnende Haltung des Kreistages auch damit zu tun hätte, dass Westheim, Meerhof, Oesdorf und Essentho früher einmal zum Altkreis Büren gehört hätten. Eindeutig für die Wiedereinführung des alten Kennzeichens ist Beate Schilg: „Ich hätte gerne Bri. Und mein Lebensgefährte auch“. Bei Facebook macht sich Chris Linnemann sogar schon Gedanken um mögliche kreative Kombinationsmöglichkeiten des „Bri-Nummernschildes“, so wären Wörter wie Bri-Ef, Bri-Se oder Bri-Te möglich.