Brilon. Der Waldbahnhof Sauerland in Brilon-Wald ist ein Geheimtipp. Nicht nur für Leute, die in Willingen feiern. Natascha Schellhardt führt das Lokal.
Brilon Wald steht in weißen Lettern auf tiefblauem Hintergrund. Der Bahnhof befindet sich gerade im Umbau. Den hat das Bahnhofsgebäude bereits hinter sich. Vor zwei Jahren zog Natascha Schellhardt hier ein, gemeinsam mit Marla, ihrer Hündin.
Jetzt läuft hier das Waldbahnhof-Hotel. „Ich war vorher zehn, elf Jahre im Forsthaus am Waldsee in der Gastro“, erklärt die jung wirkende Frau.
Waldbahnhof-Hotel in Brilon gerade mal zwei Jahre alt
Ursprünglich kommt sie aus Schafenberg, seit zwölf Jahren ist sie im Sauerland. Als sie die große, schwere Holztür zum Restaurant öffnet, springt ihre Hündin frohlockend herum. „Wegen ihr kommen regelmäßig Kinder zum Spielen“, grinst Natascha.
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Vor zwei Jahren, mitten in der Coronazeit, wusste die Stadt Brilon nicht weiter: Was sollten sie mit dem Bahnhofsgebäude machen? Das Denkmal abreißen – das sollte nicht passieren.
Gasträume als Gleise
Natascha tat sich damals mit Paul Witteler aus Willingen zusammen. Der Plan: Das Gebäude wiederbeleben. Die Fliesen am Boden sind noch die originalen. Und auch ansonsten erinnert das Restaurant an die Geschichte der Bahn.
Hier hängen alte Fahrpläne, die Gasträume sind „Gleis 1“ und „Gleis 2“. Durch Hotel und Restaurant entstanden Arbeitsplätze. Ein Hoteldirektor für den Waldbahnhof war da – „für die Leitung des Restaurants gab es keine Alternative“, erklärt Natascha. „Dabei bin ich eigentlich ein Service-Mensch“, sagt sie und lacht.
Holländische Möbel
Doch ihr Team aus fünf Festangestellten und zwei Aushilfen sei ein tolles und lustiges. Der Job macht ihr einfach Spaß. Der Start, mitten in der Coronakrise, war kein leichter. „Das war eine blöde Zeit ja.“ Doch jetzt läuft der Laden.
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Eingerichtet hat sie hier selbst, geschmackvoll mit holländischen Möbeln aus Leder. Die hohen Wölbungen unter der Decke geben Bahnhofs-Nostalgie. „Es sind viele Familien hier zu Gast“, erklärt sie. Elf Zimmer hat das Hotel oberhalb des Restaurants.
Vier Personen im Doppelzimmer
„Und 52 Betten.“ Klingt viel. Ist es auch. „Wir haben ein interessantes Konzept“, erklärt Natascha. In vielen Zimmern gibt es ein Doppelhochbett und darunter ein weiteres Doppelbett.
Damit passen vier Leute in ein eigentliches Doppelzimmer. Clever und platzsparend. Und günstiger. 57 Euro zahlt eine Person, ab der dritten Person im Zimmer wird’s günstiger. Frühstück ist inklusive.
JGA und Live-Auftritte
„Häufig haben wir natürlich auch Junggesellenabschiedstruppen hier“, erklärt die Chefin lachend. „Die schlafen hier und fahren dann rüber nach Willingen.“ Dort sind sie schließlich innerhalb von sieben Minuten, und es lässt sich feiern, bis die Sonne aufgeht.
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Auch Tagungen, Hochzeiten, Feiern finden hier statt. In einer zweiten großen Halle befindet sich der Buffetbereich. Perfekt auch für Liveauftritte, die hier immer wieder stattfinden. „Mit rustikaler Musik.“
Den Tourismus merkt das Team hier sehr. Viele Wanderer und Radfahrer machen hier halt – „einen Fahrradschuppen haben wir auch.“
„Zwischenstopp“
Der Waldbahnhof wird zur Anlaufstelle für jedermann, „es sind viele verschiedene Menschen hier. Das ist ja das, was es ausmacht.“ Tagsüber ist das Geschäft schnell, kommt ein Zug mit Willingen-Besuchern ist gerne mal „für 10 Minuten Remmi-Demmi“, dann geht’s weiter.
Es geschehe sehr häufig, dass Züge ausfallen und die Menschen hier verweilen können, ein belegtes Brötchen, etwas Süßes, einen Kaffee, einen „Zwischenstopp“ einlegen, wie die Karte die Kleinigkeiten nennt.
Blick in die Zukunft
Und was steht in Zukunft an? Erstmal ein sogenannter Mobilitätspate, einen Ehrenamtler, der über Bahnverbindungen aufklärt, den der Waldbahnhof demnächst bekommt der Waldbahnhof demnächst. An der Wand hängt bereits ein Bild von ihm.
„Wir haben natürlich nicht unbegrenzt Geld zur Verfügung“, sagt Natascha. Auf jeden Fall möchte sie eine klassische Bahnhofsuhr, wie es sie früher immer gab. „Ein besserer Fahrradschuppen wäre auch angedacht“, erklärt sie. E-Bikes müssen sicher untergestellt werden, eine Lademöglichkeit wäre sicher auch wünschenswert.
Nach der Ski-, vor der Radsaison
Und Geld verdienen ist auf dem Plan. „Mit Veranstaltungen zum Beispiel. Da sind wir ja frei, haben viele Möglichkeiten. Probieren, ob eine Idee klappt, oder nicht, kann man immer.“
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Saison ist hier von Karneval bis Ostern. Die wenigen Tage dazwischen ist es ruhiger. „Nach der Ski- und vor der Radsaison.“ Natascha hängt an der Gastro, mag sie gern.
Brilon Walder herlocken
„Es wäre toll, noch ein paar Brilon Walder hierher zu locken. Sie wissen, wenn sie hier sind, haben sie Spaß. Sie könnten öfter kommen“, sagt die Restaurantleiterin lachend. Um 16 Uhr öffnet sie täglich, unter der Woche auch mittags.
Dann geht es für sie an die Arbeit. Mitten in einem lichtdurchflutenden, alten Gebäude, das einen Wahnsinnsblick aus dem Fenster auf Schienen und Wald bietet. Auf den Bahnhof Brilon Wald.