Marsberg/Meerhof. Die Bürger tun alles, um einen Nationalpark Egge, der auch den Meerhofer Wald betreffen würde, zu verhindern. Wie sich die Front formiert.

Meerhof macht mobil gegen den geplanten Nationalpark Egge. Denn der würde auch den Meerhofer Wald mit einbeziehen. „Nein, wir wollen ihn nicht“, sagt Ortsbürgermeister Hans-Josef Dülme bestimmt. „Nicht nur die Forst- oder Landwirte sind dagegen, sondern die ganze Dorfbevölkerung.“

Der Ortsbürgermeister wohnt direkt am Waldrand. Die Meerhofer sind mit ihrer „grünen guten Stube direkt vor der Haustür“ tief verwurzelt. Seit Jahrhunderten leben sie mit, von und durch den Wald. Waldarbeiter und Bauern haben ihn durch ihre jahrhundertelange Bewirtschaftung zu dem gemacht, was er heute ist: „Ein ökologisch und ökonomisch wertvolles Waldgebiet, mit einer großen Artenvielfalt“, fügt Johanna Dreps-Karl aus dem benachbarten Blankenrode an. Sie kennt sich aus, sie leitet ein Forstunternehmen.

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Hermann Willeke, Alfons Kleffner, Joachim Leidinger, Ortsbürgermeister Hans-Josef Dülme, Johanna Dreps-Karl und Jürgen Ruth (von links) halten gar nichts von den Naturparkplänen Egge.
Hermann Willeke, Alfons Kleffner, Joachim Leidinger, Ortsbürgermeister Hans-Josef Dülme, Johanna Dreps-Karl und Jürgen Ruth (von links) halten gar nichts von den Naturparkplänen Egge. © Annette Dülme | Annette Dülme

„Unser Waldgebiet soll auch für die nächsten Generationen so erhalten bleiben, wie er ist“, unterstreicht Hermann Willeke. Die Egge sei sowieso schon zum größten Teil Naturschutzgebiet, ein FFH- und Vogelschutzgebiet. Mehr Naturpark geht gar nicht.“ Er betreibt in zweiter Generation das Sägewerk in Meerhof und steht noch ganz unter den Eindrücken der CDU-Veranstaltung in Schwaney, in dem das Thema Nationalpark Egge in der vergangenen Woche breit diskutiert worden ist von Befürwortern und Gegner.

Im Sozialraum des Sägewerkes am Dorfrand von Meerhof, Richtung Blankenrode, sitzen am großen, massiven Buchentisch die Mitstreiter von Hermann Willeke gegen die Nationalparkpläne.

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Hinter den Plänen steckt als treibende Kraft der Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge. Schon vor zehn Jahren war ein Nationalpark Senne-Eggegebirge im Gespräch. Damals scheiterte die Idee. Auch weil großer Widerstand aus der Bevölkerung aufkam. Jetzt hat der Förderverein die Idee eines Nationalparks wieder aufgegriffen. Diesmal ohne das militärische Gelände der Senne. Der Förderverein favorisiert dafür 12.839 Hektar landeseigenen Flächen im Landschaftsraum Eggegebirge.

Widerstand in OWL

Derweil macht sich wieder Widerstand breit in Ostwestfalen-Lippe mit Demonstrationen gegen die Nationalpark-Pläne. Banner mit der Aufschrift: „Unsere Egge, Nationalpark Nein Danke!!!“ machen in sämtlichen Orten entlang der vorgesehenen Gebietskulisse darauf aufmerksam. Sie reicht von Altenbeken bis Marsberg. Im Stadtgebiet Marsberg handelt sich dabei um landeseigene Waldflächen von rund 800 Hektar nördlich von Meerhof. Auch in Meerhof sind an verschiedenen Stellen des Dorfes die Banner gegen die Naturpark-Pläne aufgestellt.

In der jüngsten Sitzung des Stadtrates Marsberg informierte Niklas Osburg, Leiter des Gemeindeforstamtes Willebadessen, über den aktuellen Planungsstand. Das Gemeindeforstamt verwaltet den Stadtwald Marsberg.

Vor vier Wochen stellte der Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge auf Einladung von Landrat Rüther im Kreishaus Paderborn die Planungsabsichten vor. Die betroffenen Kommunen und auch das Gemeindeforstamt Willebadessen waren eingeladen.

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Wie Osburg ausführte, sei mit dem neuen Koalitionsvertrag der Landesregierung die Idee zur Errichtung eines zweiten Nationalparkes in NRW wieder aufgenommen worden. Der Förderverein Nationalpark Senne sehe in einem solchen eine große Chance für das Gebiet, „insbesondere im Bereich Tourismus, mit großem Nutzen für den Naturschutz und Gewinn für die Wirtschaft.

Bewerbungen zum Nationalpark

Wie Nikolas Osburg, Leiter des Gemeindeforstamtes Willebadessen, vor dem Stadtrat Marsberg ausführte, sehe die Landesregierung vor, dass die Regionen in NRW sich aktiv um einen Nationalpark bewerben sollen und können. Das Verfahren werde aktuell erarbeitet. Ein Ausweisungsverfahren solle im Herbst fokussiert werden.

Nach der großen Nationalpark-Diskussion in der vergangenen Woche in Schwaney positioniert sich jetzt der CDU-Landtagsabgeordnete für den Kreis Paderborn. In der CDU-Veranstaltung hatte er betont, dass seine Fraktion in Düsseldorf fest zum Ziel steht, einen zweiten Nationalpark in NRW auszuweisen. Jetzt gibt er an, dass er ihn nicht in der Egge will.

Die CDU Kreis Paderborn will sich Ende Mai positionieren.

Ein klares Nein zum Nationalpark verkündet derweil die FDP in OWL.

Für Nationalparke sind eine zusammenhängende Fläche von mindestens 10.000 Hektar vorgesehen. Und zusammenhängend ist die Gebietskulisse der Egge nicht. „Sie ist vielmehr ein Flickenteppich“, sagt Jürgen Ruth aus Schlangen. Er hat die Bürgerbewegung gegen die ersten Nationalparkpläne vor rund zehn Jahren gegründet und will jetzt die Meerhofer unterstützten.

75 Prozent der Nationalparkfläche gilt als Kernzone mit Betretungsverbot. Die Meerhofer rechnen nun damit, dass die südliche geplante Gebietskulisse (Dalheim, Hardehausen und Meerhof) zur Kernzone gehören wird. Das wäre das Aus für den Naturerlebnispfad im Meerhofer Wald. „Allein am 1. Mai sind zur Eröffnung der Saison 800 Menschen auf dem Pfad unterwegs gewesen“, sagt Joachim Leidinger, Vorsitzender des Fördervereins Naturerlebnis Wald, der sich um die Pflege und Instandhaltung der verschiedenen Stationen einsetzt. Für ihn zieht das Argument der Tourismusförderung schon mal gar nicht.

An vielen Stellen sind in Meerhof machen Banner gegen die Naturparkpläne aufmerksam
An vielen Stellen sind in Meerhof machen Banner gegen die Naturparkpläne aufmerksam © Annette Dülme | Annette Dülme

75 Prozent Kernzone

Die Kernzone eines Nationalparks darf weder betreten noch bewirtschaftet werden. Sie soll sich ganz und gar selbst überlassen bleiben. „Das bedeutet aber auch“, so Forstwirtin Johanna Karl-Dreps, „dass Baumarten, wie Douglasien, Esskastanien oder Mammutbäume, die in diesem Bereich bereits angepflanzt worden sind, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, wieder entfernt werden müssten.“ Sägewerksbetreiber Willeke: „Ein ungenutzter Wald verrottet, hier ist die Klimabilanz gleich null.“

Das Thema Sicherheit und Brandschutz treibt indes Stadtbrandinspektor a. D. Alfons Kleffner von der Löschgruppe Meerhof um. „Ein Betretungsverbot beinhaltet auch, dass im Fall eines Waldbrandes die Feuerwehr keine Möglichkeit zum Eingreifen hätte“, gibt er zu bedenken. Weil es einfach keine Zuwege mehr gibt.