Winterberg. Das Aus der Kurzzeitpflege am Krankenhaus in Winterberg erhitzt die Gemüter. Nun kritisiert die FWG nicht nur den Betreiber mit harten Worten:
Das Thema beschäftigt viele pflegende Angehörige rund um Winterberg und sorgt für Diskussionen in der Stadt: Anfang August wird das St. Franziskus-Hospital die Kurzzeitpflege komplett einstellen. Das hatte das Krankenhaus in einer Pressemitteilung mitgeteilt und die Stadtverwaltung mit dieser Entscheidung kalt erwischt. Nun scharren Kritiker und Betroffene mit den Hufen. Der Betreiber wehrt sich.
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Harte Attacken
So meldet sich nun der Vorsitzende der FWG Winterberg, Sebastian Vielhaber, zu Wort und attackiert nicht nur die Geschäftsführung des Hospitals. Schließlich habe man das Thema im Rat angesprochen: „In der Haushaltsrede hatte unsere Fraktion berechtigte Sorgen zur ärztlichen Versorgung in Winterberg kundgetan; im Anschluss daran wurden wir vom Seniorenbeirat und der Mehrheitsfraktion für unseren Vorstoß gerügt. Umso mehr verwundert es uns nun, dass sich mit der Streichung weiterer Leistungen, die auch für die medizinisch und pflegerische Grundversorgung im ländlichen Raum notwendig ist, wie die Kurzzeitpflege, nun auch der 1. Vorsitzende des Seniorenbeirats Walter Hoffmann Kritik an der Politik im Krankenhaus übt“, teilt Vielhaber in einem Schreiben mit
Kurzzeitpflegeplätze seien sehr wichtig für die Region, damit sich unter anderem auch Angehörige regenerieren und sich eine kleine Auszeit von der Pflege nehmen könnten. „Im urbanen Raum gibt es zahlreiche Möglichkeiten, nur im ländlichen Raum werden Sie aus Profitgier wegrationalisiert. Wir bleiben dabei, dass die Geschäftsführung des St. Franziskus Krankenhaus gegenüber unseren Bürgern nicht mit offenen Karten spielt“, schimpft Vielhaber. Im Februar sei eindeutig von Seiten der Geschäftsführung im Rat der Stadt Winterberg klargestellt worden, dass die medizinisch und pflegerische Grundversorgung für die Bürger zu jeder Zeit sichergestellt sei. Das Krankenhaus arbeite aus Sicht der FWG profitorientiert und widerspreche sich mit seine Aussage dahingehend, dass man sich über eine ausreichende Versorgung in Winterberg und Umgebung keine Gedanken machen müsse. „Vielmehr werden wir immer wieder aufs Neue überrascht. Was müssen wir demnächst noch alles hinnehmen?“, fragt Vielhaber.
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Krankenhaus wehrt sich
Das St. Franziskus-Hospital wehrt sich gegen die Vorwürfe vehement. Als Krankenhaus sei man für die medizinische Grundversorgung im Bereich der Inneren Medizin und der allgemeinen Chirurgie zuständig. Dies ergebe sich aus dem gesetzlichen Versorgungsauftrag, in dem für den Betrieb einer Kurzzeitpflege (KZP) keine besondere Verpflichtung seitens des Krankenhauses bestehe. Man habe „mit großem Engagement“ seit der Übernahme dennoch neun Kurzzeitpflege-Plätze betrieben. Dies sei, laut Krankenhaus, allerdings aufgrund der geringen Größe stets hochdefizitär.
Als gemeinnützige Krankenhausgesellschaft sei das St. Franziskus-Hospital laut Satzung aber verpflichtet, dauerhaft defizitäre Betriebsteile aufzugeben. Und dies erst recht dann, wenn diese außerhalb des gesetzlichen Versorgungsauftrags lägen. Aus der beschriebenen Situation hätten sich für das St. Franziskus-Hospital drei Möglichkeiten ergeben: 1. Finanzielle Zuschüsse aus dem Eigenkapital, um die KZP zumindest wirtschaftlich kostendeckend zu betreiben; 2. Übergabe an einen anderen Pflegeheimbetreiber; 3. Schließung der KZP. „Mit Blick auf den gesetzlichen Versorgungsauftrag und den seit der Übernahme umfangreichen finanziellen Investitionen in die Infrastruktur sowie in zusätzliches Fachpersonal im Bereich der verpflichtenden medizinischen Grundversorgung sowie aufgrund des vergeblichen, aber nicht minder intensiven Bemühens, einen übernehmenden Pflegeheimbetreiber zu finden, blieb letztlich nur die Schließung“, teilen die Betreiber mit. Angesichts der Kritik der FWG-Fraktion zeigt sich die Krankenhaus-Geschäftsführung irritiert.
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Gespräche auf vielen Ebenen
„Es erscheint geradezu absurd, aus diesem hoch rationalen und sachlich begründeten Vorgehen auch nur den Hauch eines Vorwurfes zu konstruieren“, so Elmar Willebrand, der als Geschäftsführer erst vor wenigen Wochen vor dem Stadtrat die Entwicklung des Krankenhauses dargestellt hatte. Sein Geschäftsführer-Pendant Dennis Figlus kritisiert ebenfalls die Vorgehensweise der FWG und hätte sich zudem ein persönliches Gespräch gewünscht: „Die FWG hat sich zu keinem Zeitpunkt mit dem Krankenhaus in Verbindung gesetzt, obgleich öffentlich dazu eingeladen wurde. Gerne hätte ich die vorgenannten Umstände erläutert, auch wenn jedermann den Unterschied zwischen Grundversorgungsauftrag eines Krankenhauses und einer pflegerischen Kurzzeitpflege, die grundsätzlich von Pflegeeinrichtungen zu erbringen ist, mit einem Mausklick auf www.Recht.Nrw.de. Stichwort „WTG“ jederzeit hätte nachlesen können.“
Die Stadt Winterberg will sich zu der FWG-Kritik nicht äußern. Man wolle zu Themen oder Inhalten von Pressemitteilungen politischer Parteien, die sich nicht konkret auf die Stadt Winterberg beziehen, keine offiziellen Stellungnahmen abgeben, heißt es aus dem Rathaus.
Als Stadt sei man aktuell „intensiv dabei“, Gespräche auf vielen Ebenen zu führen und das eigene Netzwerk zu nutzen, um Möglichkeiten zu schaffen, wieder eine Kurzzeitpflege in Winterberg dauerhaft zu etablieren.