In Bigge verschwindet ein Stück Stadtgeschichte. Die Adler-Apotheke wird schließen. Inhaber Karl-Heinz Förster, genannt Heiner, über die Gründe.
Bigge. Nach fast 200 Jahren endet am 30. Juni diesen Jahres die Ära der Adler-Apotheke in Bigge im alten Fachwerkhaus an der Hauptstraße. Mit der Schließung der Apotheke, die seit 1824 in Familienbesitz ist, geht auch ein weiteres Stück Bigger Geschichte zu Ende.
Die ältere Generation der gesamten Stadt Olsberg kann sich noch erinnern, dass die Adler-Apotheke gewissermaßen ein Alleinstellungsmerkmal hatte. Das hieß, wenn man ein Rezept einlösen wollte und auch sonst dringend ein Medikament brauchte, an der Apotheke in Bigge führte für die Bewohner im heutigen Olsberger Stadtgebiet kein Weg vorbei. Das war früher, als es kaum Autos gab und die öffentlichen Verkehrsmittel nur selten fuhren, mitunter ein Tagesausflug. Vor allem in den Wintermonaten, wenn man zum Beispiel in Elpe oder Bruchhausen wohnte und noch nicht einmal ein Fahrrad hatte.
Anforderungen an die moderne Apotheke und Fachkräftemangel
Fast wie heute, wo auf den Dörfern sämtliche „Tante-Emma-Läden“ dicht gemacht haben und die Einwohner zum Einkaufen in die Kernstadt müssen.
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„Wir wachsen zusammen“, so Inhaber Karl-Heinz Förster, genannt Heiner, und nennt einige Gründe, warum er sich demnächst mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn auch nicht so ganz freiwillig, komplett auf die Apotheke Förster in Olsberg konzentrieren will. Zum einen seien das die erhöhten gesetzlichen Anforderungen und zum anderen werde man den geltenden Vorschriften und Änderungen in puncto Räumlichkeiten in Bigge nicht mehr gerecht.
Hinzu komme auch der Mangel an Fachkräften, ein Problem, das auch Heiner Förster beschäftigt. Alle derzeitig in Bigge und Olsberg tätigen Mitarbeiter werden auch übernommen. In diesem Zusammenhang verweist Heiner Förster darauf, dass die Apotheken-Schließung ein unaufhaltbarer Prozess sei und in Deutschland im Schnitt jeden Tag eine Apotheke schließe. Förster: „Bundesweit ist die Anzahl seit 2016 von 21200 auf unter 18.000 gesunken“.
Versorgung der Bürger von Olsberg und seinen Dörfern sicherstellen
Noch einmal unterstreicht Heiner Förster, der 2003 nach dem Tode seines Vaters Karl-Heinz die beiden Apotheken übernahm, dass man jetzt die Kräfte bündeln wolle um sich darauf zu konzentrieren, dass auch in Zukunft die Versorgung der Bürger von Olsberg und seinen Dörfern sichergestellt sei. So wie es seit mehr als zwei Jahrhunderten die Zielsetzung seiner Familie ist: „Eine gute Arzneimittelversorgung für Ihre Gesundheit und seit Jahren selbstverständlich, Lieferung bis ins Haus.“
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Ein so entscheidender Schritt ist Grund genug, einen Rückblick in die Geschichte des Gebäudes und auch der Familie Adler/Förster zu werfen, die auch im Buch „Bigge im Strom der Zeit“ von Fritz Metten und Karl-Heinz Förster, dem Vater von Heiner Förster, festgehalten wurde. Da es mitunter keinerlei schriftliche Unterlagen gibt, stützen sich die beiden Chronisten auch auf Vermutungen und Erzählungen aus der damaligen Zeit.
Das Gebäude
1678 wurde der hintere Teil des Hauses von Georgius Schulte und seiner Frau Eva errichtet. Dieser Teil des Hauses wurde 1961, da unbewohnbar, von Karl-Heinz und Rita Förster geb. Pauli abgerissen und neu angebaut.
Der vordere Teil, die Apotheke, wurde 1769, wird vermutet, erbaut. Im Hause befindet sich ein verbauter Balken mit Inschrift „Erbaut 1604“. Dieser Balken kann aber auch aus einem anderen Haus stammen. Es ist auf jeden Fall eines der ältesten Häuser in Bigge und trug früher die Hausnummer „1“.
Als Bigge 1804 etwa 400 Einwohner hatte, erhielt Dr. med. Caspar Kropff aus Olsberg die Erlaubnis in Bigge eine Apotheke im Haus „Durkes“ (heute Bruchstraße 11) zu betreiben, die 1823 Josef Adler kaufte. Er verstarb kurze Zeit später im Jahr 1823.
Die Adler-Apotheke.
Seine Witwe Margarete erwarb 1824 das alte Bauernhaus mit der Hausnummer „1“, von Dr.med. Caspar Kropff. Es ist eine der ältesten Solstätten in Bigge. Witwe Margarete verlegte die Apotheke dorthin. Die Adler-Apotheke ist nun fast 200 Jahre an diesen Standort und stellte die Versorgung im Ruhrtal sicher.