Olsberg. Janina Wesemann arbeitet als Dachdeckergesellin bei der Firma Jedamzik in Olsberg in einer Männerdomäne. Die 21-Jährige über Job und Kollegen.

Höhenangst kennt Janina Wesemann nicht. Und das ist auch gut so, denn die 21-Jährige arbeitet als Dachdeckergesellin bei der Firma Jedamzik in Olsberg. Ihr Arbeitsplatz ist bei Wind und Wetter draußen. Im Handwerk arbeiten - das ist genau das, was die junge Frau schon immer machen wollte.

WP-Newsletter per Mail: Was ist los in Brilon, Olsberg, Marsberg, Winterberg, Medebach und Hallenberg? Holen Sie sich den Newsletter für Ihren täglichen Nachrichtenüberblick

Allein unter Männern

Bei der Arbeit hoch über den Dächern ist Janina Wesemann allein unter Männern, denn das Dachdeckerhandwerk ist auch heute noch eine Männerdomäne. Auch im Dachdeckerbetrieb von Daniel Jedamzik, der für viele Neuerungen offen ist, ist sie bisher die einzige weibliche Mitarbeiterin im handwerklichen Bereich. Janina Wesemann stört das wenig: „Ich komme damit gut klar. Die Kollegen sind alle sehr nett und hilfsbereit. Es kommt immer darauf an, ob man etwas lernen will oder nicht. Da achten sie drauf und dann hat man auch als Frau keine Probleme. In unserem Team gefällt mir, dass wir einen so guten Zusammenhalt haben.“

Lesen Sie auch:Hausarztmangel in Brilon: Wie „EVA´s“ für Entlastung sorgen

Voraussetzung: Handwerkliches Geschick und Schwindelfreiheit

Am Anfang sei die körperliche Arbeit allerdings schon manchmal recht schwer gewesen, erinnert sich die junge Frau, aber sie habe sich daran gewöhnt. „Ich weiß noch, wie ich das erste Mal Schweißband-Rollen tragen wollte. Da musste ich selbst lachen. Aber irgendwann weiß man, wie man die Arbeitsmaterialien am besten trägt und dann ist es gar kein Problem. Außerdem haben wir ja auch viele Hilfsmittel und Aufzüge. Damit geht das alles schon ganz gut“, erzählt Janina Wesemann.

Neben der Bereitschaft, körperlich zu arbeiten, sollte man auch handwerkliches Geschick mitbringen und schwindelfrei sein, so die Erfahrung der 21-Jährigen, die ihre dreijährige Ausbildung in Lippe absolviert hat und seit Mitte Februar beim Dachdeckerbetrieb Jedamzik in Olsberg arbeitet. Schon im Kita-Alter sei für sie klar gewesen, dass sie Handwerkerin werden möchte. Nach einigen Praktika habe sie sich dann für den Dachdecker-Beruf entschieden. Ein Beruf, der übrigens sehr viele Perspektiven mit sich bringe, sei es durch Meisterschule, Studium oder Selbstständigkeit. Sie selbst möchte aber jetzt auf jeden Fall erstmal ein paar Jahre Berufserfahrung als Gesellin sammeln.

Lesen Sie auch:Westfalenpost Winterberg/Brilon jetzt auf Instagram folgen!

Bei Wind und Wetter draußen arbeiten

„Ich finde es schön, draußen an der frischen Luft zu arbeiten. Mein Job bei der Firma Jedamzik ist sehr abwechslungsreich, weil wir hauptsächlich Schieferarbeiten machen und dafür sehr viel Handarbeit erforderlich ist“, erklärt Janina Wesemann. Sie sagt: „Man muss jeden einzelnen Schieferstein individuell bearbeiten und mit einem Bogen versehen. Dabei muss man sehr genau arbeiten, damit es am Ende nicht zackig aussieht, wenn man daran hochguckt. Das macht mir sehr viel Spaß und ich freue mich, wenn ein Dach oder eine Wand gut gelungen ist.“ Zur ihrer Arbeit als Dachdeckerin gehören aber nicht nur das Behauen und Verlegen des Schiefers, sondern zum Beispiel auch Reparatur-Arbeiten, das Abdichten von Dächern und die Erneuerung von Dämmung.

Lesen Sie auch: Brilon: Unerwarteter Geheimplan zu Nachfolge in Oli´s Bistro

Grandiose Aussichten

Immer wieder faszinierend ist es für die junge Frau, hoch auf dem Dach zu arbeiten - oft mit einer grandiosen Aussicht. Natürlich sei es nicht bei jedem Wetter immer schön, draußen zu arbeiten: „Wenn es richtig regnet, kann das schon sehr unangenehm sein. Vor allem wenn es kalt ist und die Klamotten irgendwann komplett nass sind“, so ihre Erfahrung. Weniger mache ihr dagegen die Hitze im Sommer aus. „Dann ist halt nur die Sonnencreme wichtig“, lacht die 21-Jährige. Kein Problem hat sie damit, so häufig unterwegs auf Montage zu sein. Im Gegenteil: Sie findet es sehr spannend, an so verschiedenen Einsatzorten arbeiten zu können.

Bahrillo Subhonqulov (vorne rechts) und Shohin Bobojonvo stammen aus Tadschikistan. Beide sind Azubis im Dachdeckerbetrieb Jedamzik in Olsberg. Dirk Jedamzik (hinten links) und Sohn Dirk sind froh, dass die beiden für ihren Betrieb arbeiten.
Bahrillo Subhonqulov (vorne rechts) und Shohin Bobojonvo stammen aus Tadschikistan. Beide sind Azubis im Dachdeckerbetrieb Jedamzik in Olsberg. Dirk Jedamzik (hinten links) und Sohn Dirk sind froh, dass die beiden für ihren Betrieb arbeiten. © Jutta Klute | Jutta Klute

Schiefer als ein besonderer Baustoff

Der Dachdecker-Fachbetrieb Jedamzik hat sich auf Schieferdächer spezialisiert. Deshalb ist das Team von Firmeninhaber Daniel Jedamzik auch sehr viel auf Montage: In NRW, in Hessen, in Hamburg, Niedersachsen und auch schon mal in Berlin. „Schiefer ist eine ganz besonderer Baustoff. Wir machen hier noch echte Handarbeit. Schieferdächer kann nicht jedes Dachdecker-Unternehmen. Deshalb werden wir dann als Fachfirma für Arbeiten in ganz Deutschland geholt“, erklärt Daniel Jedamzik. Er hat das Olsberger Unternehmen Anfang dieses Jahres von seinem Vater Dirk übernommen, der den Familienbetrieb 1988 gegründet hatte.

Viel Montage-Tätigkeit

Das bisher größte Projekt sei das Andreas-Quartier in Düsseldorf gewesen; ein historisch geprägtes Stadtviertel. Dort hat der Sauerländer Dachdeckerbetrieb mehr als vier Jahre gearbeitet. Solche Einsätze bringen für das gesamte Team viel Montage-Tätigkeit mit sich. „Für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist das gar nicht schlecht. Wir haben nämlich dadurch eine Vier-Tage-Woche eingeführt, arbeiten von montags bis donnerstags und haben dann drei Tage frei“, erklärt der Firmeninhaber, der darauf setzt, damit auch neue Fachkräfte zu gewinnen. Damit zeigt der Firmenchef einmal mehr, dass er gerne neue Wege geht, um dem Fachkräftemangel im Handwerk etwas entgegen zu setzen. Immerhin hat er auch zwei junge Männer aus Tadschikistan angeworben und erreicht, dass sie bei ihm eine Ausbildung machen.

Vier-Tage-Woche

Auch Gesellin Janina gefällt das Arbeitszeitmodell ihrer Firma sehr gut. Und so kann sie sich schon auf das nächste große Schieferprojekt freuen: Das Dach des Detmolder Schlosses soll durch das Sauerländer Unternehmen neu eingedeckt werden - ein Arbeitsplatz mit fürstlichem Charme, der sicher so manchen besonderen Ausblick verspricht.

Firmen-Infos

Mitarbeiter: 13

Standorte: 1 in Olsberg

Branche: Dachdeckerhandwerk

Arbeitszeit: 40 ( 4 Tage Woche)

Benefits: E-Bike-Leasing, Bereitstellung von Berufskleidung, überdurchschnittliche Auslöse und Einzelzimmer bei Montagetätigkeiten, Gutscheine

Adresse: Dachdecker-Fachbetrieb Jedamzik: Unter’m Hagen 1, 59939 Olsberg

Internet:www.dachdecker-jedamzik.de; facebook: Dachdecker Jedamzik; instagram: jedamzik_dach