Marsberg/Giershagen. Die Bäckerei Jäger schließt ihre Filiale nach 13 Jahren in der Bahnhofstraße in Marsberg. Das sind die Gründe.
Corona-Krise, Ukraine-Krieg, Rohstoff- und Energiepreise: Das alles macht besonders auch den Bäckereien zu schaffen und zwingen nicht wenige landauf, landab in die Knie. „Auch für uns hat das zu puren Existenznöten geführt“, sagt Nicole Jäger, Chefin der Traditionsbäckerei Jäger in Giershagen. „Wir haben die Reißleine gezogen und uns neu aufgestellt.“
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Will heißen: Die Bäckerei hat ihre Filiale in der Innenstadt von Marsberg geschlossen. „Wir sehen es als Chance, unsere Kräfte zu bündeln, um an anderen Standorten noch besser für Euch da zu sein. Begleitet uns gerne bei unserem Wandlungsprozess und überzeugt Euch selbst“, gibt die Bäckerei im Internet bekannt und bedankt sich bei ihren Kunden für ihre Treue.
„Wir sind diesen Schritt wirklich nicht leichten Herzens gegangen“, sagt Nicole Jäger im Gespräch mit der WP. Aber Fakt sei nun mal, dass ihnen einfach das Personal gefehlt habe. Durch den hohen Krankenstand während der Corona-Zeit und auch der jüngsten Krankheitswelle. „Wir konnten die Filiale personell nicht mehr besetzen.“
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Von Laufkundschaft gelebt
Hinzu komme, dass die Filiale in der Bahnhofstraße vor allem von der Laufkundschaft gelebt habe. Viele Schülerinnen und Schüler hätten vor oder nach der Schule ihre Pausen-Snacks bei ihnen gekauft. Die fehlten dann in den Ferien. Und somit die Einnahmen.
„Ich finde es sehr schade“, schreibt ein User auf facebook zur Schließung. „Vom Personal her eindeutig die freundlichste Bäckerei. Und die Käselaugenstangen sooo lecker.“ Ein weiterer Kommentar: „Wir waren öfters bei euch. Euch alles Gute. Auf die neue Chance. Klar sind wir auch hier mit dabei.“
Die Bäckerei Jäger hat ihren Stammsitz in Giershagen. „Wir backen alles selber“, sagt die Bäckermeisterin Nicole Jäger nicht ohne Stolz. Von den Laugen-Brezeln oder -Stangen, über Donats bis hin den leckeren Schoko-Croissants. „Jedes Brot und jedes Brötchen geht durch unsere Hand.“ Zu haben sind die Leckereien aus dem Hause Jäger in Marsberg noch in der Filiale an der Bredelarer Straße (B7) und in den Filialen in den hessischen Nachbargemeinden Adorf, Twiste, Korbach und Volksmarsen.
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Dafür sorgen sieben Vollzeitbäcker und 45 Angestellte jeden Tag der Woche auch an den Sonntagmorgenden. So soll es auch in den kommenden 20 Jahren sein. Das sah seit zwei Jahren aber gar nicht danach aus. Die Energie- und Rohstoffpreise stiegen in gigantische Höhen. „Mit den Strompreisen haben wir noch mal Glück gehabt“, sagt Nicole Jäger. Per Vertrag waren sie festgeschrieben. Aber die Gaspreise.
Gebacken wird in Giershagen nur mit Gas. Und der Gaspreis stieg von 1500 Euro im Monat vor dem Ukraine-Krieg, zunächst auf das Doppelte, Anfang des Jahres auf das fast Zehnfache. Dank der Gaspreisbremse hat die Bäckerei heute allein 5.000 Euro „nur“ an Gaskosten.
Fünf Bäckerei-Jäger-Filialen
Hinzu kamen und kommen die gestiegenen Rohstoffpreise. Der Preis für Flüssigei und Butter hat sich verdreifacht. Die Butterpreise haben sich wieder relativiert. Aber auch die Preise für Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, oder Leinsamen haben sich erhöht.
Traditionsbäckerei seit 1950
Die Bäckerei Jäger ist seit 1950 in Giershagen ansässig. Nicole Jäger führt sie in dritter Generation. Ihr Vater Josef Jäger (69) steht auch noch jeden Tag mit in der Backstube. Tochter Rhoda arbeitet seit April mit im Familienbetrieb und macht die Buchhaltung.
Seit 2010 gab es die Filiale in der Bahnhofstraße. Weitere Filiale gibt es in Marsberg an der Bredelarer Straße (B7), sowie im benachbarten hessischen Adorf, Twiste, Korbach und Volkmarsen
Nicole Jäger: „Wir hätten sechs Euro für ein Brot nehmen müssen. Haben wir aber natürlich nicht.“ Die Preise hätten sie schon angehoben. Aber moderat. Bemerkt hat sie auch, dass sich das Kaufverhalten der Kunden verändert hat, denn auch die haben letztendlich durch die gestiegenen Preise weniger Geld in der Tasche. Wenn beispielsweise früher zehn Körnerbrötchen gekauft worden seien, so würden viele heute stattdessen fünf normale und fünf Körnerbrötchen nehmen.
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„Das vergangene Jahr hat uns viel Geld gekostet.“ Nicole Jäger sieht ihren Handwerksbetrieb jetzt aber auf dem richtigen Weg.