Brilon. Der Holzverbrauch ist in Deutschland zu hoch. Experten diskutieren in Brilon über einen notwendigen Wandel in der Wald- und Holzindustrie.
„Der Weg aus der Klimakrise führt direkt in unsere Wälder“, erklärte Georg Schirmbeck, Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR), der am Internationalen Tag des Waldes nach Brilon gekommen war. Gemeinsam mit Bürgermeister Dr. Bartsch und Dirk Wiese (MdB) wurde ein Traubeneichen-Bäumchen im Wald oberhalb des Kurpark-Hotels gepflanzt.
Dr. Bartsch wurde begleitet von Waldfee Zoe und zwei Praktikanten. Sie hatten die Bäumchen vom Neujahrsempfang mitgebracht, die im Bürgermeisterbüro überwinterten und jetzt ein zweites Leben im Wald bekommen.
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DFWR-Präsident Georg Schirmbeck und Johannes Schmitt (Geschäftsführer) hatten sich einen Einblick in die Situation des Stadtwaldes verschafft und über die Auswirkungen des geschädigten Forsts gesprochen, der Waldbesitzer und Forstbetriebe vor große Herausforderungen stellt. Nach der Pflanzaktion diskutierten neben Forstleuten auch Unternehmer der Holzwirtschaft wie Sägewerke, Tischler und Zimmereien im Hotel am Kurpark über die Auswirkungen von Schadholz für die gesamte Wertschöpfungskette. Gemeinsam wurde nach Lösungen gesucht, denn Bauen, Wohnen und Heizen mit Holz als Biomasse in der energetischen Verwendung sind für den Wandel hin zur Klimaneutralität unverzichtbar.
Knappes Gut: Holzverbrauch beim 2,5-Fachen von dem, was in Deutschland verfügbar ist
„Holz ist ein knappes Gut und der Holzverbrauch ist schon jetzt das 2,5-Fache von dem, was in Deutschland verfügbar ist“, befürchtete Dr. Bartsch eine Verschärfung der Waldsituation. „Wir haben einen deutlichen Überverbrauch und der Markt alleine scheint es nicht zu regeln.“ Die Politik fordere 30 Prozent Unterschutzstellung von Wäldern und Holz, „aber wo soll es dann herkommen?“
„Wenn ich wüsste, wie man die Wunden des Waldes wegzaubern kann, wäre ich ein gemachter Mann“, so Georg Schirmbeck. „Wir wollen junge, bunte Wälder haben und ernten, wenn das Holz reif ist. Der Wald benötigt drei Generationen, bis man ernten kann. Wenn 30 Prozent der Landflächen unter Schutz gestellt werden, spielen die Leute verrückt“, warnte er. Der Cluster Wald und Holz sei die nachhaltigste Branche Deutschlands und bedeutender Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. Aber der Forst müsse auch wirtschaftlich ökonomisch sein und politische Restriktionen dürfen nicht zur Holzverknappung führen. „Bauen mit Holz ist angesagt, aber wir müssen es auch zur Verfügung stellen“.
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Dirk Wiese (MdB) betonte, dass auf Bundesebene versucht werde, dass Gelder auch sinnvoll ankommen. „Holzbau ist ein Teil der Klima-Lösung. Pauschale Stilllegungen sind schwierig, denn Wald wird immer in irgendeiner Weise genutzt. Themen, die uns als Region wichtig sind, kommen schon in Berlin an.“
Wie sieht die Versorgungslage in der Zukunft aus?
„Kein Bürgermeister kann Holz herbeischaffen, was hier nicht wächst“, riet Schirmbeck der Industrie umzudenken und andere Holzarten einzusetzen. In 35 Jahren gebe es erheblich weniger Fichte, sondern mehr Laubholz. „Der Weg aus der Klimakrise führt direkt in unsere Wälder. Wir haben eine Bringschuld, wenn ich moderne Anlagen in der Region habe, muss ich auch liefern. Ich habe mir auch nicht gewünscht, dass nach Kyrill und Friedrike der Borkenkäfer kommt.“
Wie sieht die Versorgungslage in der Zukunft aus? Da machten sich viele Holzbau-Unternehmer wie Ernst Hennecke bereits Gedanken. Auch Stefan Beule (Vorsitzender der Briloner Bauhandwerker) erklärte, dass er in seinem Tischlerei-Betrieb ab 2024 nur noch Holz aus der Region für den Möbelbau einsetze. „Man muss flexibler und kreativ sein und vielleicht bald ein Kieferndach anbieten. Wir haben die Aufgabe, dem Kunden auch Lust auf andere Hölzer zu machen und ihm neue Sachen zu zeigen.“
Mit dabei war auch Udo Heger, ab 3. April neuer Forstamtsleiter in Brilon. „Die Fichtenverluste im Forst sind schwer zu kompensieren und man muss versuchen, den Fichtenholzbestand so zu strecken, dass er auch in Jahren noch da ist. Aber wir müssen in alle Richtungen gucken, was man machen kann.“