Brilon. Ingo Ritter ist Vorstandschef der Sparkasse Hochsauerland. Er macht sich große Sorgen um das Bauen. Das Geldinstitut zieht daher Konsequenzen.
Ingo Ritter öffnet die Tür zu seinem neu eingerichteten Büro im Anzug, aber ohne Krawatte: „Die Zeiten sind seit ein paar Jahren vorbei“, schmunzelt er. „Wir sind eine Gewinner-Region“, wird Ingo Ritter deutlich. Der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hochsauerland hat sich also gut eingelebt, nachdem er vor fünf Jahren vom Niederrhein an den Rothaarsteig gewechselt ist.
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Stärkung und Förderung der Wirtschaft
Die Sparkassen stellten ihren Firmenkunden im zurückliegenden Jahr gewerbliche Darlehen in Höhe von 456,4 Millionen Euro bereit. (+6,1 Prozent). „Alle drei Institute im Hochsauerlandkreis sind in der Region fest verankert und arbeiten eng mit zahlreichen Unternehmen zusammen. Die Stärkung und Förderung der mittelständischen Wirtschaft gehört zu unserem Kerngeschäft“, so Ingo Ritter, Vorsitzender der Sparkasse Hochsauerland. Trotz noch nicht ausgestandener Folgen der Corona-Krise, zeigte sich die sauerländische Wirtschaft zunächst investitionsbereit. Die Nachfrage nach Krediten schwächte sich im zweiten Halbjahr in Folge steigender Zinsen allerdings ab. Dennoch blieb unterm Strich ein starkes Plus.
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Staatliche Fördermaßnahmen fehlen
Große Sorgen machen sich Ritter und sein Stellvertreter Jürgen Hillebrand jedoch um das Baugeschäft: „Die Investoren sind aktuell sehr zurückhaltend und die Baustoffe werden teurer“, so Hillebrand. Auch die Sparkasse verzichtet aktuell deswegen darauf, auf dem Immobilienmarkt zu investieren: „Im Moment ist das undenkbar“, bestätigt Ingo Ritter. Es fehle an staatlichen Fördermaßnahmen: „Ohne Förderung müssten wir zwischen 17 und 20 Euro Miete nehmen, das zahlt ihnen in Brilon aber niemand“, bringt Ritter das Dilemma auf den Punkt. Auch Bürokratie müsse abgebaut werden. Für Familien, die neu bauen wollen, werde es ebenfalls eng: „Die Zinsen und Tilgungsraten, auch wenn das nicht immer vergleichbar ist, sind aktuell so hoch, dass sich selbst gut verdienende Paare ziemlich strecken müssen, um sich den Wunsch vom Eigenheim zu erfüllen“, sagt Ritter. Günstigere alte, aber unsanierte Häuser hätten es trotzdem schwer auf dem Markt: „Viele Altbauten müssen erst aufwendig saniert werden, das kommt ja auf den Kaufpreis noch mal darauf und dann wird es am Ende trotzdem teurer“, erklärt Ritter. Ein weiteres Problem seien fehlende Grundstücke. Zwar gebe es in Brilon und Umgebung bis zu 600 Baugrundstücke. Diese ständen dem freien Markt aber nicht zur Verfügung.
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Kredit hängt nicht vom Alter ab
Aufräumen möchte Ritter aber mit einem Gerücht: „Die Vergabe eines Kredites hängt nicht vom Alter ab, sondern davon, was damit geplant sei“. So sei es auch im gehobeneren Alter möglich, das Haus auf modernere Standards umzurüsten. Letztendlich sei das auch eines der Alleinstellungsmerkmale der Sparkassen: „Wir sind mit den Beratern vor Ort und können für unsere Kunden individuellen Lösungen finden. Das bekommt man nicht im Internet“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Gerade deswegen sei es auch wichtig, weiterhin die Fläche zu bedienen: „Wir werden in den nächsten Jahren keine weiteren Filialen schließen“, so das Versprechen der Sparkasse Hochsauerland in diesem Zusammenhang. Eine Renaissance erlebe derzeit der gute, alte Bausparvertrag: „Der bietet sich zum Beispiel an, wenn man einen Kredit ablösen möchte, der bald abläuft und daher mit höheren Zinsen zu rechnen ist“.
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Fotovoltaik auf dem Dach der Sparkasse
Mit einem Bausparvertrag könnten die Zinsen dauerhaft auf einem niedrigen Niveau gehalten werden: „Das geht“, so Ritter, „aber nur mit einer Beratung bei uns im Haus“, weist er auf das Angebot hin. Auf dem Dach der Sparkasse sind seit dem letzten Jahr Solarpaneele installiert. Insgesamt 96 Kilowattstunden wären in der Spitze damit möglich: „Praktisch heißt das, dass wir unsere Grundlast von 35 Kilowattstunden an Wochentagen je nach Tageszeit und Sonnenstand damit decken können“, erklärt Ritter beim Besuch auf dem Dach, welches eine spektakuläre Aussicht auf Brilon und seine Umgebung bietet.