Medebach. Es gibt viele Fragen zum umstrittenen Projekt. Bemängelt wird die Verkehrsführung. Wird die Sicherheit der Schulwege für den Neubau geopfert?

Wie sehen die genauen Planungen von Edeka für einen neuen Markt auf der sogenannten Falkebrache in Medebach aus? Um das Bauvorhaben ausführlich vorzustellen und zu diskutieren, hatte die Hansestadt zu einer Bürgerversammlung geladen. Rund 140 Zuhörer waren dazu ins Kolpinghaus gekommen, darunter viele Anwohner der Straßen rund um die Falkebrache sowie Mitglieder des Stadtrates. Der Neubau ist bekanntlich umstritten.

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Die Eigentümerfamilie des bisherigen Standorts in der Bachstraße möchte den dortigen veralteten Markt erhalten, sanieren und erweitern und hatte ihre Pläne im Oktober in einer Ratssitzung vorgestellt. Die Edeka Hessenring Handels-GmbH, vertreten durch Prokurist Gregor Muth, sieht jedoch mittelfristig keine Perspektive in der Bachstraße und möchte ein den modernen Ansprüchen genügendes Gebäude auf der gut 9.500 qm großen Falkebrache bauen, um dort einen Vollsortimenter einzurichten. Der Betreiber des jetzigen Marktes, Markus Mitsch, würde diesen übernehmen.

Es gibt noch keine Baugenehmigung

Bürgermeister Thomas Grosche betonte ausdrücklich, dass es sich bei dem Zusammentreffen um eine reine Info-Veranstaltung mit einem Austausch handele und die Entscheidung für oder gegen einen Neubau noch offen sei. Ihm und dem Rat gehe es darum, Meinungen und Hinweise der Bürger zu hören. Für einen Neubau sei ein umfangreiches, öffentliches Bauleitverfahren nötig, zu dem im späteren Verlauf Stellungnahmen abgegeben werden könnten.

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Die Falkebrache, die seit 2017 Edeka gehört, ist im Flächennutzungsplan derzeit als Mischgebiet für Wohnen und Gewerbebetriebe ausgewiesen. Um einen Lebensmittelmarkt in der von Edeka geplanten Größe bauen zu können, müsste der Flächennutzungsplan geändert werden. Ziel von heutigen Genehmigungsverfahren sei es, Lebensmittelmärkte wohnortnah in Zentren einzurichten, nicht mehr wie früher auf der grünen Wiese. Grosche erklärte, man habe in den vergangenen Jahren mehrere Flächen-Alternativen im Stadtgebiet überprüft, genehmigungsfähig sei ein solcher Vollsortimenter jedoch nur auf der Falkebrache.

5,40 Meter hohes Gebäude

Wie ein künftiger Markt mit seinen Außenflächen aussehen könnte, erläuterte Architektin Helga Köster-Saure. Geplant ist eine Verkaufsfläche von 1700 Quadratmeter sowie ein 100 Quadratmeter großer Backshop in einem 5,40 Meter hohen Gebäude, dessen Außenflächen größtenteils eine Glas- und Holzoptik aufweisen und das mit der Rückseite zum Prozessionsweg liegt. Auf dem Dach, das tiefer liegt als die benachbarte Hansegrundschule, wird Photovoltaik montiert, zudem ist eine Wärmepumpe vorgesehen, die beide Energie für den Eigenbedarf produzieren.

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Eine Zufahrt soll es nur aus Richtung Schützenstraße/Südwall geben, von den Straßen „An der Stadtmühle“ und „Auf der Burg“ sind Fußwege geplant. Die Parkfläche wird aus 121 Stellplätzen bestehen, weitere 14 separate Parkplätze will Edeka für das Kollegium der Hansegrundschule bereitstellen, die von der Stadtmühle angefahren werden. Die Anlieferungen erfolgen über die der Schützenstraße zugewandten Seite über eine Lkw-Rampe. Laut seinem Gutachten seien die umliegenden Straßen in der Lage, den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen, erklärte Prof. Norbert Fischer-Schlemm. Es kam Kritik auf, dass für das Gutachten erforderliche Zählung an einem Ferientag in 2018 erstellt worden war. Die zulässigen Kapazitätsgrenzen würden laut Fischer-Schlemm dennoch deutlich nicht erreicht.

Alle Facetten berücksichtigen

Viele teils recht kritische Fragen der Zuhörer bezogen sich auf die Leitung des Verkehrs und die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrer, insbesondere der Grund- und Sekundarschüler auf ihrem Schulweg. Deutlich spürbar war die Sorge vor einem zu hohen Verkehrsaufkommen auf den betroffenen Straßen. Der Kreuzungsbereich der Savoyen-/Schützenstraße/Südwall soll breitere Gehwege und eine Rechts-vor-Links-Regelung erhalten. Der Südwall und die Schützenstraße stehen im 5-Jahres-Plan für den Straßenausbau und werden in Kürze saniert, die anteiligen Kosten für die Anwohner übernimmt voraussichtlich das Land NRW.

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Kosten für Baumaßnahmen an den Straßen für den neuen Markt, die über den normalen Ausbau hinausgingen, müsse Edeka tragen, antwortete Bürgermeister Grosche auf eine entsprechende Frage. Er wisse, dass der Standort eines großen Lebensmittelmarktes an der Falkebrache kontrovers diskutiert würde: „Wir als Stadtrat müssen uns eine Meinung bilden, ob die Vorteile eines Neubaus für die gesamte Stadt die Sorgen und Nachteile der Anwohner rechtfertigen oder nicht. Zudem muss selbstverständlich die Verkehrssicherheit, insbesondere der Schülerinnen und Schüler, gewährleistet sein. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass aktuell kein Betreiber für einen sanierten Markt an der Bachstraße präsentiert werden kann. Unser Entschluss muss alle Facetten berücksichtigen und abwägen, das ist unser Anspruch.“

Zehn Millionen Euro werden investiert

Gregor Muth versicherte, dass Edeka an einer guten Nachbarschaft gelegen sei und alle sachlichen Anmerkungen bei den Planungen geprüft würden. Ein Neubau würde zudem nicht durch einen Generalunternehmer erstellt, sondern die Gewerke einzeln ausgeschrieben werden, so dass sich heimische Betriebe bewerben könnten. Zum Abschluss richtete er einen Appell an die Zuhörer: „Vergessen Sie nicht: Durch einen Neubau und Umzug des neuen Edeka-Betreibers Markus Mitsch auf die Falkebrache werden rund zehn Millionen Euro in Ihre Stadt und Infrastruktur investiert und der Edeka-Markt in Medebach langfristig gesichert.“

Die Präsentation der Pläne und das Verkehrsgutachten können unter medebach.de eingesehen werden.