Brilon. Anna Löffler ist eine des ältesten Briloner Bürgerinnen. Sie feierte jetzt ihren 102. Geburtstag. Seit den 1960er Jahren verfasste sie Gedichte.
Bei bester altersentsprechender Gesundheit und geistiger Frische vollendete Änne Löffler ihr 102. Lebensjahr. Sie ist Brilons älteste noch lebende Lyrikerin und verbringt ihren Lebensabend in der Seniorenresidenz „Am Schönschede“ in Brilon. Ihren Geburtstag am 6. März feierte sie im kleinen Familienkreis.
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Änne Löffler wuchs auf einem Bauernhof, Haus Valbert bei Oedingen, im Kreis Olpe auf. In ihren jungen Jahren arbeitete sie auf dem elterlichen Hof und baute ihn unter einfachsten Bedingungen mit auf. Später wurde sie Haushälterin eines Pfarrers. In Brilon lebte Änne Löffler viele Jahre in der Scharfenberger Straße.
Seit den 1960er Jahren verfasste sie Gedichte. Sie betrachtete Alltagsdinge, die Zeit mit ihren Fest- und Jahreszeiten, die kleinen Freuden und Leiden des Lebens und brachte ihre Gedanken dazu in eine klare, wohlgereimte und schnörkellose Sprache, so dass die Gedichte „jeder verstehen kann“ – wie sie selbst sagt. Ihr westfälischer Humor macht es dem Gesprächspartner leicht, sie ins Herz zu schließen. Manchmal fragt sie sich, ob der liebe Gott sie vergessen habe – und dabei schweift ihr Blick in die Ferne: mit ein bisschen Wehmut, aber vor allem mit neugieriger Vorfreude.
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Hier eine kleine Kostprobe aus ihrem lyrischen Werk:
Gegen den Strom
Spring in das frische Wasser, das Gottvertrauen heißt und schwimm in Richtung „Quelle“, die alles Leben speist. Gegen den Strom zu schwimmen ist eine Anstrengung wert, weil dort die Freiheit des Geistes,rein ist und unbeschwert. Von dort kommt alle Fülle, die stark und lebendig macht, fließt ungetrübt des Ursprungs geheimnisvolle Kraft.
Spring in das frische Wasser, es ist so klar und hell und schwimme mit Vertrauen, im lebensfrischen Quell. Gegen den Strom zu schwimmen ist mühsam und auch schwer, du brauchst die Kraft des Willens und manchmal noch viel mehr. Das Wasser wird dich tragen, behalte nur den Mut, den Glauben an dich selber, am Ziel wird alles gut. (Änne Löffler)
FIDIBUS
Wer kennt noch jenen Zeitungswisch der guten, alten Zeit,den so genannten Fidibus,ein Ding der Sparsamkeit?Ganz schmal gefalten – und exakt, als Streichholz-Zündersatz,lag er täglich griffbereit auf seinem eignen Platz.Und Vater zündete damitdie lange Pfeife an und Lampen und Laternen auch,wenn’s Tageslicht zerrann.Ein Streichholz wurde nur gebraucht,wenn keine Glut im Herd,drum hatte auch der Fidibusim Alltag seinen Wert.Wer kennt wohl seinen Namen noch in unsrer neuen Zeit?Doch galt er damals auf dem Landals Selbstverständlichkeit. (Änne Löffler)