Brilon. Zwei Filmemacherinnen drehen in Brilon einen Kurzfilm über eine depressive Teenagerin. Drehbuchautorin Carlotta Schröder erklärt die Hintergründe

Anfang Februar verwandelte sich Brilon für vier Tage in die Kulisse eines Filmsets. Vom 5. bis zum 8. Februar kamen Studierende und junge Filmschaffende aus verschiedensten Regionen in den HSK, um eine tiefgründige Geschichte über eine depressive Teenagerin und die Probleme ihrer Mitmenschen auf die große Leinwand zu bringen. Drehbuchautorin Carlotta Schröder berichtet, an welchen Orten gedreht wurde und warum ausgerechnet Brilon diese Geschichte so gut reflektiert. Carlotta Schröder stammt aus Brilon und hat das Projekt gemeinsam mit Regisseurin Leoni Buchner auf die Beine gestellt. Die beiden jungen Frauen sind zusammen aufgewachsen: „Wir haben uns schon immer für Filme interessiert und diese Leidenschaft zusammen entwickelt.“ Nach dem Abitur entscheiden sie sich für ein Studium der Filmwissenschaft – Carlotta Schröder in Weimar und Leoni Buchner in Mainz. Trotz der unterschiedlichen Studienorte verlieren sie sich nicht aus den Augen und wollen sich mit ihrem Kurzfilm in der Branche etablieren.

Projekt mit Förderung der Bundesländer Thüringen und Rheinland-Pfalz

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„Wir hatten schon länger den Wunsch unseren eigenen Kurzfilm auf die Beine zu stellen und haben nur auf eine Gelegenheit gewartet, ihn umsetzen zu können“, so die Brilonerinnen. Es handelt sich um ein unabhängiges Projekt mit Förderung der Bundesländer Thüringen und Rheinland-Pfalz. Mit der Planung haben sie bereits vergangenen Juli begonnen. Im Vorfeld musste sich um Einiges gekümmert werden: Castings, das Drehbuch, Kostüme sowie die Technik wurden arrangiert.

Ein Blick auf die Dreharbeiten.
Ein Blick auf die Dreharbeiten. © Carlotta Schröder

„Bei der Logistik und der Organisation der Locations hat uns unsere Produzentin Frau Hövener tatkräftig unterstützt“, erklärt Carlotta Schröder. Dadurch war es ihnen möglich, im Haus Hövener, im Bexkeller und an der 7 Bogen Brücke am Diemelsee zu drehen. Auch das Gymnasium Petrinum war Teil der Drehorte: Oberstufenschüler dienten dort als Statisten und eine 10-Jährige durfte sogar eine kleine Rolle mit Text übernehmen. „Ich habe das Petrinum vorher extra besucht und den Schülern unser Projekt vorgestellt. Da haben sich ziemlich viele Freiwillige gemeldet und wollten mitmachen. Insgesamt war der Dreh mit den Statisten der Tag, der uns am meisten Spaß gemacht hat. Die Szene sieht super aus“, schwärmt die 23-Jährige.

Filmdreh trotz Wind und Wetter

Die 30-köpfige Filmcrew – bestehend aus Studierenden und freien Filmschaffenden aus ganz Deutschland – wurde unter anderem in Madfeld und Bontkirchen untergebracht. „Die meisten kannten sich gar nicht, aber wir hatten trotzdem eine tolle Team-Dynamik und es hat allen im Sauerland gefallen“, so Carlotta Schröder. Am Diemelsee hat das Team sogar bei Nacht gedreht und hatte mit Regen, Wind und Kälte zu kämpfen. „Solche Situationen schweißen nur noch mehr zusammen! Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit den abgedrehten Szenen.“

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Mit dem Kurzfilm wollen Carlotta Schröder und Leoni Buchner Aufmerksamkeit und Verständnis erreichen: „Themen wie Depressionen und Suizidalität sind in den Medien absolut unterrepräsentiert – und das obwohl viele Jugendliche gerade nach Corona solche Probleme haben“, erzählt Carlotta Schröder. Im 15-minütigen Kurzfilm wird daher nicht nur die Perspektive der depressiven Protagonistin, sondern auch die Sichtweise der helfenden besten Freundin gezeigt. „Die Geschichte reflektiert eine Kleinstadt, in der alles so ein bisschen wie die ‚heile Welt‘ wirkt. Die Fassade bröckelt jedoch und wird durch die Thematik psychische Krankheiten zerrissen. Brilon ist eine schöne Stadt und eignet sich daher perfekt als Kulisse.“

Thema stellt einen Extremfall dar

Den beiden Filmschaffenden ist wichtig, dass Personen mit Depressionen von der Gesellschaft nicht verurteilt, sondern ernst genommen werden und möchten ein einfühlsames Bild der Krankheit vermitteln. „Natürlich zeigt unser Kurzfilm nur was passieren kann: Er ist keine Norm und stellt einen Extremfall dar, um das Bewusstsein zu schärfen. Wer sich mit dem Thema nicht wohlfühlt, sollte sich den Film daher nicht oder nur mit Unterstützung anschauen“, so Carlotta Schröder. Noch ist der Kurzfilm nicht fertig: Sie und Leoni Buchner sichten gerade das Material und stehen vor dem Schnitt.

Im April planen sie ihr Projekt auf einem Filmfestival zu veröffentlichen und möchten es auch in Brilon vorführen. „Wir sind total gespannt auf die ersten Resonanzen und hoffen, dass wir möglichst viele Menschen mit dem Thema erreichen können!“