Brilon. Die Briloner Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung hat für Brilon Verbesserungsvorschläge. Die Verein möchte auch sichtbarer werden.
„Ein Baum darf nicht wertvoller sein, als ein Mensch im Rollstuhl“, fand Anne Schreckenberg, stellvertretende Vorsitzende der „Briloner Interessenvertretung für Menschen mit Behinderung“ (BIV), dass es in Innenstadtstraßen viel Baumbewuchs gebe, der oftmals problematisch für Rollstuhlfahrer sei. Aber behinderte Menschen sollten sich nicht immer „an die Struktur der Stadt anpassen müssen, sondern auch einmal umgekehrt.“
Im Kolpinghaus Brilon stellte sich jetzt der neu formierte Vorstand der BIV vor. Zum neuen Vorsitzenden war Heinz-Gerd Gehling gewählt worden. Der Pensionär ist seit 14 Jahren im Rat der Stadt (Sozialausschuss) und war mehr als 40 Jahre beruflich im Betreuungsrecht für Menschen mit Behinderung tätig, bringt also viel Erfahrung mit.
Keine teuer erstellten Gutachten vergeben, sondern mit Betroffenen sprechen
„Das Thema liegt mir sehr am Herzen und ist auch stadtweit wichtig, begrüßte Bürgermeister Dr. Christof Bartsch die Mitglieder des nicht eingetragenen Vereins, der sich für die sozialen und alltäglichen Belange von Menschen mit Behinderung einsetzt. Personelle Veränderungen seien immer mit neuen Ideen verbunden und er freue sich, dass das neue Vorstandsteam auch weiterhin Verantwortung und beratende Arbeit als wichtiges Thema für die BIV ansehe. Dann müsse die Stadt keine teuer erstellten Gutachten vergeben, sondern könne direkt mit den Betroffenen sprechen.
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Dem neuen Vorsitzenden Heinz-Gerd Gehling ist es wichtig, „mehr Präsenz zu zeigen und auch die 16 Briloner Ortschaften verstärkt mit einzubeziehen. Unsere Arbeit hat nicht nur mit Barrierefreiheit zu tun, wir arbeiten auch, gemeinsam mit der der Stadt, an größeren Bauprojekten und sehen diese dabei aus der Sicht der Behinderten.“ Im März sei ein Infostand am Markt geplant. Dann sollen die Einwohnern der Stadt und der Dörfer angesprochen und auf die Erfordernisse von behinderten Menschen aufmerksam gemacht werden.
Was die Briloner Interessenvertretung durchsetzen möchte
Wichtig sei es auch, in den 16 Ortschaften neue BIV-Ansprechpartner zu finden, die beratend tätig werden können. „Das ist eine Arbeit für alle Briloner, ob mit oder ohne Behinderung“, betonte Gehling. Man will auch wieder einen Rundgang mit Rollstuhlfahrern durch die Stadt machen und Geschäfte, in die sie nicht hineinkommen, auf eine barrierefreie Gestaltung ansprechen.
Im Blick behalten will die BIV auch die Idee „Lebenswerte Städte“ mit flächendeckender 30er-Zone in der Innenstadt, um die Geschwindigkeit aus der Stadt zu nehmen, damit Menschen mit Behinderungen diese besser einschätzen können. Im HSK gebe es schon einige Städte.
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„Die BIV gibt es seit 21 Jahren“, dankte Anne Schreckenberg allen treuen Mitgliedern. Wichtig sei der BIV, zu wissen, was man in Brilon für betroffene Menschen verbessern könne. Sehr gut umgesetzt worden sei bereits die flächendeckende Bushaltestellen-Aktion. „Viele von ihnen möchten auch einmal ins Waldfreibad gehen, aber das ist mit Rollator oder Rollstuhl unmöglich.“ Über dieses Problem habe sie bereits mit der Stadt gesprochen und fand in Karin Wigge (Fachbereichsleiterin) eine kompetente Ansprechpartnerin. Wichtig sei auch das Bankprojekt für weitere Bänke etwa auf dem Friedhof., möglichst mit Aufstehhilfe für behinderte und ältere Menschen.
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Auch Claudia Artz (neue Kassenwartin) stellte sich vor. Sie wolle sich - nach einer Auszeit - wieder in der Inklusion einbringen. „Die BIV ist ein großes Pfund in Brilon“, aber es brauche noch mehr Engagement von allen. „Es wäre super, wenn etwa Sportvereine sich anbieten würden: Hier können auch Erwachsene und Kinder mit einer Behinderung mitmachen und sich von Barrieren nicht aufhalten lassen.“
„Wir sind dankbar, dass es in Brilon gut weitergeht, Brilon war Ausgangspunkt im HSK, gemeinsam mit der Stadt eine Interessenvertretung zu bilden“, betonte Ferdi Lenze (Ehrenamtlicher Beauftragter). „Wir treffen uns vier Mal im Jahr zum Austausch über neue Ideen.“