Winterberg. Die Inhaberin von Danny’s Nachtcafé wird von ihren Gästen liebevoll Mutti genannt. Das Winterberger Original im ganz privaten Porträt:
Sie ist die „Königin der Nacht“. Wenn auch die letzte Kneipe, das letzte geöffnete Restaurant oder die Diskothek Tenne in Winterberg zu gemacht hat - bei Daniela Tillmann brennt immer noch Licht. Mindestens sechs Nächte in der Woche. Die 54-jährige Besitzerin von „Dannys Nachtcafé“ in der Straße Am Waltenberg 34 bietet auch noch jedem Nachtschwärmer ein sicheren Hafen. Hier bekommt man eine Mischung aus Kellerdisco, Wohnzimmer und Kneipe geboten: einfach Kult.
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Ein Wohnzimmer für die Winterberger
Dabei ist bereits der Eintritt ein kleines Erlebnis. Denn um von der Chefin hereingelassen zu werden, muss der Gast erst einmal klingeln. Eine Überwachungskamera überträgt dann ein Bild des Kneipengängers auf einen Bildschirm. Tillmann selbst erteilt dann die Erlaubnis einzutreten oder nicht. Das ist aber meistens der Fall, erklärt sie. Oft seien das Stammgäste, denen sie dann schon frühzeitig deren Lieblingsgetränk auf den Tresen stellt. „Ich habe den Laden 2016 hauptsächlich für diejenigen aufgemacht, die hier vor Ort leben und arbeiten“, sagt sie. Für viele sei das Nachtcafé wie das eigene Wohnzimmer; eine Anlaufstelle, um nach getaner Arbeit zu entspannen und zu tanzen oder um einfach nur um eine Runde zu knobeln. „Geselligkeit ist wichtig“, sagt Tillmann mit Überzeugung in der Stimme. Während ihrer Schichten spreche sie oft mit ihren Stammgästen über deren Sorgen und Nöte. „Meine Gäste sagen, dass ich die Mutti von Winterberg bin“, berichtet sie und grinst.
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Die „Mutti“ hat bereits eine Menge Gastronomieerfahrung. Ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau absolvierte sie beim Sauerlandstern in Willingen. Danach folgten Stationen in verschiedenen Betrieben, unter anderem in gehobenen Gastronomiebetrieben in Oberstaufen und Oberstdorf. In Kempten führte sie sogar ein eigenes italienisches Restaurant. Nach der Geburt ihrer Tochter siedelte sie aus privaten Gründen nach Meschede und leitete dort als Geschäftsführerin das Nachtcafé Flair, ehe sie in Bödefeld das Schneiderstübchen eröffnete.
Ärger über das schlechte Image
Die Gastronomie ist Tillmanns Leben. Über das schlechte Image ihrer Branche auf dem Arbeitsmarkt ärgert sie sich: „Ich bin echt traurig, dass die Gastro kaputtgemacht wird. Es macht unheimlich viel Spaß und man hat die Möglichkeit, überall in der Welt zu arbeiten. Außerdem kann man schnell die Karriereleiter hochklettern.“ 2012 lernte sie ihre Liebe Sascha Tillmann kennen. 2013 heirateten die beiden. Die gebürtige Daniela Roecken nahm den Namen ihres frisch gebackenen Ehemannes an. 2016 eröffnete sie ihr „Dannys Nachtcafé“, das früher einmal „Tiffanys“ und zuletzt „Club 34“ hieß. Viele Freunde und Bekannte hätten ihr dazu geraten, dass Objekt zu übernehmen. Und da sie schon immer ein Nachtmensch gewesen ist, entschied sie sich, diesen Schritt zu gehen.
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In der Woche ist dort nun immer ab 22 Uhr geöffnet. Feierabend macht sie erst, wenn die Gäste nach Hause gegangen sind. Das komme gut an, sagt sie. Nicht nur bei den Touristen, sondern auch zum großen Teil bei den Winterbergern selbst, für die sie am liebsten am Zapfhahn steht. Natürlich engagiere sie hin und wieder auch Djs, aber sehr oft lege sie selbst auf. Die Musik passe sie dann dem Publikum an. Und das ist auch von der Altersstruktur her sehr gemischt. „Zwischen 18 und 80 Jahren ist da alles dabei“, sagt sie stolz. Da seien die Geschmäcker natürlich verschieden: Pop, Ballermannschlager, Techno oder Hip-Hop. Im Nachtcafé werde alles gespielt.
Warmherzig und mit Leidenschaft
Tillmann liebt ihren Job. Voller Leidenschaft und warmherzig berichtet sie über ihre Stammgäste, die gerne auch mal mit anpacken. Da hilft schon mal der ein oder andere dabei, die Treppe hinaufzusteigen und die Tür zu öffnen. Und auch zu den anderen Gastronomiebetrieben in Winterberg pflege sei ein „wunderbares Verhältnis“. Besonders in der Coronazeit habe man zusammengestanden und sich gegenseitig unterstützt. Auch jetzt noch helfe sie gerne mal aus, wenn beispielsweise einem anderen Betrieb eine Schnapssorte ausgegangen sei. Sie habe auch kein Problem damit, Gästen Ausgehtipps zu geben. Sie mach dann auch mal Werbung für die Diskothek Tenne. „Wir sind keine Konkurrenten, denn wir haben unterschiedliche Konzepte. Hier im Nachtcafé bin ich alleine das Konzept“, sagt Tillmann und lacht. So sehen das auch Teile der Belegschaft der Tenne, die regelmäßig nach Schließung des eigenen Lokals zu der Kultwirtin an den Tresen kommen.
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So warmherzig Tillmann auch sein kann, so resolut reagiert sie, wenn einer der Gäste aggressiv aus der Reihe tanzt. Dann werde aus der „Mutti“ eine „böse Stiefmutter“, sagt sie. Dann könne sie auch ganz anders, fährt sie resolut fort und kneift ihre Augen zusammen. Wenn jemand was zerstöre oder anderen Mist baue, fliege der sofort raus. „Der Gast ist König, aber nur so lange er sich wie ein König verhält“, erklärt sie nachdrücklich.