Langewiese. Viele Skibegeisterte, besonders Einheimische, wird dieser Schritt ärgern. Denn bald schon wird ein Skilift bei Winterberg komplett abmontiert:
2016 feierte das Skigebiet Langewiese noch groß seinen 50. Geburtstag. In diesem Jahr ist aber endgültig Feierabend. Das bestätigt der Langewieser Ortsvorsteher Volker Kleinhof gegenüber der WP. Ein Absperrband flattert über den Zugang zur Skipiste. Das Betreten des Geländes ist ausdrücklich nicht mehr erwünscht. Kleinhof bestätigt: Der bisherige Inhaber des Skiliftes hat das Grundstück an eine Privatperson verkauft. Gerade wird die Skihütte zu einem Wohnhaus umgebaut. Doch der neuen Besitzer möchte sich nicht gegenüber der WP äußern.
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Ein Rückblick mit Wehmut
Wie die WP erfuhr, soll noch in diesem Jahr der Skilift endgültig abmontiert werden. Damit ist dieses Ortskapitel dann auch endgültig beendet. 1966 hatte die Dorfgemeinschaft Langewiese, die damals noch zu Wittgenstein gehörte, zusammen mit der Berleburg’schen Rentkammer den Skilift am Bierloch gebaut. Der bis dahin zum Schlepplift umfunktionierte Schiffsmotor wurde nach Altastenberg verkauft. Fünf Jahre später folgte der Rohrbach-Skilift nebenan. Nach der kommunalen Neugliederung 1975 wurde Langewiese nach Winterberg eingemeindet, die Rentkammer zog sich zurück, der Skibetrieb lief privat weiter und durchlebte Höhen und Tiefen.
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Bei der 50-Jahr-Feier erinnerten sich noch viele Langewieser daran, dass es früher im Winter nach der Schule bis zum Dunkelwerden direkt auf die Bretter ging. Bei Neuschnee gab es schulfrei, damit die Schüler die Pisten platt trampeln konnten. Erst später wurde die erste Pistenwalze aus Holzlatten gebaut. Auch für die Präparierung einer extrem steilen Waldstrecke am Rohrbachlift hatten sie eine Lösung: Mit einem Heugebläse wurde Pulverschnee auf den Hang gepustet.
Ferienwohnanlage wird nicht toleriert
2005 wurde die Skihütte samt Panorama-Terrasse gebaut. Wenige Jahre später ging der damalige Betreiber jedoch in die Insolvenz. Ende Dezember 2015 kaufte Geschäftsmann Gero Legner den fast eingeschlafenen Skibetrieb. Doch die gute Laune verfolg schnell. Denn Legner plante den Bau von 13 Ferienhäusern am süd-östlichen Ortsrand zum angrenzend Skigebiet. Der Bauausschuss der Stadt Winterberg hatte am 18. Januar 2022 einstimmig gegen das Bauvorhaben votiert. Legners Argument: Ohne die zusätzlichen Einnahmen durch die Ferienhäuser könne sein Skigebiet nicht überleben. Und: Eine Ablehnung seines Vorhabens wäre ein falsches Zeichen für Langewiese selbst und den Tourismus in dem Ortsteil. All das fand beim Bauausschuss kein Gehör. Der folgte stattdessen den schriftlichen Ausführungen des Ortsbürgermeisters, dass eine große Feriewohnanlage von der Langewieser Bevölkerung nicht toleriert werde.
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Der Bau der Ferienwohnungen sei notwendig gewesen, um das Skigebiet rentabel zu machen, polterte Legner vergangenen Jahres: „Ich muss damit auch Geld verdienen. Das ist aktuell eine Geldvernichtungsmaschine“, sagte er gegenüber der WP. Deshalb hatte er das Skigebiet über ein Onlineportal zum Verkauf angeboten. „Top ausgestattete Ski- und Freizeitanlage mit Gastronomie in sehr guter Lage. Kaufpreis: 750.000 Euro.“
Stadt nimmt Stellung
Laut der Pressesprecherin der Stadt Winterberg liegt aktuell ein Antrag zur Nutzungsänderung der bestehenden Skihütte in ein Einfamilienhaus seit wenigen Tagen zur Stellungnahme vor. Die abschließende Entscheidung hierüber treffe der Hochsauerlandkreis als Bauaufsichtsbehörde.
„Eine offizielle Information darüber, dass der Skilift abgebaut werden soll, haben wir nicht. Sollte dies aber stimmen, wäre es sehr bedauerlich, wenn wir ein Dorfskigebiet verlieren würden“, sagt Kappen. In den Skigebieten der Dörfer hätten viele Winterberger Bürgerinnen und Bürger das Skifahren erlernt. Mit den Dorfskigebieten verbinden daher viele emotionale Momente und Erinnerungen an ihre Kindheit. „Es wäre daher sehr schade, wenn eines unserer Dorfskigebiete den Betrieb einstellen würde. Allerdings ist es uns durchaus bewusst, dass der Betrieb des Skigebietes in Langewiese den ehemaligen Eigentümer auch immer wieder vor große Herausforderungen gestellt hat“, sagt Kappen.