Olsberg. Die Convivo-Unternehmensgruppe ist im Insolvenzverfahren, dabei hat sie in Olsberg Senioren-Wohnraum geplant. Wie es jetzt weitergehen soll.
Steht der Convivo-Wohnpark an dem ehemaligen Olsberger St. Josefshospital vor dem Aus? Diese Frage steht nun im Raum, nachdem die Convivo Unternehmensgruppe für die wesentlichen Gesellschaften Insolvenzanträge beim Amtsgericht Bremen gestellt hat. Geplant war an der „Oberen Sachsenecke“ ein Projekt des Unternehmens, das Wohnraum für Senioren schaffen sollte. Sowohl das Unternehmen als auch die Stadt Olsberg wissen nicht, wie das Projekt nun weitergehen wird. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:
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Was für ein Projekt hat Convivo in Olsberg geplant?
Die Berliner Projektentwickler HCRE haben in Zusammenarbeit mit der Unternehmensgruppe Convivo aus Bremen und den Feddersen Architekten aus Berlin auf dem ehemaligen Krankenhausgrundstück sowie dem angrenzenden Parkplatz Wohnungen mit frei wählbaren Service- und Pflegeleistungen geplant. Zuerst hatte die WP im Juni 2021 darüber berichtet. Das Konzept sah unter dem Motto „Sorglos-Wohnen im Alter“ auf dem 10.800 Quadratmeter großen Gelände Möglichkeiten zur Tagespflege, eine Sozialstation mit ambulanten Pflegeangeboten und eine Tiefgarage vor. Dazu sollte auch der östliche Teil des alten Krankenhauses genutzt werden. Während sich das Untergeschoss in diesem Gebäude für die Sozialstation und die Verwaltung des Convivo-Wohnparkparks geradezu angeboten hatte, sollten in der oberen Etage Wohnungen entstehen. Die Frage, warum dieser Bereich nicht auch abgerissen wurde, habe sich nicht gestellt, weil die Bausubstanz noch intakt sei ließ Sandra Verfürth, eine der Geschäftsführerinnen von HCRE damals wissen. Westlich vom Bestandsgebäude waren zwei mehrstöckige Gebäude für Sorglos-Wohngemeinschaften sowie weitere Wohnungen vorgesehen. Auch parallel zu diesem Komplex sollte sowohl in südlichen als auch im nördlichen Bereich weiterer Wohnbedarf vornehmlich für Senioren gedeckt werden.
Convivo hat Insolvenz angemeldet. Was bedeutet das?
Am 23. Januar 2023 hat die Convivo Unternehmensgruppe für die wesentlichen Gesellschaften Insolvenzanträge beim Amtsgericht Bremen gestellt. Das Gericht ordnete daraufhin vorläufige Insolvenzverwaltungen an. „Im Moment verschaffen wir uns gemeinsam mit unseren Teams ein Bild vor Ort, um im Anschluss die Mitarbeitenden über die bevorstehenden Schritte im Insolvenzverfahren zu informieren“, betonten die bestellten Rechtsanwälte in einer ersten gemeinsamen Stellungnahme. Die Unternehmensgruppe hat ihren Ursprung und Sitz in Bremen. Bereits seit 30 Jahren ist Convivo im Pflegemarkt aktiv, vereint über 100 Pflegeeinrichtungen mit Schwerpunkt im Nord-Westen Deutschlands und beschäftigt 4800 Mitarbeiter. Zu den Gründen für die Insolvenz heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens: „Convivo und die Branche befinden sich im Spannungsbogen einer national bestehenden Pflegestrukturproblematik. Der erhebliche Fachkräftemangel und verdoppelte Krankenstände aufgrund hoher Belastungen der Corona-Pandemie führten zu niedrigen Belegungszahlen.“ Statt der branchenüblichen Kalkulation von etwa 95 Prozent sei die Belegung zuletzt auf 70 Prozent im Bereich der stationären Pflege gesunken. Der notwendige Einsatz von Personal aus Zeitarbeitsdienstleisterinnen habe zusätzlich überproportionale Kosten verursacht. „Die Kostensteigerung der Pflegereform führte zu einem höheren Anteil Pflegebedürftiger mit staatlicher Unterstützung. Dieser Anteil ist für Betreiber:innen nicht vollständig refinanziert“, heißt es weiter. Weitere Faktoren, wie steigende Energie- und Sachkosten, allgemeine Preissteigerungen und die Steigerung der indexierten Pachten hätten die seit Convivo Unternehmensgruppe in eine finanzielle Schieflage gebracht.
Was bedeutet das für das Bauprojekt in Olsberg?
Eigentlich sollte der Wohnpark in Olsberg schon in den Bauanfängen stecken, derzeit liegt das Gelände – auch wegen der Witterung – brach. Daniel Koch, Convivo-Sprecher, erwidert auf WP-Anfrage: „Zu dem angesprochen Projekt lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt leider noch keine Aussage treffen.“ Die vorläufigen Insolvenzverwalter verschafften sich in diesen Tagen einen Überblick, um die Situation bewerten zu können. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns darüber hinaus an Spekulationen zur Zukunft nicht beteiligen. Wir informieren, sobald offene Fragen geklärt sind und belastbare Aussagen getroffen werden können. Dafür ist es aber jetzt noch zu früh“, so Koch abschließend.
Was sagt die Stadt?
In einem ersten Statement der Stadt heißt es: „Nach Kenntnis der Stadt Olsberg ist es zum jetzigen Zeitpunkt sachlich nicht richtig, von einer „Insolvenz Convivos“ zu sprechen. Nach Informationen der Stadtverwaltung handelt es sich um eine Teilinsolvenz.“ Nur einige Gesellschaften der Convivo-Gruppe hätten Insolvenz angemeldet, wieder andere Bereiche seien davon nicht betroffen. „Ob und gegebenenfalls in welcher Weise es Folgen für den geplanten Wohnpark in Olsberg geben könnte, wird derzeit untersucht. Diese Untersuchungen laufen, so dass zu abschließenden Ergebnissen noch keine Auskunft gegeben werden kann“, so Jörg Fröhling, Sprecher der Stadt Olsberg. Ein erster Zwischenstand soll bis Donnerstag, 2. Februar, zusammengestellt und in der Ratssitzung präsentiert werden. Dies sei schon in der Sitzung des Ausschusses Planen und Bauen am Donnerstag, 26. Januar, in öffentlicher Sitzung so kommuniziert worden.