Hochsauerlandkreis. Der Blutspendedienst West schlägt Alarm, es fehlt an Spendenbereitschaft. Kann der SPD-Antrag, Spenden für Homosexuelle zu erleichtern, helfen?

Die Blutspende steckt in der Krise – es fehlt an Spendenbereitschaft und Konserven, die Lage ist derzeit ernst. Das erklärt der Blutspendedienst West vom DRK, der für das Hochsauerland zuständig ist. Gleichzeitig wagt der Gesundheitsminister Karl Lauterbach einen Vorstoß und will die Barrieren für homosexuelle Männer für das Spenden von Blut abbauen. Ist dieser Vorstoß eine Entlastung für den Blutspendedienst?

Weniger Blut gespendet, als benötigt wird – „eine absolut rote Linie“

Bereits seit mehreren Wochen ist weit weniger Blut gespendet worden, als benötigt wird. Die Gründe hierfür sind vielfältig; der Hauptgrund ist ein, in der Gesamtbevölkerung, extrem hoher Krankenstand. „Infektionskrankheiten, Atemwegserkrankungen und die Grippewelle schlagen noch drastischer in der ohnehin kleinen Gruppe der regelmäßig Blutspendenden zu“ so der Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes, Stephan David Küpper. „Diese aktuellen Ausfälle an Stamm-Blutspendenden werden nicht durch Neuspendende kompensiert. Über den Jahreswechsel hat sich die Situation nochmals zugespitzt: Der Bestand an Blutkonserven hat eine äußerst kritische Marke von einem Tagesbedarf an Blutspenden erreicht - eine absolut rote Linie! Eine gewisse Bevorratung mit Blutpräparaten ist auch im Kontext der Krisenvorsorge unabdingbar, hiervon sind wir jedoch sehr weit entfernt.“ erklärt Küpper in einer Pressemitteilung. Der Blutspendedienst appelliert darin weiter an die Bevölkerung, jetzt und in den kommenden Wochen Blutspendetermine aufzusuchen. Um die Versorgung sicherzustellen, benötigt der DRK-Blutspendedienst West täglich bis zu 3500 Blutspenden.

Vorstoß des Bundesgesundheitsministers: Barrieren für Homosexuelle abbauen

Am selben Tag, an dem diese Pressemitteilung die WP erreicht, wagt Gesundheitsminister Karl Lauterbach einen Vorstoß. Aus einem Änderungsantrag zum Transfusionsgesetz geht hervor, dass die Barrieren für homosexuelle Männer zur Blutspende zu gehen, wegfallen sollen.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, will das Blutspenden für Homosexuelle erleichtern.
Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, will das Blutspenden für Homosexuelle erleichtern. © dpa | Carsten Koall

„Die sexuelle Orientierung und die Geschlechtsidentität dürfen keine Ausschluss- oder Rückstellungskriterien sein“, heißt es in dem Entwurf für den Antrag. Mit der Änderung soll die Bundesärztekammer verpflichtet werden, ihre einschlägige Blutspenderichtlinie zeitnah zu ändern. Die derzeit noch geltende Richtlinie der Kammer sieht Unterscheidungen vor, um das „Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten“ zu minimieren. So werden Männer, die Sex mit Männern haben, nach Sexualkontakt mit einem neuen oder mehr als einem Sexualpartner für vier Monate von der Spende zurückgestellt. Bei Sexualverkehr zwischen Frau und Mann wird hingegen für vier Monate nur zurückgestellt, wer „häufig wechselnde Partner/Partnerinnen“ hat. Nun sollen „gruppenbezogene Ausschluss- oder Rückstellungstatbestände“ nicht mehr zulässig sein und die sexuelle Orientierung soll kein Rückstellungskriterien mehr sein dürfen. Sexuelles Risiko, das zu einer Rückstellung von der Spende führt, soll nur auf Grundlage des individuellen Verhaltens ermittelt werden dürfen.

HSK-Bundestagsabgeordneter Dirk Wiese befürwortet den Antrag. Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter schreibt er: „Noch dieses Jahr wird das Blutspendeverbot für homosexuelle Männer abgeschafft. Die Initiative von @Karl_Lauterbach ist wichtig und trägt zur Abschaffung von versteckter Diskrimierungen bei. Ein weiterer Schritt in Richtung Gleichstellung.“

Weniger Barrieren behebt nicht den Mangel an Konserven

Stephan Jorewitz, Pressereferent des DRK Blutspendedienstes West, äußert sich nicht ausführlich über den SPD-Vorstoß. Gegenüber der WP sagt er nur: „Hier kann es sich nur um eine medizinische Entscheidung handeln, die wir natürlich entsprechend umsetzen werden. Der allgemeinen Knappheit kann dadurch nicht begegnet werden.“

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Anscheinend fehlt es an Bereitschaft – und schlicht an den Menschen. „Es gibt zur aktuellen Infektionswelle den vielzitierten demografischen Wandel und immer mehr SpenderInnen werden zu EmpfängerInnen“, erklärt Jorewitz. „Wir versuchen, die Blutspende so breit und vielfältig wie möglich anzubieten und etablieren seit Jahren Termine an Berufskollegs und Universitäten, um jüngere Leute für die Blutspende zu begeistern. Zudem bieten wir bei vereinzelten Firmen sogenannte Werkstermine an, um auch hier für die Leute bequem erreichbar zu sein.“ All dies werde natürlich weiter forciert und man versuche auch mit einem neuen Blutspendemobil im Jahresverlauf flächendeckender präsent zu werden. Doch auf die Frage, wie man mehr Menschen erreichen und die Bereitschaft zur Blutspende stärken könne, weiß Jorewitz keinen Rat: „Leider haben wir noch keinen universellen Lösungsansatz hierfür erarbeiten können.“

Die nächsten Termine:

Dienstag, 17. Januar, in Winterberg Niedersfeld zwischen 17 und 20 Uhr in der Grundschule, In der Ecke 5

Donnerstag, 19. Januar, in Hallenberg zwischen 17 und 20 Uhr in der Stadthalle, Bangenstr. 16