Hochsauerlandkreis/Brilon. Restaurants und Cafés, die Essen für unterwegs verkaufen müssen jetzt Einweg- und Mehrwegverpackungen anbieten. Funktioniert das in Brilon?

Wer heute bei seinem Lieblingsrestaurant oder Imbiss sein Essen zum Liefern oder Abholen bestellt, steht vor der Wahl: Soll das Gericht in Einwegverpackungen oder in Mehrwegverpackungen überreicht werden? Restaurants, Bistros und Cafés, die Essen für unterwegs verkaufen, sind ab 2023 verpflichtet, ihre Produkte sowohl in Einweg- als auch in Mehrwegverpackungen anzubieten - auch im Hochsauerland. Außerdem müssen für alle Angebotsgrößen eines To-go-Getränks entsprechende Mehrwegbecher zur Verfügung stehen, die Mehrwegverpackung darf nicht zu schlechteren Bedingungen angeboten werden als die Einwegverpackung. Es ist erlaubt, ein Pfand zu erheben.

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Ulrich Schröder ein Fan von Mehrwegverpackungen

Von der Pflicht ausgenommen sind kleinere Geschäfte wie Imbisse, Spätkauf-Läden und Kioske, in denen insgesamt fünf Beschäftigte oder weniger arbeiten und die eine Ladenfläche von nicht mehr als 80 Quadratmetern haben. Diese Betriebe müssen jedoch ihren Kundinnen und Kunden ermöglichen, eigene, mitgebrachte Mehrwegbehältnisse befüllen zu lassen. Ketten, wie zum Beispiel Bahnhofsbäckereien, können von der Ausnahme für kleine Unternehmen keinen Gebrauch machen, auch wenn die Verkaufsfläche der einzelnen Verkaufsstellen kleiner als 80 Quadratmeter ist. Wenn im gesamten Unternehmen mehr als fünf Beschäftigte arbeiten, gilt die Ausnahme für sie nicht.

Ulli Schröder vor dem Huberta Grill in Brilon.
Ulli Schröder vor dem Huberta Grill in Brilon. © WP | Sonja Funke

Ulrich Schröder, der in Brilon den Imbiss Huberta betreibt, ist eigentlich ein Fan von Mehrwegverpackungen. Schon vor einigen Jahren hatte er deshalb extra Geschirr dafür angeschafft. Nur: „Die Kunden haben es nicht angenommen“, erinnert sich Schröder an den gescheiterten Versuch der heutigen Regelung vorzugreifen. Trotz der neuen Bestimmung hat bisher noch kein einziger Kunde in diesem Jahr davon Gebrauch gemacht: „Wenn die Kunden es nicht annehmen, dann kann ich ja auch nichts machen“, sagt der Imbissbetreiber. Fünf Euro kostet die alternative Verpackung und wer es zurückbringt, bekommt entweder das Pfand zurück oder ein neues Gericht in frischen Behältnissen.

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Problematisch wäre es auch, dass bei seinem ersten Versuch die Mehrwegverpackungen hoffähig zu machen, das Geschirr teilweise nach mehreren Wochen völlig verschmutzt oder gar verschimmelt zurückgebracht wurde: „Das ist in Zeiten von Corona doch völlig undenkbar, das so annehmen zu müssen“, ärgert er sich noch immer. Vielleicht, denkt Schröder, werde er sich auch einem Poolsystem anschließen. Eine entsprechende E-Mail hätte er nun bekommen: „Aber da müssen natürlich auch andere mitziehen, sonst funktioniert das nicht“. Bei einem Poolsystem bekommen die Restaurants die Verpackungen von einem zentralen Anbieter. Kunden können das Geschirr dann bei jedem teilnehmenden Partner wieder zurückgeben.

Masahla Karakoc vom Hevalos Grill machen Preissteigerungen Sorgen

Hevalos in Brilon: Belastungen für den passionierten Restaurantbetreiber
Hevalos in Brilon: Belastungen für den passionierten Restaurantbetreiber © WP | Kira Alex

Masahla Karakoc, der Besitzer des Hevalos Grills, machen vor allem die Preissteigerungen Sorgen: „Auch die Einwegverpackungen sind mittlerweile massiv im Preis gestiegen“, weiß er. Kosteten sie früher noch 39 Cent beim Großhändler, werden mittlerweile bis zu einem Euro dafür aufgerufen. Neben den Steigerungen im Energie- und Lebensmittelbereich eine weitere Belastung für den passionierten Restaurantbetreiber.

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Die Franchisekette McDonalds umschifft das neue Gesetz mit einem kleinen Schlupfloch, denn die Vorschrift gilt nur für Produkte aus Plastik. Die Verpackungen für Burger & Co sind davon ausdrücklich nicht betroffen, da sie aus Papier bestehen. Nur die Getränkebecher sind mit Plastik beschichtet und können seit Dezember 2022 durch Mehrwegprodukte ersetzt werden, die bei allen McDonalds Standorten wieder eingetauscht werden können. Ähnlich hält es auch der Konkurrent Burger King, der jedoch auf das Poolsystem der Firma Recup setzt, wodurch die Becher nicht nur bei der Burgerkette, sondern bei allen teilnehmenden Restaurants, Imbissen und Cafés in Deutschland abgegeben werden können.

Kontrollen durch die Untere Abfallwirtschaftsbehörde

Dabei müssen sich die Betreiber durchaus auch auf Kontrollen durch die Untere Abfallwirtschaftsbehörde des Hochsauerlandkreises einstellen: „Betroffen sind sowohl Restaurants, Cafés, Imbisse, Kantinen und Mensen, als auch heiße Theken und Tankstellen, die fertige Speisen zur Mitnahme und zum Verzehr außer Haus anbieten.“, so Kreissprecher Martin Reuther.