Hochsauerland. Falscher Polizist in Marsberg, falsche Tochter in Brilon, falsche SMS in Medebach: Der HSK ist derzeit im Fokus von Telefon- und Onlinebetrügern.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht über Telefonbetrüger berichten. Und es vergeht keine Woche, in der die Gauner mit ihrer Masche nicht doch Erfolg haben. „Sie lassen sich immer wieder neue perfide Tricks einfallen“, sagt Polizeisprecher Volker Stracke.

Jüngstes Beispiel aus Marsberg: Unbekannter Mann ruft Marsberger Bürger/innen an und meldet sich sogar mit dem Namen des Leiters der Marsberger Wache. Stracke: „Die Betrugsversuche sind immer sehr authentisch. In solchen Fällen sind oft Hintergrundgeräusche zu hören, die nach der Arbeitsatmosphäre auf einer Leitstelle oder Polizeiwache klingen.“ Sogar die Rufnummer im Display hatte eine Marsberger Vorwahl. Der Gauner erzählte den Opfern, dass es in Marsberg zu mehreren Einbrüchen gekommen sei. Man habe zwei Täter festgenommen, weitere seien auf der Flucht. Bei den Tätern habe man ein Notizbuch gefunden, in dem stünden Namen von Marsberger Bürgern mit Hinweisen auf deren Vermögen.

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Hohen Geldbetrag ausgehändigt

Die Angerufenen sollten angeblich auch in dem Notizbuch aufgeführt sein. Der falsche Polizist machte den Opfern dann das Angebot, Bargeld und Wertgegenstände im Tresor der Polizeiwache Marsberg zu deponieren. In vier Fällen witterten die Angerufenen den Betrug; in einem Fall händigte eine Angerufene einer vom falschen Polizisten zu ihr geschickten Frau einen hohen Geldbetrag aus. Die Frau wird so beschrieben: 20 bis 30 Jahre alt, 160 cm groß, schlank, grauer Parka, dunkle Stiefel. Das Geld wurde der Mittäterin in einer schwarzen Jutetasche übergeben.

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Der Autor dieses Textes erhielt am Donnerstagabend nebenstehende SMS (siehe Foto): Hallo Mama, Handy kaputt, neue Nummer, bitte abspeichern! Das ist quasi der erste Köder, der ausgelegt wird. Würde er ihn schlucken, käme in den nächsten Tagen vermutlich der WhatsApp-Hilferuf: Brauche dringend Geld, bitte überweisen oder an einem Treffpunkt übergeben.

Nachrichten machen wütend

Solche Nachrichten machen zwei Tage vor Heiligabend richtig wütend. Woher haben die Betrüger die Handy-Nummer? Wie geht man damit um?

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„Die Polizei informieren und zur Anzeige bringen“, rät Volker Stracke. „Denn nur so können wir ein aktuelles Lagebild haben und wissen, welche Masche gerade wieder im Anmarsch ist.“ Die angegebene Handy-Nummer anzurufen, hält Stracke für wenig sinnvoll. Vermutlich hebe niemand ab und die Nummer sei einfach nur im Internet gebucht. Auch er ist davon überzeugt, dass die SMS nur der Auftakt für weitere Belästigungen ist. „Man sollte auch bei Bestellungen im Internet mit seinen persönlichen Daten und Telefonnummern sehr sorgfältig umgehen.“

Tipps der Polizei

Die Polizei rät: Seien Sie skeptisch! Auch wenn sich eine Person am Telefon als Polizist ausgibt und den Namen eines tatsächlich existierenden Kollegens nennt. Bei den Betrügereien in Marsberg wurde immer der Name des Leiters der Polizeiwache genannt. Dieser ist für die Täter einfach zu recherchieren!

Auf der Internetseite der Kreispolizeibehörde werden alle Polizeiwachen vorgestellt und die Leiter der Wachen und die Bezirksdienstbeamten namentlich aufgeführt. Auch dass im Telefondisplay eine Marsberger Vorwahl zu sehen war, ist leicht zu erklären.

Die Täter können sich über eine spezielle Software über das Internet jede beliebige Telefonnummer erstellen, die dann an den Empfänger übermittelt wird und im Telefondisplay zu sehen ist. Die Polizei würde in solchen Fällen nie telefonisch Kontakt aufnehmen und Bürger niemals auffordern, ihre Wertsachen zu übergeben! Im Zweifel wenden Sie sich an Ihre Polizei vor Ort oder wählen Sie den Notruf 110!

Masche hat Hochkonjunktur

Diese beiden aktuellen Fallbeispiele machen deutlich, dass die Betrugsmaschinerie offenbar gerade jetzt im Sauerland Hochkonjunktur hat.

Erst vor gut einer Woche hatte ein Ehepaar aus Brilon einen sogenannten Schockanruf erhalten. Die Anruferin gab sich als deren Tochter aus. Sie sei in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem ein Mann gestorben sei, sitze in Untersuchungshaft und brauche einen hohen Geldbetrag, um auf Kaution freizukommen. Die Eltern brachten das Geld tatsächlich zum vereinbarten Treffpunkt am Amtsgericht Brilon, wo es ein Mann in Empfang nahem. Erst nachdem sie später die „echte“ Tochter angerufen hatten, fiel ihnen der Schwindel auf.