Deifeld. Die Luftfahrt ist fest mit Airbus verbunden. Achim Figgen aus Deifeld hat ein Buch verfasst und prognostiziert, wie sich Flugverkehr entwickelt.

Das Internet ist schlau. Manchmal. Oft. Nicht immer. Mit Akribie, Glück und Suchmaschinen war das Aufspüren von Wissen noch nie so einfach wie heutzutage. Aber letztlich kann das weltweite Netz auch nur die Daten zur Verfügung stellen, die ein Schlaumeier vorher recherchiert und zugänglich gemacht hat. Und ob die alle stimmen? Wer zum Beispiel etwas tiefer in die Geschichte des inzwischen bedeutendsten Herstellers von Verkehrsflugzeugen eintauchen möchte, der wird im Netz bald an seine Grenzen stoßen. Oder er/sie liest das neue Buch „Fünf Jahrzehnte Airbus - Geschichte und Typen“.

r Geschäftsführer des Flugplatzes im niedersächsischen Rotenburg

Geschrieben hat es Achim Figgen. Der 53-Jährige stammt aus Deifeld und hat nach seinem Studium der Luft- und Raumfahrttechnik in Stuttgart viele Jahre als Redakteur beim Zivilluftfahrtmagazin „Aero International“ gearbeitet. Zahlreiche Bücher über das Fliegen – auch in andere Sprachen übersetzte Wissensbücher für Kinder – stammen aus seiner Feder. Mittlerweile ist er Geschäftsführer des Flugplatzes im niedersächsischen Rotenburg (Wümme), in dessen Nachbarschaft er mit seiner Familie lebt. Dem Sauerland ist der Luftfahrtexperte aber immer noch sehr verbunden; von 2019 bis 2022 waren Figgen und seine Frau Brigitte Schützenkönigspaar in Deifeld.

Beluga - so heißt der walförmige Flieger aus dem Hause Airbus, der einiges transportieren kann.
Beluga - so heißt der walförmige Flieger aus dem Hause Airbus, der einiges transportieren kann. © WP | Dietmar Plath / GeraMond Verlag.

Doch vom Schützenvogel zurück zu den größeren und motorisierten Vögeln, zur Firma Airbus und zu den aufwändigen Recherchen für dieses Buch. „Während die Geschichte des Flugzeugbauers Wilhelm Boeing akribisch seit mehr als einhundert Jahren dokumentiert ist, gibt es leider keinen Herrn Airbus. Selbst das Unternehmen als solches gab es lange Zeit nicht. Oft war das eher eine Interessensgemeinschaft eigenständiger und eigensinniger Partner. Und daher musste ich mir alles mühsam erarbeiten“, sagt Figgen. Es gibt kaum Archivmaterial. Und wenn, war es nicht geordnet und wurde Figgen unsortiert übergeben. Treibende Kräfte des Unternehmens seien immer Ingenieure gewesen, und die hätten andere Sorgen gehabt, als ihre Firmengeschichte für die Nachwelt zu dokumentieren.

Vor zehn Jahren schon einmal in die Airbus-Grund-Recherchen eingestiegen

Achim Figgen aus Deifeld hat das Buch geschrieben.
Achim Figgen aus Deifeld hat das Buch geschrieben. © WP | Privat

Vor zehn Jahren war Figgen schon einmal in die Airbus-Grund-Recherchen eingestiegen. „Damals hatte ich das Glück, dass viele Akteure der ersten Stunde noch lebten und ich durch sie Informationen aus erster Hand bekam. Inzwischen fehlen die Ansprechpartner. Heute arbeiten die Firmen anders. Sie erstellen Homepages für Jetzt. Und alle Daten, die nicht mehr aktuell sind, fliegen über Bord, Irrwege werden gekillt. Ich kann mit Fug und Recht behaupten, die vielen Details in meinem neuen Buch, kann man nicht mal eben so googlen; die gibt es dort gar nicht.“

Nachdem die erste Auflage vergriffen war, bat der Verlag Achim Figgen um eine überarbeitete Neuauflage zum 50-jährigen Airbus-Bestehen. Und die liegt nun mit etwas Verspätung aber umso mehr neuen Inhalten zum Geburtstag vor.

Das 191 Seiten starke Buch hat drei Pfund Gewicht und atemberaubende Fotos, die von Dietmar Plath stammen. Die 14 Kapitel sind mehr als eine Zeitreise durch Höhen und Tiefen der europäischen Luftfahrtgeschichte – immer den US-Konkurrenten Boeing im Nacken. „Ich denke, allein die Geschichte ist eine Blaupause dafür, dass grenzüberschreitende Zusammenarbeit zum Erfolg führen kann, dass Entscheidungen, die von vielen belächelt wurden, doch zum Erfolg führen können und dass sich schlussendlich viele den Erfolg ans Revers heften, er aber manchmal nur einigen wenigen gebührt“, sagt Achim Figgen.

Fliegen in Verruf geraten

Im Zeitalter des Klimawandels ist das Fliegen in Verruf geraten. Wie schätze ein Experte wie Achim Figgen die Zukunft der zivilen Luftfahrt ein? „Der Luftverkehr wird weiter zunehmen. Denn es gibt immer noch sehr viele Menschen, die reisen wollen. Aber nicht in Großraumflugzeuge wie im A380 – dem größten Verkehrsflugzeug der Welt – das schon gar nicht mehr gebaut wird. Es wird weniger Kurzstrecken geben. Die Zeiten der 9,99 Flüge nach Mallorca sind vorbei. Das war immer schon Quatsch. Fliegen wird generell teurer werden. Und die Zahl der Geschäftsflüge wird ansteigen.“

In Sachen Antrieb, so Figgen, werde der letzte Tropfen fossiler Treibstoffe in einem Flugzeugtank landen. „Einfach weil Kerosin in seiner Effizienz schwer zu ersetzen ist.“ Kleinere Flugzeuge mit E-Antrieb gebe es bereits. Und sogenanntes Sustainable Aviation Fuel (SAF) - also nachhaltiger Luftfahrttreibstoff - könne inzwischen problemlos in Flugzeugen als Kerosin-Alternative eingesetzt und aus vielen Rohstoffen hergestellt werden. „Aber da ist offenbar der Leidensdruck noch nicht groß genug.“

Zurück zum Buch, das im GeraMond-Verlag erschienen ist und 45 Euro kostet. Für Flugbegeisterte gut investiertes Geld für ein bildstarkes Buch über das Fliegen, über Visionen, bahnbrechende Errungenschaften und die Arbeit luftfahrtbegeisterter Menschen. Ein Buch, das keine Google-Suche ersetzen kann.