Marsberg. Schön geworden sind die neuen Räumlichkeiten des ökumenischen Warenkorbes Marsberg am neuen Standort Bäckerstraße 6. 120 Haushalte werden dort versorgt

„Was für ein Glück, dass wir den Warenkorb in Marsberg haben.“ Davon sind nicht nur Propst Meinolf Kemper und Pfarrerin Katharina Günther überzeugt. Die katholische und evangelische Kirchengemeinde in Marsberg tragen den ökumenischen Warenkorb. Menschen, die mit Sozialhilfe, Arbeitslosengeld oder Rente unter dem Sozialsatz leben müssen, können hier für kleines Geld einkaufen.

Flüchtlingswelle

Durch die neue Flüchtlingswelle verzeichnet auch der ökumenische Warenkorb in Marsberg einen Anstiegan Bedürftigen. Momentan haben 150 Haushalte mit einer bis acht Personen einen Berechtigungsschein zum Einkaufen im Warenkorb.

Die gespendeten oder auch zugekauften Lebensmittel oder Hygieneartikel werden für zehn bis 15 Prozent des Verkaufspreises abgegeben.

Der ökumenische Warenkorb in der Bäckerstraße 6 ist mittwochs von 9.30 Uhr bis 12.30 Uhr geöffnet und samstags von 13.30 bis 16.30 Uhr.

Der Warenkorb ist jetzt in die Bäckerstraße 6 (ehemals Schuh-Wegener) umgezogen, weil das Haus in der Bahnhofstraße 23, in dessen Geschäftsräumen im Erdgeschoss der Warenkorb viele Jahre untergebracht war, verkauft worden ist und die Räumlichkeiten jetzt anderweitig genutzt werden sollen.

Ort zwischen Kulturen

Im Rahmen einer kleinen Feierstunde übergaben der Propst und die Pfarrerin die neuen Warenkorbräume mit dem kirchlichen Segen seiner Bestimmung. Der Warenkorb sei inzwischen nicht mehr wegzudenken aus Marsberg, er sei zu einem Ort der Begegnung zwischen den Kulturen und Religionen, und ein Sinnbild für den Zusammenhalt in der Gesellschaft geworden, so die beiden Geistlichen übereinstimmend.

„Es geht hier im wörtlichen Sinne um das tägliche Brot“, sagte Pfarrerin Günther und es sei „ein Wunder, dass so viele Menschen so lange und so beharrlich ihre Zeit dafür einsetzen, um bedürftigen Menschen zu helfen“, sprach sie von „einem Licht, dass als Leuchtfeuer der Mitmenschlichkeit in Gang gehalten werde in einer immer kälter werdenden Welt.“

Als Einzugsgeschenk überreichte Pfarrer Markus Pape 200 Stückchen Butter an Ursula Brandenburg und ihr Helferteam. Ursula Brandenburg ist seit Gründung des Warenkorbes in 2005 mit dabei. Fast jeden Tag hat sie im Warenkorb etwas zu tun. Jetzt freut sich das Team über die neuen, großzügigeren Räume. Die Wände sind frisch angestrichen, der Fußboden ist neu.

Lions packen an

Wieder hat der Lions-Club Marsberg mit angepackt und geholfen. Erst vor drei Jahren hatte er die Vorgänger-Räume in der Bahnhofstraße von Grund auf renoviert und u. a. neue Regale angeschafft.

Die stehen jetzt wieder in der Bäckerstraße. In den unteren Regalen sind die Körbe prall gefüllt mit frischem Gemüse und Salat. Möhren, Gurken, Tomaten, Paprika und auch Pastinaken.

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Darüber stehen die haltbaren Lebensmittel wie Zucker, Salz und Mehl und Puddingpulver. Von verschiedenen Geschäften und Bäckereien aus dem Stadtgebiet holen die ehrenamtlichen Mitarbeiter die Waren ab, die nicht mehr verkauft werden können.

„Wie dieser Beutel Mandarinen“, holt Ursula Brandenburg einen solchen zu Demonstrationszwecken hervor. „Ist nur eine Mandarine darin etwas angedötscht, wird der ganze Beutel nicht mehr verkauft. Wir nehmen solche Waren mit, sortieren nicht mehr gute Sachen aus und verteilen die restlichen an unsere Kundschaft“, erklärt Ursula Brandenburg ihre Arbeit und die ihrer inzwischen fast 30 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die sich in ihrem Dienst abwechseln.

Haltbare Lebenmittel

„Ja, wir bemerken schon, dass reduzierte Ware in den Geschäften nicht mehr so üppig zu bekommen ist“, sagt Ursula Brandenburg. Aber Dank der vielen Spenden des SB-Zentralmarktes in Mengeringhausen hätten sie für ihre Kundschaft genügend Lebensmittel parat. „Abweisen müssen haben wir noch niemanden.“

Aber: Der SB gibt beispielsweise Schlagsahne in Ein-Liter-Tetrapacks oder Puddingpulver in 1000-Gramm-Packungen. Ursula Brandenburg: „Die füllen wir dann in kleine Portionen ab.“ Und das kostet wiederum eine Menge Zeit.

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Es sei schon sehr traurig, sagte die stellvertretende Bürgermeisterin Sandra Pohlmeyer in ihren Grußworten zur Einweihungsfeier, dass „viele Menschen von ihrem knappen Lohn oder der staatlichen Unterstützung nicht mehr leben können.“ Durch die Inflation und Preissteigerungen hätten manche schon Mitte des Monats kein Geld mehr zur Verfügung, wie ihr von Betroffenen erzählt worden sei. „Das ist traurig und beschämend.“

Wie berichtet, wird das Sitzungsgeld der letzten Stadtratssitzung des Jahres für einen wohltätigen Zweck gespendet. Der Bürgermeister und die Stadtverwaltung haben sich an der Spende beteiligt. 860 Euro kam für den Warenkorb zusammen. „Ich weiß, dass ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, so die stellvertretende Bürgermeisterin. „Es wäre ein Monsun, den wir bräuchten. Aber wenigstens können wir einen Regenschirm halten.“

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