Heddinghausen. Bevor es das Schlachthaus der Familie Schemm in Heddinghausen gab, wurde zu Hause geschlachtet und gewurstet. Nun ist das Gebäude bald Geschichte
Ein Stück Heddinghauser Geschichte verschwindet für immer von der Bildfläche. Das alte Schlachthaus der Familie Schemm in der Hubertusstraße muss einem Wohnhausanbau weichen.
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Hausschlachtung ein harter Job
In den Nachkriegsjahren erlernte der frühere Maurer Johannes Schemm in Niedermarsberg das Hausschlachten. Damit verdiente er sich in den Wintermonaten während der Schlechtwetterphase der Maurer ein kleines Zubrot. Doch es war ein harter und schlecht bezahlter Job, denn er musste bei Wind und Wetter und teils frostigen Temperaturen bei den Leuten hinterm Haus oder in den Scheunen schlachten und die Därme fürs Wursten säubern. All das ging ordentlich auf die Knochen. Das Wursten tags darauf war vor allem für die Hausfrauen eine Herausforderung, fand es doch in der Regel in den Küchen statt.
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Altes Handwerk
Nicht nur auf allen Bauernhöfen, sondern auch in den meisten Privathaushalten wurden bis in die Zeit um 1950 Hausschweine gehalten.
So konnte man die Küchenabfälle sinnvoll verwerten und den Fleischvorrat preiswert selber produzieren. Selbst in den Städten grunzte noch in der Nachkriegszeit in vielen Hinterhöfen das Borstenvieh.
In den Wintermonaten ab November machte dann der Hausschlachter seine Runden von Haus zu Haus, denn im Sommer war es für das Schlachten zu warm.
Der Termin für das Schlachtfest lag also hauptsächlich in der Zeitspanne von November bis April.
Arbeitserleichterung
Um 1968 kam die Wende. Johannes Schemm, dessen Sohn Wigbert eine Fleischerlehre in der Metzgerei Wiegelmann in Udorf begann, war es leid, im Winter von Haus zu Haus zu ziehen und baute bei sich im Haus ein kleines Schlachthaus.
Ausgestattet mit elektrischer Winde, Rohrbahn, Brühkessel, Kühlraum und komplett gefliesten Wänden wurde fortan alles hier vor Ort geschlachtet und verwurstet. Eine enorme praktische Erleichterung für Johannes Schemm und seine Kunden. Und die wurden im Laufe der Jahre immer mehr. In Spitzenzeiten wurden in den Wintermonaten bis zu 120 Schweine und 10 bis 15 Stück Großvieh pro Jahr geschlachtet und verarbeitet. Das war aber auch nur möglich dank der Mithilfe seiner Frau Maria und seinen Söhnen Wigbert, Magnus und Hartwig, die ihn in erster Linie beim Schlachten und Zerlegen unterstützten.
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Gebäude wird abgerissen
Am 31. Dezember 1999 aber war für immer Schluss. Johannes Schemm hängte aus gesundheitlichen Gründen die Schürze für immer an den berühmten Nagel. Im August 2000 verstarb er ganz überraschend im Alter von 72 Jahren. Das Schlachthaus diente fortan als Abstellraum und zuletzt als Garage. Jetzt wird es von seinem Enkel Nikolas Schemm abgerissen. An seiner Stelle entsteht neuer Wohnraum für die junge Familie. Das alte Schlachthaus von „Puhlschemms Hannes“ ist für immer Geschichte, aber wird wohl nie vergessen.