Olsberg. Weil er den neuen Gasabschlag nicht mehr bezahlen kann, macht ein Hotelier ernst: 30 Mitarbeiter werden in die Arbeitslosigkeit geschickt.
Wenn die Tage dunkler werden, der erste Frost die Straßen überzieht und die Bäume ihre Blätter abgeworfen haben, dann begeben sich einige Tiere in den Winterschlaf. Die Körpertemperatur wird heruntergefahren, die Atemfrequenz sinkt und auch das Herz schlägt nur noch langsam, um die knappen Fettreserven des Körpers nicht zu verbrauchen. Das Murmeltier tut es, die Haselmaus tut es und nun geht auch das Parkhotel in Olsberg vom 5. bis zum 22. Dezember in den Winterschlaf.
Gaspreis steigt um 650 Prozent
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Allerdings nicht ganz freiwillig: „Die Gaspreise sind bei mir um 650 Prozent gestiegen“, ärgert sich Alex Masser, der Leiter des Hotels. Während der monatliche Abschlag früher um die 16.000 Euro gelegen hatte, liegt dieser nun bei 120.000 Euro. „So viel Umsatz machen wir in manchen Monaten überhaupt nicht“, weiß Masser. Die Liquiditätsreserven wurden durch den Corona-Lockdown im letzten Jahr vollständig aufgebraucht und auch die ausgezahlten Hilfen in Höhe von 25.000 Euro müssen in Teilen zurückgezahlt werden.
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Mitarbeiter werden vorübergehend entlassen
Obwohl das Hotel auch in den Jahren zuvor regelmäßig Betriebsferien gemacht hat, liegt der Fall in diesem Jahr doch etwas anders: Knapp 30 Mitarbeiter werden bis mindestens zum 22. Dezember nur noch auf geringfügiger Basis beschäftigt, den Rest ihres Gehaltes müssen sie sich vom Arbeitsamt holen. „Wir haben das so einstimmig auf einer Betriebsversammlung entschieden“, rechtfertigt Masser den tiefen Einschnitt. Kurzarbeit wäre nicht möglich gewesen und so einigte sich Masser mit der Agentur für Arbeit auf diese drastische Lösung. Alle weiteren Möglichkeiten wurden bereits ausgeschöpft. Das Schwimmbad für die Gäste ist nicht mehr in Betrieb und auch die Küche bleibt in Zukunft zunächst kalt: „Sonst hätten wir für das Schnitzel 30 Euro berechnen müssen“ rechnet Masser vor. Nicht etwa die Zutaten wären so teuer geworden, sondern das Gas für den Herd sei mittlerweile die teuerste Komponente des Essens. Aktuell kostet ein Zimmer 158 Euro, vorher sind es 98 Euro gewesen: „Vielleicht müssen wir sogar auf 200 Euro hochgehen“, prognostiziert Masser.
Weil auch andere Hotels aktuell zu kämpfen hätten, wären Buchungen nicht das Problem: „Ab dem 22. Dezember sind wir ausgebucht“, freut sich Masser über den kleinen Hoffnungsschimmer.
Gaspreisbremse wirkungslos
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Nun liegt seine Hoffnung auch auf der Gaspreisbremse. Allerdings ist seine Aussicht eher getrübt: „Die Gaspreisbremse bezieht sich ja auf den Vorjahresverbrauch“, kritisiert er. Das Problem: Im Jahr 2021 war ganz Deutschland im Lockdown. Nur noch Geschäftsreisen waren möglich. So lag der Verbrauch auch im Parkhotel in Olsberg deutlich unter dem Verbrauch der Vorjahre. Dass nun gerade dieser Wert für die Berechnung der Gaspreisbremse herangezogen werden soll, dafür hat Masser absolut kein Verständnis: „Das macht doch überhaupt keinen Sinn, der Lockdown lag ja auch nicht in unserer Verantwortung“, ärgert er sich.
Dehoga will Druck rausnehmen
So sieht das auch die Dehoga Westfalen: „Wir haben da definitiv ein Problem“, gibt Lars Martin, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Dehoga zu. Die Berechnungsgrundlage sei schlecht für die Gastronomie. Aktuell befände sich die Dehoga in Gesprächen mit der Politik, um die Kuh noch vom Eis zu holen. Er sei da mittlerweile vorsichtig optimistisch, dass es noch zu einer guten Lösung kommen werde, mutmaßt Wind. „Wir müssen da den Druck rausnehmen“, ist er sich sicher.
Druck macht sich auch Boris Ege, Geschäftsführer des Center Parcs in Medebach: „Wir lassen hier keinen Stein auf dem anderen“, so beschreibt er die Suche nach weiteren Einsparpotenzialen in dem großen Betrieb mit Ferienwohnungen und einem Freizeitbad. Zwar sei der Center Parc durch langfristige Gaslieferverträge vorerst vor steigenden Preisen geschützt, trotzdem schaut er mit großen Bedenken auf die Gaspreisbremse: „Das Jahr 2021 als Grundlage zu nehmen, ist völlig indiskutabel“, findet auch er. Seine Gäste hätten allerdings großes Verständnis für die Einsparmaßnahmen, die in Medebach bereits umgesetzt wurden: „Wir haben die Wassertemperatur um zwei Grad auf 28 Grad Celsius gesenkt“. Bisher hätte es noch kein negatives Feedback gegeben: „Wir sind bis weit in den Februar ausgebucht“, freut er sich.
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Nicht das Ende
Für Alex Masser ist es wichtig zu betonen, dass die Auszeit nicht das Ende sei: „Das ist eine vorübergehende Pause“, so sein Ausblick. Auch während dieser Pause werde das Hotel weiterhin auf absoluter Sparflamme betrieben: „Wir haben ja auch schon zahlreiche Buchungen“, erklärt Masser die Gründe. Und wenn die Tiere im Frühjahr wieder aus dem Winterschlaf erwachen, spätestens dann soll auch der Hotelbetrieb wieder hochgefahren werden. Das hofft Alex Masser ganz besonders für seine Mitarbeiter, die am 5. Dezember in eine unsichere Zukunft entlassen werden.