Marsberg. Die historische Baumkuchenmaschine ist für den Marsberger Weihnachtsmarkt wieder in Betrieb. Das ist ihre Geschichte:

Mit der gestrigen Eröffnung des Marsberger Weihnachtsmarkts hat sich bereits eine adventliche Stimmung über den Kirchplatz gesenkt. Inmitten der geschmückten Hütten und stimmungsvollen Lichter gibt es in diesem Jahr noch eine außergewöhnliche Besonderheit: Auf dem Markt wird handgemachter Baumkuchen verkauft - hergestellt mit der alten Baumkuchen-Backmaschine der Firma Siebers, die ein Marsberger Original ist und zu diesem Anlass wieder zum Leben erweckt wurde. Hinter diesem Apparat steckt eine besondere Geschichte.

In Helminghausen entwickelt

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Im Jahr 1947 gründete der Flugzeugingenieur Heinz Siebers im Marsberger Ortsteil Helminghausen eine Dorfschlosserei unter eigenem Namen. Seine Idee: Er wollte eine Maschine entwickeln, mit der sich Baumkuchen leichter herstellen lässt. Sein Sohn Ulrich, der später Inhaber der Firma Siebers werden sollte und inzwischen selbst pensioniert ist, erzählt: „Die Baumkuchen-Backmaschine war der Ursprung der Firma Siebers.“ Im Jahr 1950 wurde der Apparat schließlich zum ersten Mal gebaut. Es handelt sich um die erste gebrauchsmustergeschützte Baumkuchen-Backmaschine, die in dieser Art auf dem Markt erschien. „Die Maschine war für die erste Zeit das wichtigste Umsatzfundament der Firma“, erinnert sich Ulrich Siebers. „In einem guten Monat wurden zwischen acht und zehn Exemplare gebaut und verkauft.“ Vor allem Konditoreien und Bäckereien haben damals zu den Kunden gezählt, da der Baumkuchen einen besonderen Stellenwert in dem Handwerk einnahm. „Für viele Jahre war die Baumkuchenmaschine die einzige, die es auf dem Markt gab. Andere Hersteller kamen erst, als der Gebrauchsmusterschutz auslief. Die Maschine war sehr beliebt und wurde weltweit vermarktet.“ Bis nach Australien und Südafrika sind einzelne Exemplare damals gereist.

Erstmals wurde die Baumkuchenmaschine im Jahr 1950 in Helminghausen von Firma Siebers entwickelt und gebaut.
Erstmals wurde die Baumkuchenmaschine im Jahr 1950 in Helminghausen von Firma Siebers entwickelt und gebaut. © Siebers Maschinenbau und Energietechnik GmbH & Co.Kg

Heute ist die Firma auf thermischen Anlagenbau und Brandsimulationsanlagen spezialisiert. Die Baumkuchenmaschine ist jedoch ein fester Bestandteil ihrer Geschichte: „Die Maschine ist etwas ganz besonderes.“

So funktioniert die Maschine

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Die handwerkliche Herstellung von Baumkuchen ist zeit- und arbeitsaufwendig. Anders als viele andere Backwaren wird er nicht im Ofen gebacken, sondern parallel zum Backvorgang gefertigt. „Durch die Baumkuchen-Backmaschine wurde damals die Herstellung vereinfacht“, schildert Ulrich Siebers. Über einer von der Maschine erzeugten Gasflamme dreht sich eine motorisierte Walze, auf die der Baumkuchenteig vom Konditormeister gestrichen wird. Schicht für Schicht muss der Teig langsam über der Gasflamme ausbacken. Erst wenn eine Teigschicht vollständig gegart ist, kann eine weitere Teigschicht aufgetragen werden. Währenddessen wird der Teig gekämmt, wodurch der Baumkuchen seine charakteristischen Rillen erhält. Durch die Herstellungstechnik bekommt das Gebäck die namensgebenden Ringe, die sichtbar werden, wenn man ihn aufschneidet.

Konditormeisterin Anja Rau zeigt die charakteristischen Ringe des Baumkuchens, der mit der alten Baumkuchenmaschine hergestellt wurde.
Konditormeisterin Anja Rau zeigt die charakteristischen Ringe des Baumkuchens, der mit der alten Baumkuchenmaschine hergestellt wurde. © Anja Rau

Für den diesjährigen Weihnachtsmarkt in Marsberg hat Konditormeisterin Anja Rauaus Helminghausen die alte Baumkuchen-Backmaschine wieder in Betrieb genommen. Seit Freitag um 12 Uhr bis zum Ende des Marktes am 27. November um 20 Uhr ist der frische Baumkuchen an ihrem Stand auf dem Marsberger Kirchplatz erhältlich.