Medebach. Kirchen, die aus allen Nähten platzen: In Indien hat der katholische Glaube Zulauf. Der Medebacher Vikar Jijo Pidyath will seiner Heimat helfen.
Kirche unterliegt einem großen Wandel. Im Alltagsleben hat sie bei uns nicht mehr den Stellenwert wie früher. Die meisten Gotteshäuser wirken verloren und leer, wenn nur wenige Menschen am Sonntag in den großen Kirchenräumen sitzen. In den katholischen Gemeinden in Indien ist das anders. Die Kirche in Vallachira (Bundesstaat Kerala) platz zurzeit noch aus allen Nähten. Ein Ende ist in Sicht, denn ein neues Gotteshaus wurde gebaut. Und Vikar Jijo Pidiyath, der aus Indien stammt und seit 2016 im Pastoralverbund Medebach-Hallenberg arbeitet, möchte seinen Beitrag dazu leisten, dass seine Heimatgemeinde nicht nur eine neue Kirche, sondern auch eine neue Verstärkeranlage bekommt.
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Indische Heimat schon mehrfach unterstützt
Seit sechs Jahren lebt der beliebte Geistliche im Pastoralverbund Medebach-Hallenberg. Nach einem sintflutartigen Jahrhundertregen im Sommer 2018 startete er eine Spendenaktion, um seinen Landsleuten zu helfen. Zwei Jahre später ging die Hilfe weiter: Ein guter Freund des Vikars, Denny Vadakkethala, hatte in dem Monsun sein Haus verloren. Jijo Pidyath warb in seinen Gemeinden um Spenden und konnte seinem Freund dadurch 18.000 Euro zukommen lassen. Jetzt bittet er erneut um Unterstützung:
„Den christlichen Glauben durfte ich in meiner Heimatgemeinde in Vallachira gemeinsam mit meiner Familie kennenlernen und praktizieren. Dieser feste Glaube, dieses Urvertrauen auf Gott, hat mein Leben schon früh geprägt.“ 1910 wurde in seiner indischen Pfarrgemeinde die erste Messe gefeiert. Die Kirche, die es jetzt dort gibt, wurde erst 1971 erbaut. Die Pfarrgemeinde bestand damals aus 178 Familien mit etwa 900 Personen. Jetzt sind es 452 Familien mit circa 2000 Personen.„Die Menschen aus meiner Heimatgemeinde haben mich immer unterstützt. Durch meine frühen Erfahrungen verspürte ich den Wunsch, selbst Priester zu werden. Ich war damals der Erste aus meiner Gemeinde, der zum Priester geweiht wurde. Das macht mich schon ein wenig stolz. Mittlerweile gibt es noch vier weitere junge Priester und einige, die momentan das Priesterseminar besuchen.“
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Kirche als sozialer Treffpunkt
Anders als bei uns ist das Kirchengebäude für viele Menschen in Indien ein wichtiger sozialer Treffpunkt, ein Ort des Feierns und der Freude und manchmal auch ein Zufluchtsort, unabhängig von Religion und sozialem Status. Pidiyath: „Wir Christen fühlen uns dort miteinander verbunden. Wir leben und erleben eine gemeinsame Zugehörigkeit, ein sehr inniges Gemeinschaftsgefühl. Der katholische Glaube erfährt in meiner Heimat Kerala einen sehr hohen Zuwachs. Die bedauerlichen Entwicklungen, die wir zurzeit in Deutschland erleben, gibt es dort nicht. Der sonntägliche Gottesdienst hat so viele Besucher, dass die Menschen teilweise in der Kirche keinen Platz mehr finden und die Messen von draußen mitfeiern. Unsere Kirche ist viel zu klein, um all die Menschen aufzunehmen, die gerne die Heilige Messe besuchen möchten.“
Priesterweihe und Primiz
Pidyath erinnert sich noch an seine Priesterweihe und Primiz im Dezember 2007. Sie wurde draußen auf einem Spielplatz gefeiert. Das Gebäude weist auch bereits Schäden auf. Deshalb wurde vor elf Jahren die Entscheidung getroffen, die Kirche komplett neu zu bauen. Im Gegensatz zu Deutschland gibt es in Indien keine Kirchensteuer. Die Gemeinde selbst ist für die Finanzierung verantwortlich. Die Fläche des insgesamt zweigeschossigen Kirchenbaus umfasst rund 2900 Quadratmeter. Etwa 750 Personen finden in der Kirche Platz. Pidiyath: „Wir rechnen mit Kosten von umgerechnet etwa 802.000 Euro. Ich möchte meine Gemeinde unterstützen!“
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In der sogenannten syro-malabarischen Liturgie nimmt der Gesang einen breiteren Raum ein. Es gibt keine Orgel wie bei uns. Für die Musik sorgt ein kleines Orchester. Es ist eine Band, die hauptsächlich aus Keyboards besteht, aber auch aus anderen Instrumenten und einem Chor. Deshalb ist eine gute Übertragungsanlage für den Ton nötig. So ein Verstärker-Mikrofon-System kostet aber 24.800 Euro, weil es importiert werden muss.
Vikar Pidayth: „Nun habe ich mir überlegt, dass ich Euch, liebe Mitchristen hier in Deutschland, um eine kleine Unterstützung bitten möchte. Vielleicht bekommen wir so viel Geld zusammen, dass ich meiner Gemeinde die Mikrophonanlage spenden könnte.“ Die Einweihung der neuen Kirche war zunächst für Oktober 2022 geplant; nun soll sie am 15. Januar 2023 stattfinden. Gern möchte Pidyath im Januar 2024 mit einer interessierten Gruppe aus dem Pastoralraum eine Reise nach Indien planen. „Ein Traum von mir ist es, dort zusammen eine Messe zu feiern – vielleicht mit einer Mikrofonanlage, aus der dank Eurer Hilfe Lieder und Texte zum Lob Gottes erklingen.“
Spenden können auf das Konto der Kirchengemeinde Medebach überwiesen werden: Volksbank Bigge-Lenne eG BIC: GENODEM1SMA IBAN: DE 31 46062817 3530264000.
Die Ausstellung von Spendenquittungen ist möglich.