Winterberg. . Alexander Vonnahme ist in Winterberg für Räum- und Streudienst verantwortlich. Er erläutert im Interview, wo zuerst geräumt wird und wo zuletzt.

Ganz nah am aktuellen Wetter muss Alexander Vonnahme dran sein, denn seit 2008 ist er als Leiter des Winterberger Bauhofs für den Winterdienst der höchst gelegenen Stadt in NRW zuständig. Das heißt, er muss dafür sorgen, dass der Räum- und Streudienst auf den rund 146 Kilometern Gemeindestraßen sowie den öffentlichen Plätzen und Gehwegen vor städtischen Grundstücken funktioniert.

Im Westfalenpost-Interview wird deutlich, warum man für diesen Job viel Erfahrung, Organisationstalent, Fingerspitzengefühl und manchmal auch ein ganz schön „dickes Fell“ braucht.

Wenn’s richtig stürmt, schneit und friert, hat der Winterdienst n Hochsaison, doch auch in Winterberg gibt es dazwischen ja auch ruhige Wetterlagen mit weniger Einsatzkräften. Wie gewährleisten Sie, dass auch bei Wetter-Auf- und -Ab’s der Winterdienst fluppt?
Alexander Vonnahme: Wir erstellen jedes Jahr im Herbst einen Winterdienstplan, in dem alle mit dem Winterdienst beschäftigten Mitarbeiter von Anfang November bis Ende April eingeteilt sind. Ob und wann der Winterdienst und die damit verbundenen Rufbereitschaften dann angeordnet werden, entscheidet die Bauhofleitung anhand aktueller Wetterprognosen. Ich schaue mehrmals täglich in den Wetterbericht und habe selbst zu Hause eine Wetterstation, um die Lage einschätzen zu können. Natürlich ist eine gewisse Erfahrung hierbei auch sehr hilfreich. Wenn ich Rufbereitschaft angeordnet habe, sehen die bereitschaftshabenden Kollegen um 2.30 Uhr nachts, um 5 Uhr früh morgens und abends um 18.30 Uhr an prägnanten Stellen ihres Räumbezirks nach der tatsächlichen Witterung und entscheiden, ob ein Einsatz erforderlich ist und ob weitere Kollegen oder die für uns tätigen Fremdunternehmer kontaktiert werden müssen.

Alexander Vonnahme, Bauhof-Leiter Winterberg
Alexander Vonnahme, Bauhof-Leiter Winterberg © Stadt Winterberg

Wo sind denn in Winterberg so besondere neuralgische Punkte?
Generell sehen die Bauhofmitarbeiter in Winterberg und den Ortsteilen an neuralgischen Punkten nach der Witterungslage. Als Beispiel hierfür können für Winterberg die Bereiche Brücke an der Neuen Mitte, Im hohlen Seifen, die Nuhnestraße und der Bereich an der Kappe genannt werden. In Neuastenberg ist es zum Beispiel die Auffahrt zum Seniorenheim, in Niedersfeld z.B. Am Kleehagen.

Zur Person

Alexander Vonnahme ist 41 Jahre alt.

Er lebt mit Frau und zwei Kindern in Langewiese.

In seiner Freizeit engagiert er sich im Kirchenvorstand, ist 2. Vorsitzender des Schützenvereins und geht gerne Skifahren.

Wenn es schneit, möchte natürlich jeder, dass bei ihm als erstes geräumt wird. Wie geht der Winterdienst da vor?
Wir haben eine Prioritätenliste. Alle Straßen sind nach Dringlichkeit eingestuft. Zur Dringlichkeitsstufe eins gehören Hauptverkehr- und Durchgangsstraßen, Straßen, die für den ÖPNV wichtig sind und natürlich die Zufahrtstraßen zum Krankenhaus, zu Seniorenheimen, Schulen, Polizei, Feuerwehr und Gewerbegebieten. Verbindungsstraßen gehören zur zweiten Dringlichkeitsstufe, gefolgt von Wohnstraßen und den übrigen Verkehrsflächen.

Worauf müssen die Fahrzeugführer achten?
Gibt es viel Schneefall, müssen auch die Parkflächen ordentlich freigeräumt werden. Schwierig wird es, wenn dort trotz entsprechender Haltverbote Autos parken. Wenn es nicht anders geht, bleibt uns manchmal nichts anderes übrig, als bei entsprechender Schneelage die Autos auch abzuschleppen. Wir haben hier in Winterberg in einigen Straßen in den Wintermonaten ein generelles Parkverbot von 2 bis 8 Uhr, in einigen anderen Straßen darf man an bestimmten Wochentagen nachts nicht parken. Nur so haben wir die Chance, den Parkraum frei zu bekommen.

Gibt es neben der Fahrzeugkolonne noch andere Einsatzbereiche?
Es gibt selbstverständlich auch Gehwegkolonnen, die sich um öffentliche Plätze wie Bushaltestellen, Treppenanlagen und die Anlieger-Gehwege der Stadt kümmern.

Der Winterdienst ist ein Thema, das erfahrungsgemäß die Gemüter sehr erhitzt. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Wenn es sehr viel schneit, können wir selbst bei vollem Einsatz nicht immer so schnell nachkommen, wie sich das einige wünschen. Wir können nun mal nicht überall gleichzeitig sein. An touristisch attraktiven Wochenenden zum Beispiel haben auch wir als Räumdienst große Probleme, überhaupt durch den Verkehr zu kommen. Viele haben da Verständnis, aber immer wieder gibt es leider auch Bürger, die uns beschimpfen. Das Anspruchsdenken ist da in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Wir nehmen wirklich jede Kritik sehr ernst. In dem Zusammenhang muss man auch darauf hinweisen, dass wir oft schon mehr tun als gesetzlich vorgeschrieben ist.

Konfliktpotenzial gibt es ja auch immer wieder, wenn Privatleute und städtischer Räumdienst aufeinander treffen. Wo liegen da die Probleme?
Beschwerden gibt es zum Beispiel, wenn Räumfahrzeuge Schnee dorthin schieben, wo ihn Privatleute nicht haben möchten. Deshalb achten wir darauf, dass wir den Schnee möglichst gerecht auf beiden Straßenseiten verteilen. Umgekehrt haben wir aber auch damit zu kämpfen, dass viele Bürger ihren Schnee auf die frisch geräumte Fahrbahn werfen, obwohl das nicht in Ordnung ist. Wir beobachten zunehmend, dass auch privat immer häufiger der Schnee mit Quads, Schneefräsen und Pick-ups kreuz und quer auf und über die Straßen verteilt werden. Auch das geht natürlich nicht. Da geht es ja auch um die Verkehrssicherheit.

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