Brilon. Die Gaspreisbremse kommt ab März 2023. Was bedeutet das für die Verbraucher? Die Stadtwerke Brilon beantworten die wichtigsten Fragen.

Die Gaspreisbremse kommt und soll ab März die Menschen finanziell entlasten. Trotz des hohen Investitionsvolumens erntet das Maßnahmenpaket allerdings scharfe Kritik und manche Verbraucher sind verunsichert. Die wichtigsten Fragen für Verbraucher im Sauerland im Überblick:

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Welche Maßnahmen sieht die Gaspreisbremse konkret vor?

Die Bundesregierung hat einige Maßnahmen beschlossen, um die Bevölkerung zu entlasten. So bekommen alle Privathaushalte eine Einmalzahlung im Dezember, die sich an der jeweiligen Abschlagszahlung aus dem September orientiert. Ab März 2023 soll dann in einer zweiten Phase die eigentliche Gaspreisbremse greifen. Diese soll für ein Kontingent von 80 Prozent des für den vergangenen September zugrunde gelegten Verbrauchs gelten. Geplant ist dafür eine Preisdeckelung auf zwölf Cent pro Kilowattstunde. Diese Entlastung soll bis Ende April 2024 gelten.

Die Stadtwerke Brilon geben in der Energiekrise bereitwillig Auskunft über die aktuelle Entwicklung.
Die Stadtwerke Brilon geben in der Energiekrise bereitwillig Auskunft über die aktuelle Entwicklung. © WP | Naima Schopper

Warum kommt die Gaspreisbremse erst im März 2023?

Die deutschen Energieunternehmen haben Kritik am Start der Gaspreisbremse erst im März zurückgewiesen. Ein früherer Start sei angesichts der notwendigen technisch-administrativen Umsetzung in so kurzer Frist unmöglich. Die erforderliche Umstellung der IT-Prozesse sei so komplex, dass die breite Front der Energieversorger dies in dieser kurzen Frist nicht stemmen könne. Den Start der Gaspreisbremse im März hatte eine von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission vorgeschlagen.

Können Verbraucher jetzt, wo die Gaspreisbremse kommt, einfach die Heizung bedenkenlos hochdrehen?

Ein klares Nein gibt es dazu von Axel Reuber, Geschäftsführer der Stadtwerke Brilon. „Das wäre kontraproduktiv, da wir trotz hoher Füllstände bei den Gasspeichern immer noch in eine Gas-Mangellage geraten können. Das ist insbesondere von den Temperaturen im Winter und dem Verbrauchsverhalten der Kunden abhängig“, erklärt er. Um eine Gasmangellage abzuwenden seien Energieeinsparungen von etwa 20 Prozent notwendig. Und nicht nur der Gedanke an die Gemeinschaft, sondern auch die Regelungen der Gaspreisbremse an sich sprechen dagegen. Denn die Bundesregierung deckelt nur den Preis eines gewissen Grundverbrauchs, was darüber hinausgeht kann teuer werden.

Was passiert, wenn Verbraucher das ihnen zustehende Grundkontingent an Gas verbrauchen – muss der Kunde dann mehr pro kWh zahlen? Wie teuer wird es dann?

Das ist bisher noch nicht eindeutig geregelt. Axel Reuber dazu: „Bekannt ist bisher, dass 80 Prozent des Verbrauchs bei Privatverbrauchen und 70 Prozent bei Unternehmen zu einem reduzierten Preis abgerechnet werden und die übrige Menge zum Marktpreis.“ Dies sei dem Zwischenbericht der Gaspreis-Kommission zu entnehmen. „Die Ausgestaltung vom Gesetzgeber muss noch erfolgen“, erklärt Reuber. Liegt also der Verbrauch von Privathaushalten über den 80 Prozent, kann es teuer werden, denn die Preise für Gas werden voraussichtlich nicht so schnell sinken. Diese Maßnahme hatte die Regierung auch ergriffen, um weiter zum Sparen von Gas zu animieren.

Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Verbraucher das Grundkontingent überschreitet?

Über eine solche Wahrscheinlichkeit können die Stadtwerke in Brilon noch keine Auskunft geben. „Das hängt davon ab, wie die konkrete Ausgestaltung der Regelungen ausfällt und im Besonderen wie die Verbraucher ihren jeweiligen Verbrauch reduzieren.“

Sollten Verbraucher ihren Abschlag dennoch jetzt erhöhen? Welche Vorteile hätte das?

„Nein, dafür gibt es keinen Grund und hätte zudem keinen Vorteil – lediglich bei einer Preisanpassung sollte der Abschlag angepasst werden – das teilt der Lieferant aber in der Regel bereits mit der Ankündigung der Preisanpassung mit“, erklärt Axel Reuber. Der Einmalzahlung im Dezember käme ein jetzt hastig erhöhter Abschlag auch nicht zugute, denn diese orientiert sich an der Zahlung aus dem September – eine Erhöhung käme dafür schlicht zu spät zum aktuellen Zeitpunkt.

Wie wurde die Gaspreisbremse im Sauerland aufgenommen?

„Die Maßnahmen stellen aus unserer Sicht eine gute Möglichkeit dar die Preisentwicklung, sowohl für Unternehmen als auch für private Haushalte, abzufedern“, heißt es seitens der Stadtwerke Brilon auf WP-Anfrage. „Wünschenswert für die Umsetzung ist eine einfache und verständliche gesetzliche Regelung.“ Kritik hatte de Gaspreisbremse aus verschiedenen Richtungen bekommen. Teils wegen des Gießkannenprinzips, mit dem die Hilfen ausgeschüttet werden, teils auch weil Unternehmen im Mittelstand nicht rechtzeitig davon profitieren.

Wie werden die Stadtwerke von der Regierung bei den steigenden Preisen unterstützt?

Die Stadtwerke Brilon geben an, dass es gerade diesbezüglich Diskussionen auf Landes- und Bundesebene gäbe. „Ziel ist ein Rettungsschirm für Stadtwerke, insbesondere um dem steigenden Liquiditätsbedarf durch die hohen Energiepreise zu stemmen.“ Die Situation bei den einzelnen Stadtwerken stellt sich jedoch sehr unterschiedlich dar und kann nicht einheitlich betrachtet werden.