Brilon. Fußball-WM in Katar: Ob die Spiele in Kneipen gezeigt werden, wird auch zur Ethikfrage. Die Gastwirte in Brilon haben ihre Wahl getroffen.

Am 20. November startet die diesjährige Fußball-Weltmeisterschaft. Aber so richtig will das Fußballfieber für dieses Turnier nicht aufkommen. Zum einen muss die WM zum ersten Mal im Winter stattfinden, weil es im Austragungsland Katar ansonsten zu heiß wäre. Zum anderen steigt die Zahl der Kneipen, die keine WM-Spiele zeigen, im ganzen Land und auch viele Städte entscheiden sich gegen ein Public-Viewing. Die Gründe sind vielzählig, klar ist jedoch: Die WM in Katar steht schon seit ihrer Vergabe in der Kritik. Bereits 2010 erhielt Katar von der FIFA den Zuschlag, die Fußball-WM 2022 auszurichten. Entschieden wird das WM-Austragungsland durch eine geheime Abstimmung des Exekutiv-Ausschusses der FIFA.

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Auch die Kneipen in Brilon handhaben die diesjährige Fußball-WM ganz unterschiedlich. Carolin Becker vom Irish Pub „Celtic Corner“ in Brilon hat die WM betreffend noch keine endgültige Entscheidung gefällt. „Wir haben hier ja nur den einen großen Fernseher“, erklärt sie. „Aber ich denke, wir werden die Spiele zeigen, die laufen, wenn wir sowieso geöffnet haben.“ Sie gehe davon aus, dass sich der Andrang wahrscheinlich ohnehin in Grenzen halte. „Viele wollen die WM ja auch gar nicht gucken“, sagt sie. „Außerdem liegt das Ganze zeitlich auch so kurz vor Weihnachten. Bei den Weihnachtsfeiern, die wir dann hier haben, wollen die Leute bestimmt lieber Live-Musik als Fußball haben.“ Bevor es eine endgültige Entscheidung gibt, möchte sie sich aber noch einmal mit ihrer Schwester zusammensetzen. „Wir haben das noch nicht im Detail besprochen und hatten bisher eher andere Prioritäten.“ Becker hält aber auch nicht für ausgeschlossen, dass der Irish Pub doch seine Türen für ein paar weitere WM-Spiele öffnet: „Vielleicht wenn Deutschland es ins Finale oder auch schon Halbfinale schafft.“

Kein Public-Viewing auf dem Marktplatz

Pascal Pohl, Inhaber des „Bexkellers“, will tatsächlich alle Deutschlandspiele zeigen. Wenn während der regulären Öffnungszeiten dann auch andere Spiele stattfinden, will er auch diese auf seinen Bildschirmen laufen lassen. Ob das für ihn ethisch vertretbar sei, beantwortet er für sich ganz einfach: „Auch wenn jetzt alle sagen, sie wollen die WM nicht zeigen oder nicht gucken - es guckt doch sowieso jeder. Ich habe die Bildschirme ohnehin da hängen, also werden da auch die Spiele laufen.“

In der „Ratsschänke“ in Brilon hingegen sieht das ganz anders aus: „Bei uns wird es kein Public-Viewing geben“, sagt Geschäftsführer Jan Mittmann. „Die ‘Ratsschänke’ ist ja auch keine Fußballkneipe.“ Bereits früher habe es in seiner Kneipe keine Übertragung von Länderspielen gegeben, sagt er.

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Auch das Public-Viewing auf dem Briloner Marktplatz wird es wohl in diesem Jahr nicht geben. Zur WM 2018 hatte die Sparkasse Hochsauerland mit den Willinger „Bähr Filmtheaterbetrieben“ das Public-Viewing auf dem Marktplatz veranstaltet. Dabei konnten die Fußballfans auf einer fünf mal drei Meter großen Leinwand Spiele der deutschen Mannschaft verfolgen. „Auf dem Weg zum 5. Stern“ hatte die Sparkasse als Motto für das WM-Rudelgucken ausgegeben. In diesem Jahr sieht das aber ganz anders aus. Die Sparkasse Hochsauerland plane kein Public-Viewing in Brilon, so Daniel Danch, stellvertretender Leiter des Vertriebsmanagements. Der Grund dafür: „Bereits bei der WM im Jahre 2018 haben wir gemerkt, dass die Euphorie an solchen Veranstaltungen stark nachgelassen hat“, heißt es. „Der Umstand, dass die WM in diesem Jahr im Winter stattfindet, hat unsere Entscheidung bestärkt.“