Hallenberg. Im Hallenberger soll die Gestaltungssatzung gelockert werden, um Solarenergie auf Dächern zu ermöglichen. Die CDU sorgt sich um das Stadtbild.

Die Hallenberger hüten ihr historisches Stadtbild sprichwörtlich wie ihre Augäpfel. Und damit die Fachwerkkulisse keinen Schaden nimmt, gibt es seit Jahren eine Gestaltungssatzung. Deren Änderung bzw. Anpassung steht am MIttwochabend, 18.30 Uhr, im Stadtrat auf der Tagesordnung. Die Fronten im Rat scheinen bei diesem Thema allerdings verhärtet zu sein.

Lesen Sie auch: Winterberg: Investor plant dieses spektakuläre Luxushotel

LWL-Fachfrau eingeladen

„Photovoltaik ja, aber mit Vernunft und mit Augenmaß“, fordert die CDU-Fraktion in einer Pressemitteilung. „Nicht nur das Klima, auch unsere Ortsbilder müssen weiterhin geschützt werden. Unsere Orte sollen auch für unsere nachfolgende Generation und für Gäste weiterhin attraktiv sein. Dafür bedarf es kluger und vernünftiger Entscheidungen. Das gilt übrigens künftig auch für Windkraftanlagen im Wald“, so Fraktionsvorsitzender Joachim Huft.

Lesen Sie auch:Billig-Brennholz bei Ebay: Kann man diesen Händlern trauen?

Seit mehr als zwei Jahren hat der Stadtrat in einer fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe an einer Überarbeitung der Gestaltungssatzung gearbeitet, um u.a. Photovoltaik im Ortskern zu ermöglichen. Dabei, so Huft, sei ein einstimmiger Vorschlag erarbeitet worden: Danach sollten die Anlagen im Ortskern mattschwarz, ohne helle Rasterung und ohne helle Umrandung sein. Die Module sollten je Dachseite in maximal zwei geschlossenen rechteckigen Feldern angeordnet werden. Ausgezackte Flächen rund um Dachfenster und Gauben sowie kreuz und quer über das Dach verbaute Platten sollten nicht möglich sein. Die FDP-Mehrheit aus den Ortsteilen, so Huft, habe leider diesen gemeinsam erarbeiteten Vorschlag überraschend nicht mitgetragen und den in vielen Sitzungen ausgearbeiteten Beschluss gekippt. Nun, so der Fraktionsvorsitzende, sollen Anlagen ohne Begrenzung, auch kreuz und quer um Dachfenster und Gauben herum, möglich sein. „Wir befürchten dadurch langfristig einen Schaden für unsere Stadt. Es wäre schade, wenn die Arbeit der letzten 50 Jahre kaputt gemacht wird.“

Lesen Sie auch: Karten für JazzNacht Brilon: Drums und Saxofon in Perfektion

Viele Ratsmitglieder aus der Kernstadt befangen

Wegen Befangenheit dürfen viele Ratsmitglieder nicht mit abstimmen, da sie selbst oder ihre nächsten Angehörigen im Ortskern wohnen. Auch Bürgermeister Enrico Eppner darf nicht mit votieren; er kann die Kritik der CDU jedoch nicht nachvollziehen. „Mit dem Beschlussvorschlag wollen wir die Satzung doch nicht komplett umkrempeln. Wir wollen sie so anpassen, dass sie für den Bürger Sinn macht. Wir sprechen hier nicht von massiven Eingriffen in die Baustruktur.“ Sollten sich nach 20 oder 30 Jahren andere Möglichkeiten der Energiegewinnung ergeben, sei alles zurückbaubar und nichts in Stein gemeißelt. „Ich habe mit sehr vielen Hausbesitzern gesprochen und den Druck gespürt, dass wir für alle entsprechende Möglichkeiten in Sachen Solarenergie eröffnen müssen.“ Auch schon vor der und ohne die aktuelle Energiekrise sei in vielen Gesprächen Handlungsbedarf spürbar gewesen. Seitens der Bezirksregierung Arnsberg, so die Verwaltung in der Sitzungsvorlage, sei auf Anfrage mitgeteilt worden, dass die Öffnung der Gestaltungssatzung für Photovoltaik- und Solaranlagen nicht förderschädlich sei, da die Gestaltungsziele hier zugunsten des Klimaschutzes zurückstehen müssten.

In der Augustsitzung hatte Volker Gehrisch, BfH angemerkt, dass man fast 13 Jahre für Photovoltaik in der Altstadt gekämpft habe, diese aber bisher durch „Schreckensszenarien“ abgetan worden sei und sie erst jetzt durch die neuen Mehrheitsveränderung im Rat möglich geworden sei.

Historisch gewachsener Stadtkern

Joachim Huft ist hingegen in Sorge, dass das in sich geschlossene Stadtbild Schaden erleiden könnte: Hallenberg sei Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne NRW. Diese AG sei geschaffen worden, um „historisch gewachsene Stadtkerne“ zu schützen und zu fördern. Auch der Stadtkern Hallenberg wurde von Stadtbränden und Kriegseinwirkungen verschont und sei daher ein Kulturgut, das es zu erhalten und zu fördern gelte. Im Gegensatz zu vielen andere Städten in der Arbeitsgemeinschaft sei gerade die „schiefergraue und von allen Seiten einsehbare typische Dachlandschaft des Sauerlandes“ das Besondere.

Lesen Sie auch: Nordhangjause mit neuem Konzept: „Sowas fehlt in Winterberg“

In den letzten fast 50 Jahren habe die Stadt Hallenberg, so Huft weiter, durch eine Gestaltungssatzung und durch ein Förderprogramm dafür gesorgt, Fehler und Bausünden der Nachkriegszeit wieder zurückzubauen. Marktplatz, Kump, die gerade angelaufene Pflasterung der Gassen und über 100 geförderte private Projekte an Fassaden, Dächern und Gärten im Ortskern zeugten davon. Er freue sich sehr, dass Fachfrau Dr. Heine Hippler (LWL), die immer eine Unterstützerin und Förderin des historischen Ortskerns von Hallenberg gewesen sei, zugesagt habe, in die Ratssitzung zu kommen. Die Ratssitzung ist wie immer öffentlich und beginnt um 18.30 Uhr im Kump.