Winterberg/Hochsauerlandkreis. Wie wird der Corona-Herbst im Hochsauerland? Die Sauerlandpraxis in Winterberg wagt einen Ausblick und teilt eine unerwartete Beobachtung mit.

Der Herbst kommt – und mit ihm neue Corona-Wellen? Neben dem Kriegsgeschehen, der Energiekrise und der Inflation ist das Corona-Virus fast aus den Köpfen der Menschen verschwunden, doch ab Oktober gelten neue Maßnahmen zum Schutz vor einer Infektion und auch der neue Impfstoff ist schon in den Hochsauerlandkreis geliefert worden. Wie sieht die aktuelle Situation also aus? Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) liegt der Hochsauerlandkreis derzeit bei einer Inzidenz von 181,4. Die meisten Fälle betreffen die 39- bis 59-Jährigen, 214 Menschen in diesem Alter sind erkrankt. 15- bis 34-Jährige kommen danach, 106 Menschen in dem Alter sind erkrankt. Dafür sind nur 31 Kinder und Jugendliche bis 15 Jahre mit dem Virus infiziert und nur 119 Menschen über 60 Jahre. Geringe Zahlen, und doch wirft auch Tim-Henning Förster, Mediziner in Winterberg und Betreiber der Sauerlandpraxis, einen leicht besorgten Blick auf die kommenden Monate.

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Wie beobachten Sie derzeit die Situation in der Praxis? Kommen noch viele Menschen mit einer Corona-Erkrankung zu Ihnen?

Die aktuelle Situation hat sich etwas beruhigt, wir verzeichnen zwar noch eine spürbare Zahl von infizierten Patienten, aber in den meisten Fällen reicht die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.

Welche Symptome sind derzeit die häufigsten, die Sie beobachten können?

Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Fieber. Einige Patienten beschreiben, dass sie ungewöhnlich frieren würden.

Gibt es noch viele schwere Verläufe?

Indirekt, in der akuten Phase zeigen sich die Verläufe nicht allzu schwer. Bei einer bemerkenswert hohen Zahl von Patienten kommt es aber zu Folgeerkrankungen, wie chronischer Müdigkeit, deutlichem Leistungsknick, anhaltender Luftnot.

Tim-Henning Förster von der Sauerlandpraxis mit Filialen in Medebach, Hallenberg und Winterberg
Tim-Henning Förster von der Sauerlandpraxis mit Filialen in Medebach, Hallenberg und Winterberg © Rita Maurer | Rita Maurer

Hat es durch die Schützenfestsaison mehr Erkrankungen gegeben?

Vom Bauchgefühl her würde ich das mit einem klaren Ja unterstreichen.

Welche Tests bieten Sie derzeit eigentlich an und wann hat man die Möglichkeit, sich beim Arzt testen zu lassen?

Wir führen Testungen durch, die im Zusammenhang mit der Erkrankung wichtig sind, zum Beispiel zur Differenzialdiagnostik. Letztendlich, wenn der Arzt oder die Ärztin es medizinisch für sinnvoll halten.

Wie ist die Situation unter Ihrem Team? Erkranken noch viele Medizinische Fachangestellte an Corona? Müssen Sie viele Krankheitsausfälle kompensieren?

Glücklicherweise haben wir im Team nur noch vereinzelte Erkrankungen zu beklagen, wir tragen aber auch weiter konsequent die FFP2-Maske und sind alle mindestens dreimal geimpft.

Wie schauen Sie auf den Winter? Glauben Sie, die Situation wird sich dauerhaft über die Wintermonate ändern? Wären mehr Maßnahmen durch die Regierung Ihrer Meinung nach sinnvoll?

Wir erwarten eine steigende Zahl an Erkrankungen mit daraus resultierenden Arbeitsausfällen. Maßnahmen der Regierung könnten sich als sinnvoll erweisen, da es vermutlich nicht ausreichend sein wird, sich auf die Eigenverantwortung der Bürger zu verlassen. Aber wir erwarten hier keine Unterstützung der Regierung.

Empfehlen Sie vor dem Winter eine erneute Impfung, gegebenenfalls auch mit dem neuen Impfstoff? Wenn ja, für wen?

Ja, das wird sicher sinnvoll sein. Eine Impfung im Herbst mit einem angepassten Impfstoff, für Personen über 60 Jahre und mit medizinischen Risikofaktoren. Am sinnvollsten wird sie in Kombination mit dem saisonalen Grippeimpfstoff sein.