Winterberg. Laut einer pronova-BKK-Umfrage fehlt vielen Frauen die geschlechterspezifische Aufklärung bei Medikamenten. Ein Winterberger Arzt kann beruhigen.

Männer haben für bestimmte Erkrankungen ein anderes Risiko als Frauen. Das ist laut einer Umfrage der pronova BKK, einem Träger der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland aus der Gruppe der Betriebskrankenkassen, wissen neun von zehn Deutschen bekannt. Mehr als acht von zehn Menschen sind zudem überzeugt, dass auch Krankheitssymptome geschlechterspezifisch sind. Gleichzeitig erhalten 67 Prozent der 1.000 Befragten von Ärzten keine Informationen über unterschied­liche Wirkungen von Medikamenten auf Frauen und Männer. Aus Sicht der Befragten wird dies weder in der Forschung noch im Arztgespräch ausreichend berücksichtigt. Dr. Ricardo Mihalic ist Allgemeinmediziner in Winterberg und erklärt, wo in der Medizin im Alltag Unterschiede zwischen den Geschlechtern gemacht werden und ob sich das auch bei der Dosierung von Medikamenten zeigt.

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„Wie wir ja wissen, gibt es ohnehin tatsächlich Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Ich kann aber sofort beruhigen, denn diese sind für die Therapie und Diagnostik nicht so gravierend als dass sie die bisherige Medizin auf den Kopf stellen würden“, sagt der erfahrene Mediziner, „Und in unserem ärztlichem Hippokratischem Eid bekennen wir Ärztinnen und Ärzte uns ohnehin dazu alle Menschen gleichermaßen nach besten Wissen und Gewissen zu behandeln, ohne das uns weder zum Beispiel Geschlecht oder Herkunft daran hindern.“

Mediziner achten genau auf die Unterschiede

Aber wo gibt es die Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Geht es dabei nur um die Dosierung von Medikamenten oder können auch Diagnosen, Symptome, Nebenwirkungen und Co. ganz anders ausfallen? Erfahrene Mediziner kennen laut Dr. Mihalic die Tücken in der Diagnostik auf Grund von geschlechtsspezifischen Symptomen und berücksichtigen diese schon sehr lange. „Ein konkretes Beispiel sind oder können Beschwerden beispielsweise beim Herzinfarkt sein. Frauen präsentieren häufiger als Männer lediglich eine Übelkeit. Klassische Beschwerden wie Luftnot oder Druck auf der Brust müssen nicht dabei sein.“

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Bei den Medikamentendosierungen beziehen sich nach Auskunft des Winterberger Arztes die Dosisangaben für Erwachsene meistens auf ein Körpergewicht von 75 Kilogramm. Das haben allerdings die wenigsten in Deutschland. „Es wird bei der Dosierung nicht zwischen Frauen und Männern unterschieden, geschweige denn das die Angaben primär auf Männern bezogen sind. Das Problem liegt also bei dem Gewicht, nicht beim Geschlecht. Es gibt Frauen mit 145 Kilogramm und Männer mit 65 Kilogramm.“

Auch in Studien wird auf Geschlechter geachtet

Soweit Dr. Mihalic bekannt ist, wird bei einem Studienaufbau - egal ob für Medikamente oder retrospektive Arbeiten über Diagnostik oder invasive Therapien - darauf geachtet dass das Probandenkollektiv gleichmäßig zwischen beiden Geschlechtern verteilt ist. Oft ist es so, dass lediglich das Alter bei einigen Studien eingegrenzt werden muss, da bestimmte Altersgruppen in machen Studien unterrepräsentiert sind - oder diese schlichtweg für diese Therapien nicht in Frage kommen. Beispiel das Gegengeschlecht bei Prostatabeschwerden oder Menstruationsprobleme oder Kleinkinder bei Haarausfall. Statistisch lässt sich dann keine Auswertung für diese Altersgruppen machen. Es kann sich dabei dann um Kinder oder Greise handeln.

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Wenn es um Medikamente geht, zeigen sich auch unterschiedliche Auswirkungen je nach Geschlecht. Darauf wird entsprechend im Beipackzettel hingewiesen, zum Beispiel für schwangere Patientinnen oder stillende Mütter.

Umfrage wirft Fragen auf

Die BKK schreibt, dass unterschiedliche Größen und Körpergewichte im medizinischen Alltag nicht mit einbezogen werden. Deshalb erhielten Frauen in Relation zu ihrem Körpergewicht in vielen Fällen eine zu hohe Medikamenten-Dosis, schreibt die Betriebskrankenkasse. Dr. Mihalic wundert das. „Es wäre interessant zu erfahren, woher die Krankenkasse diese Informationen hat. Dafür müssten ja Ärztinnen und Ärzte reihenweise Ihre Schweigepflicht brechen und den Kassen die Daten zur Verfügung stellen. Liebe Patientinnen und Patienten, dass machen Ihre Ärzte*innen nicht!“