Hochsauerland/Winterberg. Während es kaum noch Corona-Maßnahmen gibt, richtet die Querdenker-Szene im HSK den Fokus auf neue Themen. Der Tonfall ist böse und kampfbereit.
Die Querdenker-Szene im Hochsauerlandkreis richtet ihre Wut im Herbst nicht mehr auf Corona-Maßnahmen – die derzeit kaum mehr vorhanden sind – sondern auf die Energie-Krise und ihre Folgen für die Bevölkerung. Das geht aus Nachrichten hervor, die via Telegram von der „Freien Presse Sauerland“ und den „Freiheitsboten Winterberg“ ausgetauscht werden – Nachrichtenkanälen, die eigentlich für Querdenker-Inhalte und Verschwörungstheorien rund um die Corona-Pandemie bekannt sind. Richtet die Szene also nun willkürlich ihre Wut auf ein neues Thema?
Energieversorgung in Deutschland neues Thema der Querdenker-Szene
„Energieversorgung in Deutschland: Die Lage ist offenbar noch schlimmer, als es die Bundesregierung zugibt, denn jetzt geht Habeck mit Zwangsmaßnahmen richtig zur Sache“, heißt es in der Gruppe „Freiheitsboten Winterberg“, die sich seit Pandemie-Beginn für Demonstrationen in Winterberg via dieser Gruppe organisieren. Nicht nur der Politik werden in dem Nachrichtenkanal wieder krude Verschwörungen unterstellt, auch die Medien werden beleidigt, als „Staatsmedien“ verurteilt. Es sind Worte und Begriffe, die von Querdenkern seit Pandemie-Beginn verwendet werden. Verschwörungen und Ideologien, die seit Beginn der Querdenker-Proteste ihren Weg in die Öffentlichkeit finden. Die Regierung wolle die Bürger angeblich entmündigen, kontrollieren – und das alles aus Machtzwecken glaubt die Szene, wie aus den geteilten Inhalten hervorgeht. Die Energiekrise aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine scheint der HSK-Querdenkerszene nun mehr ein neues Wutthema zu geben, während kaum mehr bestehende Corona-Maßnahmen zurzeit kein Potenzial zur Aufregung bieten. Skandiert wird also „Habeck lügt“, während der russische Präsident Wladimir Putin teils verherrlicht wird (wir berichteten).
Verschwörungsideologien treiben Menschen im HSK um
Im Nachrichtenkanal „Das-sind-WIR-Hochsauerlandkreis“ wird wegen der gestiegenen Gaspreise gehetzt. „Alles wird weiter künstlich durch die internationalen Politnazis hochgetrieben und ihr seid immer noch nicht auf der Strasse? Geht’s euch noch zu gut?“ Gleichzeitig werden Verschwörungstheorien in den Kanälen immer dreister und fabulöser: die Krisen werden als Inszenierungen durch die Regierung verkauft, um „das neue digitale diktatorische Verwaltungs-Überwachungs-Kontroll-Bestrafungssystem einzuführen.“ Für Nachrichten wie diese, geteilt von mysteriösen Quellen, ernten die Mitglieder der Gruppen viel Applaus und Zustimmung. Mit dem vorläufigen Ende der Corona-Maßnahmen endet anscheinend nicht das rechte und abstruse Gedankengut der Querdenker-Szene im Sauerland. Der Nachrichtenkanal „Das-sind-WIR-Hochsauerlandkreis“ zählt derzeit 234 Mitglieder, die „Freiheitsboten Winterberg“ 154 Mitglieder. Mitgliedsstärkster Nachrichtenkanal im HSK ist noch immer die „Freie Presse Sauerland“ mit 2939 Mitgliedern. Hier wird allerdings die aktuelle Energiekrise noch immer mit Corona-Kritik vermischt.
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Polizei behält die „Spaziergänge“ im HSK im Auge
In Winterberg sollen die unangemeldeten Demonstrationen, getarnt unter den Begriffen „Spaziergang“ wieder samstags stattfinden, in „Freiheitsboten Winterberg“ wird zu einem Treffen aufgerufen. Die Polizei im HSK bestätigt, dass weiterhin „Spaziergänge“ stattfinden, „allerdings ist die Teilnehmerzahl so gering, dass ein polizeilicher Großeinsatz nicht nötig ist. Wir begleiten die Einsätze dennoch weiterhin mit Beamten – auch zu Aufklärungszwecken“, erklärt Volker Stracke, Pressesprecher der Polizei im HSK. In Meschede und Bestwig beobachten die Beamten die Versammlungen, in Winterberg hatten bislang keine mehr stattgefunden. Die Aktivitäten in den Telegram-Gruppen beobachtet die Polizei nicht aktiv. „Dafür ist der Staatsschutz in Dortmund zuständig“, so Volker Stracke.