Hochsauerlandkreis. Bundesvorsitzender Friedrich Merz äußert sich zur Debatte um das soziale Pflichtjahr. Das DRK Brilon schließt sich seiner Meinung nicht an.

Die Debatte um ein verpflichtendes Soziales Jahr geht weiter. Bundespräsident Steinmeier hatte nach seinem Plädoyer für ein soziales Pflichtjahr heftigen Gegenwind erhalten. Der CDU-Vorsitzende und HSK-Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz argumentiert nun in eine ähnliche Richtung. Das Briloner DRK sieht eine Verpflichtung allerdings weniger drängend als die Politiker.

Friedrich Merz freut die klare Positionierung des Bundespräsidenten Steinmeier

CDU-Chef Friedrich Merz kann der Idee eines verpflichtenden sozialen Jahres viel abgewinnen. „Ich habe noch keine persönlich abgeschlossene Meinung, aber meine grundsätzliche Haltung geht eher Richtung verpflichtendes Jahr als auf der Basis von Freiwilligkeit“, sagt Merz, der auch Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag ist, vor dem anstehenden Parteitag der CDU. „Ich bin überrascht, wie hoch die Zustimmung gerade in der jungen Generation zu einem solchen verpflichtenden Jahr in Deutschland ist“, ergänzt er.

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Auf dem CDU-Parteitag am 9. und 10. September in Hannover soll es zwei Anträge für ein sogenanntes „Deutschland-Jahr“ geben. Während einer mehr auf ein Pflichtjahr zielt, plädiert der andere mehr für Freiwilligkeit in Verbindung mit Anreizen wie der Anrechnung von Rentenpunkten oder Erleichterungen beim Numerus Clausus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte kürzlich für einen Vorstoß für eine soziale Pflichtzeit viel Kritik erhalten.

Feedback von Schulklassen in Berlin durchweg positiv zum Verpflichtungsjahr

Der 66-jährige Merz betont, das Feedback von Schulklassen und Besuchergruppen in Berlin zum Vorschlag einer Pflichtzeit sei „durch die Bank positiv. Aber ich kenne auch die Argumente, die dagegen sprechen.“ Ihn habe gefreut, dass der Bundespräsident sich in einer solchen Frage so klar positioniert habe. „Jetzt diskutieren wir darüber. Wenn es andere Meinungen gibt, umso besser. Dann haben wir eine interessante politische Debatte.“

DRK Brilon beobachtet die Debatte zurückhaltend

Thorsten Rediger, hauptamtlicher Vorstand des Deutschen Roten Kreuzes in Brilon, betont indes: „Aus unserer Sicht hat bislang jeder, der sich in den sozialen Bereichen eingebracht hat, etwas für die Gesellschaft aber auch für sich und seinen späteren Lebensweg getan.“ Viele Eindrücke würden gerade die jungen Menschen nachhaltig prägen. Aber: „Ob eine Verpflichtung ein Weg ist können wir nicht beurteilen.“

Thorsten Rediger ist hauptamtlicher Vorstand des DRK Brilon. Er beobachtet interessierte FSJler.
Thorsten Rediger ist hauptamtlicher Vorstand des DRK Brilon. Er beobachtet interessierte FSJler. © DRK | DRK

Als 2011 der Zivildienst weggefallen war, sei dies kein großes Problem für das DRK gewesen, anders als damals noch befürchtet. „Unsere Beobachtung ist, dass in unseren Einrichtungen circa fünf FSJler pro Jahr tätig werden“, so Rediger zur aktuellen Situation. „Diese dann aber vor allen Dingen um die Zeit für einen Studienplatz zum Beispiel im Gesundheitswesen zu überbrücken oder um sich mit einem Arbeitsfeld, hier zum Bespiel Pflege, intensiver auseinander zu setzen.“ Das FSJ werde von den meisten als gute Erfahrung wahrgenommen: „Wir erleben diese Menschen sehr interessiert mit einer konkreten Idee, warum dieses soziale Jahr für sie wichtig ist.“

Stecken Jugendliche zu oft zurück? Merz weist das Argument ab

Das Argument, viele junge Leute hätten in der Corona-Pandemie viele Einschnitte verkraften müssen, deswegen sollten sie nicht zusätzlich mit einem Pflichtjahr belastet werden, weist insbesondere Friedrich Merz zurück. Zwar räumt er ein, die Lockdowns seien für viele Jugendliche „eine Zeit von Entbehrung und Einsamkeit“ gewesen. Mit der Schließung von Schulen und Universitäten sei man wohl über das Ziel hinausgeschossen. „Wir müssen aus der Rückschau sagen, dass die Politik gerade mit Blick auf die junge Generation auch viele Fehler gemacht hat.“ Dies könne „aber nicht der Maßstab für eine solche Grundsatzentscheidung sein. Bei der Dienstpflicht blicken wir auf die nächsten 10, 20, 30 Jahre.“