Titmaringhausen. Die Polizei hat eine erste Einschätzung zur Ursache für den Brand in Titmaringhausen abgegeben. Über 30 Stunden waren Wehrleute dort im Einsatz.

Am frühen Samstagmorgen rissen Sirenen viele Einwohner der Medebacher Grafschaft aus dem Schlaf: Ein großes Hackschnitzellager in Titmaringhausen war in Brand geraten und beschäftigte über 100 Einsatzkräfte bis weit in den Sonntag hinein.

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Anfangs gab es auch Sorgen um das anstehende Schützenfest, das jedoch wie geplant stattfinden konnte, während der Feuerwehreinsatz in der Nähe der Schützenhalle gesichert weiter lief. Anfang der Woche waren nun Brandexperten der Kriminalpolizei vor Ort. Polizeisprecher Sebastian Held bestätigte auf Nachfrage der WP, dass man von einer Selbstentzündung der Hackschnitzel ausgehe und in diese Richtung weiter ermittle.

Auch Stunden nach dem Alarm glimmen noch Glutnester in den Hackschnitzeln in Titmaringhausen.
Auch Stunden nach dem Alarm glimmen noch Glutnester in den Hackschnitzeln in Titmaringhausen. © Rita Maurer

Zum Hintergrund: Je nach Restfeuchtigkeit und Menge von eingelagerten Hackschnitzeln kann es innerhalb eines Depots zu sogenannten exothermischen Reaktionen kommen. Natürlich vorkommende Pilze und Bakterien sorgen dabei für natürliche chemische Prozesse und Abbau-Effekte, bei denen sich Gärungsvorgänge, Gase und Wärme entwickeln. Je größer ein Lager ist, desto mehr Wärme kann entstehen. Für Privatnutzer besteht aber keine Gefahr: Experten sagen, dass ein Hackschnitzel-Lager mindestens eine Höhe von vier bis fünf Metern braucht und noch weitere Faktoren wie u.a. Restfeuchte, Belüftung oder Außentemperaturen dazu kommen müssten, bevor eine Selbstentzündung entstehen kann. Es entstehen dabei innere Schwelbrände und Glimmnester, die in offene Flammen umschlagen, sobald zusätzlich Sauerstoff ins Spiel kommt. Das war beim Hackschnitzellager in Titmaringhausen nach derzeitigem Erkenntnisstand in der Nacht zum vergangenen Samstag offensichtlich der Fall:

Auf der Webcam der Graf Stolberg-Hütte an der Grenze von Titmaringhausen wirkt der Blick ins Tal um 5 Uhr morgens noch ruhig, auf der nächsten Aufnahme 10 Minuten später schlagen schon hohe Flammen im Tal hoch, die sich ausbreiten und ab 5.30 Uhr wieder deutlich kleiner werden bzw. sich in dicke weiße Qualmwolken verwandeln – ein Zeichen, dass die Feuerwehr schnell vor Ort war und tatkräftig eingegriffen hatte.

Keine eigene Löschgruppe in Titmaringhausen

Titmaringhausen selbst hat keine eigene Löschgruppe mehr. Die Feuerwehren aus den Nachbarorten Referinghausen, Deifeld und Oberschledorn sowie aus der Kernstadt waren jedoch zügig vor Ort. Um die Wasserversorgung zu gewährleisten, wurde ein Tanklöschfahrzeug aus Hallenberg sowie zwei aus Korbach nachalarmiert. Mit beiden Feuerwehren besteht schon seit Jahren eine enge und gut funktionierende, teils grenzübergreifende Zusammenarbeit, wie Einsatzleiter Ralf Padberg unterstreicht.

Insgesamt zogen sich die Arbeiten der Feuerwehrleute über 30 Stunden hin und waren erst am Sonntagvormittag beendet. Mehrere Tonnen Hackschnitzel mussten aus dem Lager herausgeschafft, abgelöscht und auf einer angrenzenden Wiese ausgebreitet werden. Die Glut hatte sich tief durch die Hackschnitzelberge gefressen und im Inneren stollenähnliche Brandgänge verursacht. Deshalb wurden auch Wärmebildkameras eingesetzt und in der Folgenacht Brandwachen gehalten.

100 Feuerwehrleute, Polizei und DRK waren in TItmaringhausen im Einsatz

Neben rund 100 Feuerwehrleuten und der Polizei war auch das Deutsche Rote Kreuz vor Ort und hatte über den gesamten Zeitraum der Arbeiten Verpflegungsstationen an der Schützenhalle und am Sportplatz aufgebaut. Ralf Padberg als stellvertretender Leiter der gesamten Feuerwehr Medebach bedankte sich ausdrücklich bei allen Einsatzkräften von Feuerwehr und DRK: „Die Zusammenarbeit mit allen lief reibungslos. Es ist beruhigend zu wissen, dass Ehrenamt bei uns so gut funktioniert.“