Hochsauerland. Die wenigen verbliebenen Heidelandschaften im HSK sind ein echtes Stück Sauerländer Geschichte und haben heute noch so viel Schönes zu bieten:

Berge, Wälder und Wiesen. So stellt man sich das Sauerland vor. Doch vor gut 100 bis 150 Jahren war das noch ganz anders: Damals waren die bis zum Ende des 18. Jahrhunderts üblichen Buchenwälder weitestgehend für den Bergbau abgeholzt worden, so dass sich vor allem auf den Bergkuppen im großen Stil Heidesträucher ausgebreitet hatten und das Aussehen der Sauerländer Berge maßgeblich beeinflussten. Die systematische Bepflanzung mit den heute trotz Borkenkäferplage immer noch landschaftsprägenden Fichtenwäldern folgte erst später nach der Jahrhundertwende.

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Natur pur: Eine traumhaft schöne Landschaft bietet sich allen Wanderern und Spaziergängern.
Natur pur: Eine traumhaft schöne Landschaft bietet sich allen Wanderern und Spaziergängern. © Rita Maurer | Rita Maurer

5. Hochheidetag in Niedersfeld

Die Bauern hatten Not, ihr Vieh und damit letztlich auch ihre Familien satt zu bekommen und trieben ihre Tiere deshalb bis auf die hochgelegenen Bergheiden zum Grasen. Gräser, kleine Bäumchen und Büsche, die die Heide schnell überwuchert und verdrängt hätten, wurden auf diese Weise direkt wieder abgefressen, die Heide blieb erhalten. Weil Stroh teuer war, wurde außerdem „geplaggt“: die oberste Heidebodenschicht wurde abgehackt, um sie als Einstreu für die Ställe und später als Dünger für die Felder zu nutzen. Dieses Plaggen war recht mühsam – daher stammt der immer noch geläufige Begriff „Plackerei“! Durch das Beweiden und Plaggen konnten sich anspruchsvollere Pflanzen auf dem verbliebenen mageren Boden nicht durchsetzen - die Heideflächen hatten somit genug Licht und Luft zum Ausbreiten und boten Schutz für viele seltene Pflanzen- und Tierarten.

Was sollen diese alten Geschichten? Sie zeigen, dass es sich bei den wenigen, heute noch verbliebenen Heidelandschaften um ein echtes Stück Sauerländer Geschichte handelt, das durch die heutige intensiv betriebene Land- und Forstwirtschaft selten geworden ist und deshalb mit viel Aufwand durch die Beweidung von Wanderschafherden und Handarbeit erhalten wird. Und dass der „5. Hochheidetag“ in Niedersfeld am kommenden Sonntag genau dieses wertvolle Kulturgut in den Fokus rücken will.

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Saftige Versuchung
Saftige Versuchung © Rita Maurer

Panoramablick nach Winterberg

Die wohl bekannteste und gleichzeitig größte zusammenhängende Bergheide des Sauerlandes ist die Niedersfelder Hochheide „Neuer Hagen“, die gleichzeitig auch Gastgeber des Hochheidetages ist. Mit ihrem Besuch verbindet sich heute keine Plackerei mehr, ganz im Gegenteil: Hier kann man eine ganz besondere Art der Entschleunigung in ursprünglicher Natur erleben – sei es auf den zahlreichen Wander- und Radwegen, am Gipfel des Clemensberges über Hildfeld mit seinem Panoramablick weit Richtung Medebach und Winterberg und oder speziell auch auf dem landschaftstherapeutischen „Goldenen Pfad“. Auch der Kahlen Asten wird durch seine weitläufigen Heideflächen sehr geprägt. Weitere Bergheiden gibt es zwischen Düdinghausen und Usseln am Kahlen Pön, am Hilmesberg in Liesen sowie in Wissinghausen. Der Begriff „kahl“ im Namen deutet darauf hin, dass es sich hier um ehemals weitestgehend kahle und von Heide bewachsene Bergrücken gehandelt hat. Wer bei Spaziergängen oder Radtouren genau hinguckt, kann beobachten, dass sich auf den licht gewordenen Waldflächen und –rändern oftmals wieder Heide bildet.

Ein Ausflug in die Heide lohnt sich aber nicht nur zum Hochheidetag: In diesen Spätsommer-Wochen erscheint die Landschaft durch die Blüte wie rosa-violett leuchtendes Meer, außerdem sind die Heidel- und Preiselbeeren reif, die für den privaten Gebrauch mit entsprechender Vorsicht beim Betreten der Heideflächen auch gepflückt werden dürfen.