Hallenberg. Die, die kommen, sind begeistert. Aber es sind viel weniger als sonst: Die Freilichtbühne Hallenberg ist nicht zufrieden mit ihrer Halbzeitbilanz.

Die Freilichtbühne Hallenberg steht kurz vor ihrer Sommerpause. Heute Abend, 20 Uhr, geht’s noch einmal an die „Heiße Ecke“ und morgen, 15.30 Uhr, schnürt „Der gestiefelte Kater“ sein Schuhwerk. Dann ist spielfrei bis Anfang August. Die Zwischenbilanz fällt aber bisher zuschauermäßig nicht so rosig aus.

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„Die, die bei uns zu Gast waren, sind begeistert gewesen. Es gab Applaus im Stehen und Zugabe-Rufe“, sagt Bühnensprecher Georg Glade. Aber die Zahlen stimmen einfach (noch) nicht. Über 7000 Besucher bei beiden Stücken bislang in der ersten Halbzeit – das ist wenig. Bedenkt man, dass das Familienstück schon sieben Mal und das Reeperbahn-Musical fünfmal über die Bühne gegangen sind und dass gut und gerne 1400 Zuschauer pro Aufführung Platz finden, wird das Problem deutlich. 28.000 Zuschauer sahen in der kompletten letzten „Vor-Corona-Saison“ 2019 die Geschichten von „Peter Pan“ und „Kohlhiesels Töchter“. Rund 40.000 Zuschauer kommen im Schnitt zu den Passionsspielen, die im kommenden Jahr aufgeführt werden sollen. Woran liegt es, dass der Besucherzustrom diesmal eher schwächelt?

„Der gestiefelte Kater“ verhilft in diesem Sommer auf der Freilichtbühne Hallenberg seinem etwas naiven Besitzer Hans insgesamt 14 Mal zum Glück. Die Vormittagsvorstellungen waren immer sehr gut besucht.
„Der gestiefelte Kater“ verhilft in diesem Sommer auf der Freilichtbühne Hallenberg seinem etwas naiven Besitzer Hans insgesamt 14 Mal zum Glück. Die Vormittagsvorstellungen waren immer sehr gut besucht. © wp | Max Maurer

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„Viele Theater, auch Profi-Bühnen, erleben momentan dasselbe Phänomen, dass bislang nur ein Drittel der Zuschauer zurückgekommen ist“, sagt Georg Glade. Corona mit all seinen Facetten scheint eine große Rolle zu spielen. „Ich glaube, dass wir mit dem Familienstück eine moderne und sehr ansprechende Form gefunden haben, Märchen neu und altersgerecht zu erzählen. Es gab drei Vormittagsvorstellung für Kinder und Schulen, bei denen wir mitunter noch Stühle dazustellen mussten. Aber an den anderen Tagen wurde auch vor weniger Leuten gespielt.“ Der „Gestiefelte Kater“ kommt auf rund 5000 Besucher. Im Reeperbahn-Musical spüre man, dass die Menschen nach der langen Zeit der Einschränkungen große Lust hätten, sich zu amüsieren und auf das Stück einzulassen. „Alle gehen richtig gut mit. Wir bekommen nur positives Feedback und auch wir Spielerinnen und Spieler haben viele Freude dabei.“ Aber auch ein Theaterverein hat letztlich Ausgaben, Aufwendungen, muss rechnen und hat daher die Zahlen genau im Visier.

Lage bei anderen Bühnen ist unterschiedlich

„Die Lage bei anderen Bühnen ist sehr unterschiedlich“, weiß Heribert Knecht. Er ist Ehrenmitglied der Hallenberger Bühne, auch in diesem Jahr selbst aktiver Mitspieler und Präsident des Verbandes Deutscher Freilichtbühnen. „Ich weiß zum Beispiel, dass die Bühne im Oldenburgischen Lohne auch die ,Heiße Ecke‘ spielt. Und dort sind die Vorstellungen bis zu 80 Prozent belegt. Ich weiß nicht, warum das dort anders läuft. Es gibt aber im Gegenzug selbst Passionsspielorte, wo die Resonanz in diesem Jahr relativ verhalten ist. Alle setzen jetzt auf die zweite Spielhälfte.“

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Knecht glaubt, dass sich vor allem das Stammpublikum der Über-60-Jährigen aus Sorge um das Virus noch sehr zurückhält. „Hinzu kommen viele verschobene Feiern, die jetzt plötzlich möglich sind und nachgeholt werden: Jubiläen, Familienfeste oder auch Urlaube, für die man sich im Vorfeld keinem Risiko aussetzen möchte. Auch wenn dies noch so gering sein sollte. Denn das Theatergeschehen spielt sich bei Freilichtbühnen draußen ab und bei den Buchungen und der Platzreservierung wird immer noch auf große Abstände geachtet.

Saisonende schon Anfang September

„Vielleicht“ so mutmaßt Knecht, „wissen aber auch unsere Stammgäste nicht, worum es in die ,Heiße Ecke’ geht und scheuen sich daher.“ Solche Sorgen sind unbegründet: Ja, die Sprache ist hier und da etwas herb. Aber die kleinen Episoden rund um die Pommesbude „Heiße Ecke“, die Musik, der Eifer und die Spielfreude der Akteure - all das berührt und bewegt die Zuschauer und reißt sie zum Schluss von den Bänken. Ähnlich läuft es auch beim Familienstück „Der gestiefelte Kater“. Am 7. August geht er nach der Pause wieder an den Start und am 19. August ist die einzige Familienstücke-Abendaufführung mit speziellen Lichteffekten.

Coole Sprüche an der Hamburger Frittenbude gibt es wieder ab Samstag, 6. August. Und bevor wieder alle sagen: Ach, ist ja schon vorbei, wäre ich auch gern hingegangen: Letzte Termine für beide Stücke sind am 3. bzw. 4. September. Karten und Infos unter 02984 929190 oder www.freilichtbuehne-hallenberg.de