Hallenberg. Nach zwei Jahren Pandemie gibt es auf der Freilichtbühne in Hallenberg ein Wiedersehen mit den Darstellern. Das waren die Highlights:

Die Freilichtbühne Hallenberg bringt mit dem Familienstück „Der gestiefelte Kater“ auf den Punkt, was nach mehr als zwei Jahren wohl viele Menschen fühlen: Endlich wieder Szenen mit vielen Menschen, endlich wieder Gesang, endlich wieder Kontakte, endlich wieder ein großes Stück mehr Normalität. Nachdem im vergangenen Jahr coronabedingt eine reduzierte Fassung mit wenigen Schauspielern und viel Abstand gezeigt wurde, kann Regisseurin Bärbel Kandziora in ihrer insgesamt siebten Inszenierung für die Freilichtbühne wieder aus dem Vollen schöpfen.

Lesen Sie auch:Chaosnächte in Winterberg: Grölen, Randalieren und pure Gewalt

Opulentes Stück

„Der gestiefelte Kater“ verhilft in diesem Sommer auf der Freilichtbühne Hallenberg seinem etwas naiven Besitzer Hans insgesamt 14 Mal zum Glück.
„Der gestiefelte Kater“ verhilft in diesem Sommer auf der Freilichtbühne Hallenberg seinem etwas naiven Besitzer Hans insgesamt 14 Mal zum Glück. © Max Maurer

Am Sonntag ging die Neuauflage des „gestiefelten Katers 2.0“ vor einem begeisterten Publikum mit einer reibungslosen Premiere über die Bühne. Ein Wiedersehen gibt es dabei natürlich mit allen Hauptdarstellern: Die Zuschauer fiebern mit, ob der naive Hans (Til Althaus) sein Glück und seine große Liebe, die zauberhafte Prinzessin Rosa (Sophia Nebert) finden wird. Auf dem Weg dahin geht natürlich eine Menge schief, aber Hans´ schlauer Kater (Mia Mütze) hat immer im letzten Moment noch eine Idee, den schrulligen König (Ulrich Cappel) mit viel Törö, seinen treuen Diener Theodor (Marius Schmidt) und die folgsamen Bauern auf seine Seite zu bringen, die rappenden Rebhühner doch zu kriegen oder den furchterregenden Zauberer (Burkhard Hesse) für immer auszuschalten. Warum nun sollte man den gestiefelten Kater noch einmal besuchen, wenn man ihn schon im vergangenen Jahr gesehen hat?

Weil das Stück viel opulenter geworden ist sowie viele Szenen, Textpassagen und Choreographien hinzugeschrieben worden sind, ohne dass die Spieldauer in die Länge gezogen wird. „Das Stück ist viel voller geworden und bietet noch mehr zu sehen und zu hören. Und ich glaube, es verzaubert Groß und Klein gleichermaßen“, beschreibt Bärbel Kandziora ihre Idee dahinter. Es stehen über 60 Schauspieler zwischen einem und über 70 Jahren auf der Bühne – eben ein Stück für die ganze Familie.

Lesen Sie auch: Chaosnächte rund ums Dirt Masters. Stadt zieht Konsequenzen

Singende Prinzessin und Nudeln mit Tomatensoße

Neu sind einige Lieder aus der Feder von Stefan Wurz, die die Geschichte weiter erzählen. So singt Prinzessin Rosa davon, dass sie so gerne Nudeln mit Tomatensoße hätte, dieses Essen aber bei Hofe nicht standesgemäß ist. Diener Theodor besingt seine Loyalität, die Landbevölkerung ihr schweres Los mit harter Arbeit und Unterdrückung durch den bösen Zauberer, der wiederum mit den von ihm verhexten Steinen abrockt. Die in dieser Saison endlich wieder möglichen freilichtbühnen-typischen Massenszenen sind wie ein großes Wimmelbild. Überall gibt es etwas zu gucken und zu staunen: Da werden Steine gekloppt, Fische geangelt, Wäschestücke aufgehängt, Getreidegarben gedroschen oder Bäume gefällt, während der König mit seinem Gefolge in der Kutsche durch die Lande zieht.

Das Publikum ist von der Inszenierung begeistert.
Das Publikum ist von der Inszenierung begeistert. © Max Maurer

Apropos Kutsche und Steine: Toll wie jedes Jahr sind die Einfälle der kreativen Köpfe hinter der Bühne, mit wenigen Mitteln und Kostümen Bilder darzustellen und die Fantasie des Publikums anzuregen: Die Kutsche z.B. besteht aus einer simplen himmelblauen Spanholzplatte mit Fenster und goldenem Vorhang, das Schloss aus originell als Steine verkleideten Schauspielern mit Pappmaché-Säulen, der Zauberer kommt stets mit Rauch und sprühenden Funken daher. Und schon sorgt das Kopfkino der Zuschauer für prunkvolle Bilder. Viele witzige kleine Szenen und Wortwechsel voller Anspielungen sorgten für eine Menge Lacher und Zwischenapplaus. Bürgermeister Enrico Eppner eröffnete die Spielsaison 2022: „Die Freilichtbühne ist ein Teil der Hallenberger Identität und spiegelt wider, wie die Menschen hier gestrickt sind: Kreativ, mutig und voller Tatendrang. Hinter jeder Maske steckt ein besonderer Mensch.“