Hochsauerland. Achtung Spoiler: Der Zebrastreifen hat seinen Namen eben nicht vom Zebra: In diesen Tagen wird er 70 Jahre alt. Alles über die Querstreifen:

Wir treten ihn jeden Tag mit Füßen. Dabei hätte er durchaus etwas Beachtung und Wertschätzung verdient. Denn ohne ihn stünden wir vermutlich noch länger am Straßenrand. Und ohne ihn wäre die Überquerung der Fahrbahn noch gefährlicher. Also: Heute mal ein Loblied auf den Zebrastreifen, denn der wird in diesen Tagen 70 Jahre alt.

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Orange Streifen für den Übergang

Wie viele Fußgängerüberwege es im Hochsauerland gibt, kann niemand genau sagen: „Anfangs wurde das schriftlich festgehalten. Aber da nicht nur unsere Behörde, sondern auch Kommunen und der Kreis diese Übergänge genehmigen können, gibt es keine Statistik“, sagt Oscar Santos, Sprecher beim Landesbetrieb Straßenbau, Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift.

Fußgänger und Autofahrer sollten am Zebrastreifen besonders aufmerksam sein: Kreisweit kam es im vergangenen Jahr zu 15 Unfällen an Fußgängerüberwegen.
Fußgänger und Autofahrer sollten am Zebrastreifen besonders aufmerksam sein: Kreisweit kam es im vergangenen Jahr zu 15 Unfällen an Fußgängerüberwegen. © dpa | Christoph Soeder

Warum manche Querungen weiß und manche orange sind, vermag der Fachmann auch nicht zu erklären: „Wenn wir sie in Auftrag geben, sind sie weiß.“ Natürlich muss sich auch kein Malermeister auf den Asphalt legen und kunstvoll weiße Streifen auf den Boden pinseln. „Es handelt sich um thermoplastische Kunststoffmarkierungen, die von Spezialfirmen aufgebracht werden. Das ist ein Heißplastik, das erwärmt, auf Länge gezogen und einzeln auf die Fahrbahn geklebt wird“, sagt Santos.

Warum das Zebra doch kein Taufpate ist

Um die Entstehungsgeschichte des Zebrastreifens ranken sich einige Mythen: Um den Autoverkehr zu regulieren und die Unfallrate zu senken, installierte die britische Regierung 1948 die ersten Fußgängerüberwege. Am 8. Juli 1952 folgten erste Exemplare in München. Wegen seiner gestreiften Markierungen erhielt der Fußgängerüberweg später den Spitznamen Zebrastreifen. So lautet eine Version, die im Internet nachzulesen ist.Eine andere Version: Der Begriff wurde in den 1950er Jahren in Hamburg erstmals gebraucht. Zu jener Zeit hießen die Streifen im Amtsdeutsch noch „Dickstrichketten“. In einer aufwändigen, vom Hamburger Abendblatt begleiteten Aktion sollten Autofahrer, die sich an den Fußgängerübergängen besonders rücksichtsvoll verhielten, mit einem „Gutpunkt“ ausgezeichnet werden. Hierbei handelte es sich um einen Sticker mit einem Zebra drauf, den sich die Autofahrer auf die Autoscheibe kleben konnte. Das Zebra auf dem Sticker der Aktion gründete auf folgender Abkürzung: Zeichen Eines Besonders Rücksichtsvollen Autofahrers - daher kommt der ZEBRAstreifen. Wer’s glaubt...

An die Fußgängerüberwege, so der Straßenbau-Sprecher, würden sehr spezielle Anforderungen gestellt. Schon im Vorfeld und unmittelbar an der Querung weist die blaue Beschilderung auf den Zebrastreifen hin. Der Streifen selbst und das Umfeld – Fachleute sprechen von der Adaptionsstrecke – müssen beleuchtet sein. Das ist mittlerweile Standard bei Neuanlagen. Viele ältere hinken da aber noch hinterher.

50 Menschen pro Stunde müssen Straße queren

Wer es für nötig hält, dass ein Zebrastreifen bei ihm im Ort, bei der Schule, einem Seniorenheim oder einem Einkaufszentrum angelegt wird, der kann sich an die nächste Straßenverkehrsbehörde bei seiner Stadt oder beim Kreis wenden. Federführend sei die Straßenverkehrsbehörde in Abstimmung mit der Kreispolizeibehörde und dem jeweiligen Straßenbaulastträger. Santos: „Dann wird der Fall zunächst geprüft. Die Querungszahlen müssen stimmen. Das heißt: Mindestens 50 Menschen pro Stunde müssen an der Stelle die Straßenseite wechseln.“ Ganz billig ist so ein Zebrastreifen auch nicht. Inklusive Markierungsarbeiten, Beschilderung und Beleuchtung kommen da schnell 10.000 Euro zusammen.

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Dennoch bietet auch der Zebrastreifen keine hundertprozentige Sicherheit beim Überqueren einer Straße: 15 Unfälle passierten 2021 im HSK an einem Fußgängerüberweg; in diesem Jahr waren es allein bis Juni schon zehn. Und wer weiß, dass in der Regel ungeschützte Fußgänger betroffen waren, kann sich ausmalen, dass die Unfälle meistens mit Verletzungen einhergegangen sind.

Achtung Fußgängerüberweg: In Brilon gibt es einige Zebrastreifen.
Achtung Fußgängerüberweg: In Brilon gibt es einige Zebrastreifen. © WP | Thomas winterberg

Eher mit dem Gegenteil rechnen

Das weiß auch Polizeihauptkommissarin Bianca Scheer, die sich bei der Kreispolizeibehörde um Verkehrssicherheitsberatung und Opferschutz kümmert. „Am Zebrastreifen herrscht im günstigsten Fall ein Geben und Nehmen zwischen Passanten und Autofahrern. „Man sollte als Fußgänger und Fußgängerin immer eher damit rechnen, dass der Pkw nicht anhält“, rät sie. Viele Autofahrer würden die Querung zwar wahrnehmen, seien in Gedanken aber bei der Fahrt und mit ihrem Blickfeld schon wieder weiter. Der Autofahrer sollte sich mit mäßigem Tempo nähern und das Umfeld im Auge behalten. Der Fußgänger sollte aber im Gegenzug auch dem Autofahrer die Chance geben, zu reagieren.“ Heißt: Sich so aufbauen, dass der andere sieht: Hier will jemand über die Straße. Und am besten auch den Blickkontakt suchen.

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Bianca Scheer: „Wild mit den Armen gestikulieren – das hat man früher gemacht. Davon raten wir heute ab. Der Autofahrer könnte meinen, dass der Fußgänger jemandem zuwinkt. Und Kinder könnten fälschlicherweise glauben, wenn ich den Arm hebe, darf ich auch automatisch gehen.“

Natürlich hat der Fußgänger am Fußgängerüberweg Vorrang. Trotzdem empfiehlt es sich zur eigenen Sicherheit, den Verkehr genau zu beobachten. Auto-, Motorrad- und auch Radfahrer müssen sich mit mäßiger Geschwindigkeit dem Überweg nähern und gegebenenfalls warten. Sie müssen den Verkehrsteilnehmern auf dem Zebrastreifen das Überqueren ermöglichen. Bianca Scheer: „Ab dem Zeichen 350 für Fußgängerüberweg darf nicht mehr überholt werden. Es ist verboten, auf bzw. bis zu fünf Meter vor dem Zebrastreifen zu halten oder zu parken. Stockt der Verkehr, müssen Fahrzeuge vor dem Überweg halten. Fahrradfahrer müssen vor dem Überqueren absteigen.“

Ein Lächeln gibt’s gratis

Und mal ganz ehrlich: Lässt man einen Fußgänger über den Gehweg und unterstreicht das mit einem freundlichen Handzeichen, gibt’s meistens ein Lächeln gratis dazu.

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Noch mal zurück zur Farbe der Streifen: Die derzeit in der Briloner Innenstadt vereinzelt vorhandenen orangefarbenen Markierungen sind rein provisorischer Art. „Dabei handelt es sich im Grunde nur um Klebestreifen, die nach einer Fahrbahndeckenerneuerung aufgebracht wurden, bis die endgültige (weiße) Markierung an der Reihe ist - so zum Beispiel in der Derkeren Mauer“, so die Stadt. Der Auftrag für die Markierungsarbeiten sei erteilt, die Arbeiten sollen in Kürze erledigt werden. In der Kernstadt gibt es aktuell acht alleinstehende Fußgängerüberwege und fünf Kreisverkehre mit jeweils vier Fußgängerüberwegen rundherum. Dann hätten wir das auch geklärt.