Hochsauerland. Die Städte im Altkreis Brilon setzen auf Energiesparen: Allein durch die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED lässt sich viel CO2 einsparen.
Energiesparen, wo es nur geht – das ist das Gebot der Stunde. Gemeinsam mit einem breiten Bündnis von Verbänden hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zum Energiesparen aufgerufen. Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebund gehört diesem Bündnis an und unterstreicht diese Forderung. Aber wo sparen unsere Städte Energie ein oder produzieren sie selbst oder bieten den Bürgern Anreize dazu an? Einige Beispiele:
Ökostrom in Brilon
Die Stadt Brilon selbst hat bereits ein ganzes Bündel von Maßnahmen für den Klimaschutz umgesetzt: Der Städtische Fuhrpark wurde auf E-Mobilität umgerüstet, es gibt zwei E-Bikes und seit Jahresbeginn wurde die Versorgung von 126 städtischen Gebäuden auf Ökostrom umgestellt. Dieser stammt zu 100 Prozent aus zertifizierten europäischen Erneuerbare Energien-Anlagen und erfüllt die gesetzlich vorgegebenen Umweltstandards. Die Herkunft des Ökostroms wird vom TÜV überwacht.
Das Hallenbad hängt an einem Blockheizkraftwerk der Stadtwerke Brilon und wird über Fernwärme beheizt und das Waldfreibad Gudenhagen hat lediglich die Sonne als Wärmequelle. Außerdem fördert die Stadt die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf privaten Wohn- und sonstigen Gebäuden mit einem Pauschalbetrag von 500 Euro pro Anlage.
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In puncto Straßenbeleuchtung wurden bislang 1.200 Leuchten auf LED Technik umgerüstet. Das ist etwa ein Drittel des Lampenbestandes der Stadt. Die Energiekosten für die Straßenbeleuchtung belaufen sich zurzeit auf ca. 170.000 Euro im Jahr. Die Einsparung an Energiekosten durch die Umrüstung auf LED beträgt ca. 90.000 Euro pro Jahr. An einem Fußweg in Wülfte und am Marsweg in Brilon stehen als Feldversuch zwei Solarleuchten mit Bewegungsmelder.
Zehn-Jahres-Konzept für Olsberg
Bereits seit 2014 gibt es am AquaOlsberg ein Blockheizkraftwerk und eine Solar-Absorberanlage. Für die Stadt hat das Kommunalunternehmen Hochsauerlandwasser GmbH 2021 ein Zehn-Jahres-Konzept ausgearbeitet. Danach wird die Straßenbeleuchtung z.B. bis 2031 komplett auf LED umgestellt. „Bis dahin ist der größte Teil der Beleuchtung ohnehin älter als 30 Jahre und damit abgeschrieben. Zudem besteht so die Möglichkeit, das erhebliche Investitionsvolumen auf zehn Jahre zu verteilen“, so der Sprecher der Stadt, Jörg Fröhling.
Weil allerdings die LED-Technik deutlich energieärmer ist, hat die HSW - trotz der zusätzlichen Leuchtstellen - eine Energieersparnis von rund 10 Prozent errechnet. Das erscheint auf der ersten Blick wenig. Allerdings, so Fröhling sei schon früh bei der Straßenbeleuchtung und in großem Umfang auf energetisch vergleichsweise günstige Kompaktleuchtstofflampen und Leuchtstoffröhren umgerüstet worden. Durch die Umstellung auf LED würden noch einmal rund 13,1 Tonnen des „Treibhausgases“ CO2 weniger ausgestoßen – pro Jahr. Umgekehrt steigen durch die höhere Anzahl der Leuchtstellen allerdings die Wartungskosten.
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Für die Bürgerinnen und Bürger, so Fröhling weiter, habe die Stadt Förderprogramme aufgelegt. Zum einen wird damit die Anschaffung von „Balkonkraftwerken“ und privaten PV-Anlagen gefördert; zum anderen wird auch der Austausch älterer Haushaltsgeräte mit hohem Energieverbrauch gegen moderne, energiesparsame Geräte unterstützt. Für die gesamte Sekundarschule wird zurzeit ein energetisches Sanierungskonzept durch ein externes Ingenieurbüro erarbeitet.
Marsberg: Stelle für Klimaschutz
Auch die Stadt Marsberg hat in der jüngeren Vergangenheit verschiedene Maßnahmen umgesetzt, die zu Energieeinsparungen beigetragen haben. So wurden viele Bereiche der städtischen Gebäude auf LED- Beleuchtung umgerüstet. Weiterhin wurden an den Schulen große Teile der Fenster ausgetauscht sowie Heizungsanlagen erneuert. Derzeit wird in verschiedenen Bauabschnitten das Gebäude der Sekundarschule energetisch saniert. Im Rahmen der Hallenbad-Sanierung wird eine neue energieeffiziente Lüftungsanlage eingebaut. Einige städtische Gebäude sind bereits mit einer PV-Anlage bestückt, beim Umbau der „Gelben Schule“ ist eine hybride Heizungsanlage in Verbindung mit einer PV-Anlage vorgesehen. Die Stadtwerke selbst verfügen über eine eigene Biogasanlage.
Leistung um 50 Prozent reduziert
30 Prozent der Straßenlampen sind bereits auf LED-Technik umgerüstet. In diesem Jahr soll es damit weitergehen. Sämtliche städtische Straßenlampen, so die Stadt auf Anfrage, werden zwischen 19 und 6 Uhr in der Leistung um 50 Prozent reduziert. Im Jahr 2021 lagen die Stromkosten für die Straßenbeleuchtung bei 94.000 Euro. Die Umrüstung werde sich positiv auf die Stromverbräuche auswirken. So sank der Stromverbrauch vom Jahr 2011 mit rund 524.000 kWh auf rund 403.000 kWh im Jahr 2020.
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Als offensive Maßnahmen, um vor Ort Energie zu sparen, nennt die Stadt Einrichtung einer Stabsstelle als Klimaschutzmanager, Einrichtung eines Klimabeirats unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, Teilnahme der Verwaltung an Netzwerken zum Thema Energieeinsparungen, Beteiligung am Klimaschutzkonzept des HSK sowie geplante PV Anlage in Verbindung mit Wärmepumpe beim Rathausanbau.
717 Lampen in Hallenberg
„Für die Stadt Hallenberg ist es ein Gebot der Vernunft, mit allen Ressourcen sparsam umzugehen“, teilt Bürgermeister Enrico Eppner mit. So würden beispielsweise alle Leuchtmittel in städtischen Gebäuden sukzessive auf LED-Technik umgerüstet. „Weiter haben wir vergangenes Jahr die kommunalen Gebäude einer Potentialanalyse zur energetischen Sanierung unterzogen, welche wir in unsere Sanierungskonzepte einfließen lassen. So planen wir dieses Jahr z.B. die energetische Sanierung unserer Schulturnhalle, wo neben Energieeinsparung/Dämmung auch auf nachhaltige Wärmepumpentechnik in Verbindung mit Photovoltaik gesetzt werden soll.“
Die Stadt besitzt 717 Straßenlampen Zuletzt wurden die neu ausgebauten Anliegerstraßen mit LED-Technik ausgestattet. Seit diesem Jahr startet die Stadt damit, auch die Bestands-Beleuchtung auf LED-Technik umzurüsten. Bürgermeister Eppner: „Bei einer Umrüstung aller im Stadtgebiet vorhandenen Leuchten hat uns der Betreiber ein Energiesparpotential von 60 Prozent ermittelt, weswegen wir daran interessiert sind, eine hundertprozentige Umstellung nach unseren finanziellen Möglichkeiten so schnell wie möglich durzuführen.“
Blockheizkraft in Medebach
In Medebach hat man bei der Schwimmbadsanierung auf energie-effiziente Rahmenbedingungen geachtet. Bürgermeister Thomas Grosche: Dort haben wir nun ein Blockheizkraftwerk. Im Moment überlegen wir, ob wir mit diesem BHKW auch die anstehende Heizungssanierung im Schulzentrum koppeln oder ob es eine noch effizientere Lösung gibt.“ Beim aktuellen Neubau des Feuerwehrhauses in Deifeld, soll mit einer Wärmepumpenlösung gearbeitet werden. In Sachen Umrüstung der Straßenbeleuchtung hat die Stadt „immer punktuell Erneuerungen“ vorgenommen. Grosche: „Neue Beleuchtungen wurden konsequent in LED-Technik ausgeführt. Eine weiter große Umrüstung auf LED erfolgt in diesem Jahr, im Rahmen unserer Klimaschutzbemühungen. Die neuen Leuchten für rund 315.000 Euro sind bereits bestellt und werden voraussichtlich im Sommer/Herbst installiert. Erfreulicherweise konnten wir 200.000 Fördergelder akquirieren. Durch die Maßnahme ergibt sich eine jährliche CO²-Einsparung von rund 38,5 Tonnen.“ In Medebach lagen die Energiekosten für die Straßenbeleuchtung bislang bei rund 75.000 Euro pro Jahr. Grosche: „Durch die Investition sparen wir jährlich, je nach Entwicklung der Strompreise, mindestens 20.000 Euro ein.
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Die Medebacher Verwaltung arbeitet in einem relativ neuen Rathaus. Bürgermeister Thomas Grosche: „Beim Bau wurde die vorausschauende Entscheidung getroffen, das Rathaus komplett mit Erdwärme zu heizen. Die Dämmwerte des Gebäudes sind hervorragend. Selbst in sehr kalten Wintern springt der für Spitzenlasten vorhandene Gasbrenner so gut wie nicht an.“
Nahwärmenetz Siedlinghausen
In Winterberg wurde im städtischen Schwimmbad im Oversum im Sportbecken die Wassertemperatur bereits um ein Grad reduziert. Nicht erst im Zuge der jüngsten Preisentwicklung auf dem Energie-Sektor, sondern bereits seit längerer Zeit werde zudem die Beleuchtung in den öffentlichen Gebäuden sukzessive auf LED umgestellt, so Linda Brieden von der Stadtverwaltung. Als Parade-Beispiel für effizientes Energie-Management nennt sie das Nahwärmenetz in Siedlinghausen, das mit Hackschnitzeln betrieben wird. Damit werden das Hallen- sowie das Freibad, das Haus des Gastes, die Grundschule, die ehemalige Schule und die Sporthalle mit Energie versorgt.
Stichwort Straßenbeleuchtung: Bis zum Herbst werden 536 der rund 2.300 im Stadtgebiet Winterberg vorhandenen Leuchten auf LED umgerüstet. Bereits heute besteht ein großer Teil der Beleuchtung aus energiearmen Leuchten. Damit es in Winterberg nachts nicht zappenduster ist, fielen für die Straßenbeleuchtung 2021 rund 123.000 Euro an. Durch die Umrüstung ist unter Berücksichtigung der zukünftigen Preise mit einer Einsparung von rund 130.000 kWH, also rund 20.000 Euro zu rechnen. Die Co² Einsparung beträgt rund 51.800 kg.
Zudem, so die Stadt, sei im Februar ein Klimabündnis gegründet worden. „Das Bündnis ist eine Plattform für die Vernetzung, den Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Inspiration für alle Projekte, die die gemeinsamen Klimaschutz-Bemühungen in unserer Stadt unterstützen können“, so Bürgermeister Michael Beckmann.