Brilon/Hochsauerlandkreis. Seit dieser Woche ist das 9-Euro-Ticket verfügbar. Der Andrang auf die DB-Agentur in Brilon ist groß. Eine Expertin gibt Ratschläge vor dem Kauf.
Damit hatte Karin Schreckenberg nicht gerechnet. Kaum war die Idee des 9-Euro-Tickets an die Öffentlichkeit geraten, standen die Leute bei der DB-Agentur in Brilon Schlange. „Hier waren Leute, denen ich zuvor noch nie ein Bahnticket verkauft habe“, erinnert sich die Geschäftsführerin des Reisebüros Via Soluna. In dieser Woche startete dann nach einiger Wartezeit der Vorverkauf für die Tickets, die ab dem 1. Juni gültig sind. Schreckenberg erklärt, wie der Verkaufsstart lief und was Kunden vor dem Kauf wissen sollten.
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Um auf einen ähnlichen Ansturm vorbereitet zu sein, besorgte sie bereits vergangene Woche noch mehr Ticketpapier und rollenweise 1-Euro-Stücke, um auch genügend Wechselgeld zur Verfügung zu haben. Das war auch notwendig. „Hier standen Massen wie am Muttertag vor dem Blumengeschäft“, sagt Schreckenberg. Zum Mittag hatte sie bereits 100 9-Euro-Tickets verkauft. Im Laufe der Woche rechnet sie noch nicht mit einem sinkenden Interesse.
Große Nachfrage online bei der RLG
Etwas entspannter ging es in den Fahrzeugen der RLG zu. Auch dort gingen die neuen Fahrkarten über den Tisch, allerdings nicht in einem solchen Umfang, dass sich die Fahrten dadurch verzögert haben, wie Pressesprecherin Annette Zurmühl auf Nachfrage erklärt. „Das entspricht auch unseren Erwartungen. Viele Kunden werden erst beim tatsächlichen Fahrtanlass das 9-Euro-Ticket kaufen. Das ist das normale Verhalten.“ Sie rechnet auch damit, dass mit dem Ende der Woche der Ansturm losgehen wird. So würde es sich auch bei den bisherigen Monatstickets verhalten. „Das ist uns nur recht. So entzerrt sich der Verkauf und es gibt keine Verzögerungen. Das Risiko wird weiter gemindert, wenn Kunden mit Karte zahlen.“
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Da das Ticket auch online erwerbbar ist, haben viele Kunden der RLG dieses Angebot auch genutzt. Zum Montagmittag waren in beiden Kreisen in denen das Unternehmen fährt, 456 Fahrscheine gekauft worden. Der Onlinekauf von der Couch aus sorgt dafür, dass sich das Ticket direkt als QR-Code im Handy befindet und so nicht schnell verloren gehen kann wie das Papierticket.
Keine Sitzplatzreservierung im Zug möglich
Aber lohnt sich das 9-Euro-Ticket denn auch? „Es gibt natürlich Einschränkungen. Zum Beispiel ist fahren mit dem ICE nicht möglich. Zeitlich dauert die Fahrt länger und die Fahrgäste müssen öfter umsteigen. Es kann auch sein, dass der Zug überfüllt ist und es stundenlang nur einen Stehplatz gibt“, sagt Karin Schreckenberg.
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Wer bereits ein Monatsticket hat, muss jetzt nicht verzagen. Laut Deutsche Bahn und den Verkehrsverbünden gilt prinzipiell: Wer bereits ein Monats- oder Jahresabo hat, soll sich um nichts weiter kümmern müssen. „Es werden automatisch Reduzierungen bei bestehenden Abos vorgenommen, so dass nur die neun Euro pro Monat anfallen“, erklärt auch die Expertin aus der DB-Agentur in Brilon.
Keine automatische Verlängerung des Tickets
Das Ticket verfällt jeweils zum Monatsende automatisch und wird nicht ohne weiteres verlängert. Laut Schreckenberg haben viele Kunden bereits direkt 9-Euro-Tickets für drei Monate gekauft. Länger soll es dieses Angebot nicht geben. Bei bereits bestehenden Abos gelten ab dem 1. September dann wieder die gewohnten Konditionen.
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In vielen Regionalzügen gibt es auch die Möglichkeit einen Platz in der ersten Klasse zu nutzen. Das ist mit dem neuen Ticket nicht möglich. Es gibt keine Upgrades. Wer in der ersten Klasse sitzen möchte, muss sich ein separates Ticket kaufen.
Fahrradmitnahme nicht im 9-Euro-Ticket enthalten
Die Fahrradmitnahme ist ebenfalls nicht generell im 9-Euro-Ticket inkludiert. Grundsätzlich gelten die kostenpflichtigen Mitnahmeregelungen der teilnehmenden Verkehrsverbünde. Die Deutsche Bahn weist zudem darauf hin, dass von Juni bis August die Züge sehr voll sein werden, daher könne die Mitnahme eines Fahrrads nicht garantiert werden. Reisen mit Fahrrad an Feiertagen sollten vermieden werden.
Auch der Nachwuchs braucht weiterhin ein Ticket. Zumindest, wenn er oder sie unter sechs Jahren ist. Laut Deutscher Bahn brauchen 6- bis 14-Jährige ein eigenes 9-Euro-Ticket oder einen anderen Fahrschein; die kostenfreie Mitnahme ist beim 9-Euro-Ticket ausgeschlossen.