Hochsauerlandkreis. Die Nachfrage bei Heizungs-Installateuren im HSK ist wegen der Energiekrise ist enorm. Doch die Lage am Markt ist diffizil. Experten geben Tipps.

Steigende Energiepreise und die Angst, dass es durch den Ukraine-Krieg zu Engpässen bei der Energieversorgung kommen könnte, führen auch im Hochsauerland zu einem Ansturm auf Wärmepumpen, Pelletheizungen und Solaranlagen. Das bestätigt Franz-Josef Happel, Obermeister der Innung für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Brilon/Meschede.

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Förderung sehr gefragt

Franz-Josef Happel, Obermeister der Innung Heizung-, Sanitär- und Klimatechnik Brilon/Meschede
Franz-Josef Happel, Obermeister der Innung Heizung-, Sanitär- und Klimatechnik Brilon/Meschede © Innung Heizung/Sanitär

„Die Nachfrage ist riesig. Alle möchten weg von Öl und Gas. Und ich denke, das ist ja auch mit Blick auf den Klimawandel und die entsprechenden Förderprogramme gar nicht verkehrt“, erklärt Franz-Josef Happel. Er ist Geschäftsführer der Rosenberg GmbH Olsberg. Ein Umdenken finde bei den Kunden allerdings schon seit zwei Jahren statt. Einen besonderen Anreiz dafür biete die „Bundesförderung für Energie-effiziente Gebäude“ (BEG). „Da springen viele Kunden drauf an. Aber seit Ausbruch des Ukraine-Krieges hat sich die bis dahin schon sehr große Nachfrage zu einem richtigen Ansturm entwickelt, von dem wir hier in unserer Innung regelrecht überrollt werden“, so die Erfahrung des Handwerksmeisters. Grundsätzlich empfiehlt auch er zurzeit seinen Kunden alles, was sie unabhängig von fossilen Brennstoffen macht – auch wenn sie für die Umstellung Geduld mitbringen sollten.

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Problem: Lieferketten funktionieren nicht richtig

„Noch vor ein paar Monaten hätte noch niemand gedacht, dass die Energieversorgung zum Problem werden könnte. Jetzt aber haben viele Menschen Angst und wollen unabhängig sein“, erklärt Franz-Josef Happel. Problem sei allerdings, dass die Lieferketten nicht so funktionieren wie sie müssten, um die gestiegene Nachfrage zu befriedigen. Schon durch die Corona-Krise sei es zu Engpässen gekommen, da Einzelteile wie Pumpen, Regelungen oder Puffer-Speicher in der Produktion fehlen. Die Hoffnung, dass sie 2022 wieder wie vorhergesagt in Gang kommen würden, sei in Folge des Krieges aber leider nicht erfüllt worden. Knapp seien auch Rohstoffe wie Aluminium und Legierungsbestandteile für Edelstahl.

Feste Zusagen nicht möglich

Und so sei es zurzeit nicht möglich, Kunden verbindlich zu sagen, wann die von ihnen bestellte Wärmepumpe, Gas-Hybridanlage, Pelletheizung oder Solaranlage tatsächlich geliefert und installiert werden könne. „Es ist fraglich, ob eine jetzt bestellte Wärmepumpe noch in diesem Jahr lieferbar ist. Bei einem Hersteller gibt es zum Beispiel einen Rückstand von 3600 Wärmepumpen.“ Schwierig sei auch die Preiskalkulation, denn zwischen Angebot und Förderzusage/Bestellung könnten mitunter einige Monate liegen. Und da die Nachfrage so hoch sei, würden auch die Preise steigen.

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Personalmangel Dauerthema

Und dann gibt es da noch ein Problem, mit dem die Branche schon länger kämpft: „Personalmangel ist für uns schon seit einigen Jahren ein Dauerthema“, erklärt der Innungsobermeister. Es werde deshalb dringend Zeit, dass die handwerkliche Ausbildung gegenüber dem Studium eine Aufwertung erfahre. Außerdem sei es wichtig, jungen Leuten klar zu machen, dass „Heizungsbauer nicht Dreck verschmierte Kraftmeier sind, sondern hoch qualifizierte Fachleute in einem hochmodernen Beruf mit viel Technik.“

So sieht es bei den Azubis aus

Es gebe übrigens auch eine gute Nachricht, so Happel: „Die Ausbildungszahlen für Anlagenmechaniker/innen steigen bei uns im HSK. Seit letztem Jahr gibt es erstmals eine zweizügige Berufsschulklasse am Berufskolleg Olsberg. Noch vor wenigen Jahren war kaum die Einrichtung einer Klasse möglich. Jetzt muss es unser Ziel sein, die jungen Leute nach der Ausbildung im Beruf zu halten.“ Denn: Sanitär-, Heizungs- und Anlagentechnik sei ein sehr zukunftsträchtiges Handwerk und bei allen aktuellen Krisen habe sich gezeigt, wie wichtig und systemrelevant dieser Berufsstand sei.