Brilon. Bald beginnt die Einschulung. Stefan Scharfenbaum, Inhaber der Schatzkiste, erklärt, warum ein Ranzen 260 Euro kostet und worauf man achten muss.
Früher sah das alles anders aus. Viel eckiger, klobiger kommen die Erinnerungen an den damaligen Marktführer „Scout“ daher, der jahrelang beim Thema Schulranzen die Nase vorne hatte. Seitdem hat sich aber viel getan. „Das Interesse war gesunken, aber der ‘Scout’ ist wieder im kommen“, sagt Stefan Scharfenbaum. Er verkauft in seinem Geschäft „Schatzkiste“ in Brilon unter anderem Tornister. Die sind jetzt wenige Monate vor der Einschulung besonders gefragt. Der Experte erklärt, warum die Preise mittlerweile bei 260 Euro anfangen, wer den Markt anführt und warum das Internet das Ranzen-Segment nicht verdrängen kann.
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Der Preis sorgt bei Eltern nicht für schockierte Gesichter. Scharfenbaum erzählt, dass sich Mütter und Väter schon im Vorfeld informiert hätten, mit anderen Eltern reden, Berichte lesen und daher einschätzen können, was auf sie zukommt. Hunderte Familien gehen jährlich bei ihm ein und aus. Wer im Geschäft ein Modell genauer ansieht, bemerkt direkt, dass zum Tornister in der Basis-Ausstattung auch ein Federmäppchen, Sportbeutel und ein Schlampermäppchen gehört.
Scout, DerDieDas, Step by Step und Ergobag kämpfen am Markt
Wer mit „Scout“ nichts anfangen kann, findet bei „DerDieDas“ vielleicht ein Modell oder beim Marktführer „Step by Step“. Drehgriffsystem im Inneren, um Rückenlängen auszugleichen, höhenverstellbare Brustgurte, ein mitwachsendes System, wenn man will beleuchtet, vorgeformte Rückenpolster und sogar Auslaufösen, wenn die Milch oder das Trinkpäckchen im Tornister ausgelaufen sind. Kaum zu vergleichen mit Ausführungen der 90er Jahre. Ebenfalls beliebt sind Ranzen der Marke „Ergobag“.
Gerade das Thema Sicherheit ist laut Scharfenbaum in den vergangenen Jahren wieder mehr in den Vordergrund gerückt. „Früher spielten die Farben eine große Rolle. Aber Blinkanstecker, reflektierende und fluoreszierende Flächen sind mittlerweile wichtig. Farben wie schwarz und dunkelblau sind zur Ausnahme geworden.“ Die Kinder sollen eben gesehen werden. Auch in der dunklen Jahreszeit. Gerade mit dem Thema Sicherheit lässt sich der Preis zum Beispiel mit LED-Streifen auch nach oben schrauben. Dann sind auch rund 300 Euro möglich. Die Schulranzen seien allgemein mit der Zeit teurer geworden. Alle drei Jahre würden noch mal fünf bis zehn Euro oben drauf kommen.
Geld sparen beim Schulranzenkauf in Brilon
Aber es lässt sich auch Geld sparen, beispielsweise mit dem Griff zum Vorjahresmodell. Die Ausstattung ist gleich, die Farben vielleicht nicht mehr en vogue, aber einen Nachteil haben Kunden laut Scharfenbaum nicht und haben so die Möglichkeit 20 bis 30 Prozent zu sparen. Jeden Oktober kommen neue Exemplare und entsprechend muss dann Platz gemacht werden. Bei den Lieferungen gab es zuletzt wegen der Corona-Pandemie Verzögerungen.
Im Geschäft heißt es für die Kunden Zeit mitbringen. Durch die Regale schreiten und sich von der Optik leiten lassen ist nämlich nicht zielführend. „Jede Marke hat unterschiedliche Polstereien, es gibt unterschiedliche Rücken. Ich schaue nach der Größe und dem Gewicht des Kindes. Manche Modelle fallen dann schnell raus, weil sie Druckstellen verursachen“, so der Briloner. 45 bis 60 Minuten sind für die intensive Beratung notwendig, um die Bedürfnisse des Kindes zu erfassen und die Ranzen zu finden, die in Frage kommen ohne für Unannehmlichkeiten zu sorgen.
Genaue Beratung für den optimalen Sitz des Tornisters
Verschiedene Stellen am Rücken werden abgetastet. Der Tornister muss eng am Körper anliegen, wenn die Kinder später etwa vier Kilogramm Schulmaterialien mit sich tragen. Auch beim Rennen sollte er natürlich nicht nach oben und unten wacheln. Dabei können auch Brust- und Hüftgurte helfen.
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Aber Kinder befinden sich in dem Alter natürlich noch in der Wachstumsphase. Hält der Ranzen überhaupt so lange oder muss während der Grundschulzeit noch ein neues Modell her? „Sie sind für vier Jahre konzipiert. Manche Hersteller geben daher auch vier Jahre Garantie. Manche Kinder sollten aber durchaus wechseln, wenn sie zu groß werden und dann zu einem Exemplar für weiterführende Schulen greifen“, sagt Scharfenbaum. Es käme aber auch oft vor, dass sich Kinder zur Kommunion oder mit dem Eintritt in die vierte Klasse einen neuen Ranzen aussuchen möchten, weil der alte nicht mehr gefällt. Das käme in 20 bis 30 Prozent der Fälle vor.
Internet bietet keine Beratung an
Das Internet ist auch für den Unternehmer eine große Konkurrenz, aber da er seit 20 Jahren im Geschäft ist, habe sich herumgesprochen, wie sein Angebot aussieht. Kunden aus Lippstadt, Soest und Dortmund fragen bei ihm nach Terminen für eine Beratung. Ein Vorteil, den das Internet nicht bietet. Eine Beratungsgebühr verlangt er nicht. Manche Geschäfte greifen auf dieses Mittel zurück, weil sie merken, dass sich die Kunden eine Beratung holen, um dann doch im Internet einzukaufen. Mit dem Kauf im Laden würde die Beratungsgebühr entfallen. „Das funktioniert hier in Brilon nicht. Jeder muss selbst entscheiden, wie er oder sie damit umgeht, wenn das Kind nach einer Stunde intensiver Suche das Wunschmodell gefunden hat und die Eltern dann aber sagen, ‘Wir gehen jetzt’“.
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Das komme aber nicht so oft vor. Schätzungsweise 85 Prozent der Kunden kaufen nach einer intensiven Beratung auch einen Schulranzen für ihr Kind. „Im Internet gibt es sie auch nicht günstiger. Die Preise sind sehr stabil, weil da noch Handarbeit drin steckt.“