Hochsauerland. Mehr für die Umwelt tun, die Digitalisierung vorantreiben, Armut bekämpfen - all das hat sich Reinhard Prange (Die Linke) vorgenommen.

Die Bürger und Bürgerinnen des Landes wählen am 15. Mai einen neuen Landtag. Der Hochsauerlandkreis ist in zwei Wahlkreise mit den Nummern 124 (Hochsauerlandkreis I: Arnsberg, Eslohe, Schmallenberg, Sundern) und 125 (Hochsauerlandkreis II: Bestwig, Brilon, Hallenberg, Marsberg, Medebach, Meschede, Olsberg, Winterberg) aufgeteilt und stellt demnach zwei Direktkandidaten. In loser Form präsentieren wir die Kandidaten und Kandidatinnen des Wahlkreises Hochsauerlandkreis II. Heute stellt sich Reinhard Prange aus Brilon (Die Linke) vor, der nicht durch einen Listenplatz abgesichert ist.

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Große Zerwürfnisse überwunden

Die Linkspartei im HSK war in der Vergangenheit gespalten. Wie einig geht die Partei in diesen Wahlkampf?

Richtig ist, dass es in den zurückliegenden Jahren zu großen Zerwürfnissen innerhalb des Kreisverbandes Hochsauerland der Partei Die Linke gekommen ist. Das führte dazu, dass der Landesverband sich genötigt sah, den KV formell aufzulösen und die Führung des KV selbst zu übernehmen. Gleichwohl wird von Mitgliedern vor Ort versucht, zugegeben in kleinen Schritten, die Verletzungen und die tiefen Gräben zu überwinden. Das wir auf gutem Wege sind, zeigt die Aufstellung von Kandidaten der Partei Die Linke in den Wahlbezirken im Hochsauerlandkreis. Denn nur die Partei Die Linke setzt sich ernsthaft für Belange von Bürgerinnen und Bürgern ein, die von Arbeitslosigkeit, Alters- und Kinderarmut und soziale Benachteiligung betroffen sind.

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Welchen Themen werden landespolitisch in den kommenden Jahren besonders wichtig?

Die Bekämpfung von Alters- und Kinderarmut, Besserstellung von Familien und EinzelerzieherInnen mit Kindern, Vermögensumverteilung von reich zu arm! Umwelt, Umwelt Umwelt! Digitalisierung von Behörden und Schulen vorantreiben. Instandsetzung und Ausbau der Infrastrukturen Straßen, Schiene und Wasserwege. Innere Sicherheit – sich besser gegen rechte Gewalt und Mafia ähnliche Strukturen aufstellen. Durch den Ukrainekrieg in den Fokus gerückt: Wo stehen wir in NRW mit dem Schutz der Zivilbevölkerung?In Teilen von Nordrhein-Westfalen und Rheinlandpfalz ereigneten sich im Juni des vergangenen Jahres ein schweres Unwetter mit sintflutartigen Niederschlägen. Wie ist der landesweite Katastrophenschutz aufgestellt? Welche Lehren und Erkenntnisse werden aus den zurückliegenden Ereignissen gezogen? Ein großes Thema in der Kommunalpolitik: Wer zahlt künftig die Straßenbaubeiträge? In dem Zusammenhang stellt sich die Frage nach Verbesserung der finanziellen Ausstattung der Kommunen.

Raus aus dem Kuschelmodus

Was motiviert Sie zu der Kandidatur persönlich?

In den zurückliegenden Jahren hat sich die demokratische Gesellschaft zurückgelehnt und sich in einen Kuschelmodus begeben. Es hatte den Anschein, dass ja alles zum Besten bestellt ist. Die unterschwelligen Probleme fanden trotz vielfacher Hinweise in der Politik kaum Beachtung. Die Schere zwischen arm und reich klaffte immer mehr auseinander. Das führte zu Verwerfungen in der Gesellschaft. Ich sage nur Querdenker, Reichsbürger, Rechtsradikale und andere, die mit abstrusen Verschwörungstheorien der demokratischen Gesellschaft schaden wollen. Diesen schädlichen Strömungen gilt entgegenzutreten!

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Blicken wir auf den Herbst: Stehen wir vor neuen Corona-Maßnahmen, ist dies nicht nötig oder wofür treten Sie ein?

Die letzten zwei Pandemiejahre haben leider gezeigt, dass sich jeweils im Herbst die Situation verschärft hat. Es stellt sich doch die Frage, warum das im Jahr 2022 sich ändern sollte. Die Maskenfreigabe in vielen öffentlichen Bereichen hebt jedoch den eigenverantwortlichen Umgang nicht auf. Jeder sollte selber entscheiden, ob mit oder ohne Maske! Dazu ist es eine Selbstverständlichkeit, dass weiter wie bisher die Möglichkeit von Testmöglichkeiten kostenlos angeboten wird. Daneben muss nach wie vor für das Impfen geworben werden.

Zur Person

Alter: 74Familienstand: verheiratetWohnort: BrilonBeruf: Rentner politischer Werdegang: Seit 2014 im Stadtrat der Stadt BrilonHobby: Chormusik (wöchentliche Probe beim Männerchor 1868 Brilon) und Lesen (zurzeit lese ich das Buch „Draußen nur Kännchen“ von Asfa-Wossen Asserate ein liebevoller Blick auf die unterschiedlichsten Aspekte deutscher Kultur).

Die Sperrung der Rahmede-Talbrücke bei Lüdenscheid betrifft auch unsere Region: Muss generell mehr Geld in den Straßenbau und in Infrastruktur investiert werden und wie ließe es sich finanzieren?

Eine gute Infrastruktur ist für den wirtschaftlichen Erfolg verbunden mit den dort geschaffenen Arbeitsplätzen unabdingbar. Der Ausbau von Straßen und Schiene und Wasserwege ist schnellstmöglich umzusetzen, um einen ungebremsten Verkehrsfluss von Wirtschaftsgütern zu erreichen. Die Erkenntnis, dass jeder Stau Geld kostet, ist nicht erst heute bekannt, denn schon seit Jahren wird auf die hohen Kosten bei schleppenden Verkehrsfluss hingewiesen. Zur Finanzierung dieser notwendigen Maßnahmen müssen von den staatlichen Einnahmen aus Kfz-Steuern und den Einnahmen Benzin- und Dieselverkauf in die Infrastruktur eingesetzt werden mehr als bisher dafür eingesetzt werden.

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Deutschland will unabhängiger von Gas und Öl werden. Wie stehen Sie zur Windkraft? Sind Sie für einen massiven Ausbau auch gegen Widerstände aus der Bevölkerung oder soll es bei den bisherigen Regelungen bleiben?

Seit Kanzler Schröder und Kanzlerin Merkel hat sich die Bundesregierung in eine Abhängigkeit von Gas, Öl und Kohle von Russland begeben, die nur sehr schwer verständlich ist. Auch die Infrastrukturen wie nationale Gasreserven, das Pipelinenetz befindet sich in der Hand von Tochtergesellschaften der Putin unterstellten „Gazprom“. Das sind doch politische Entscheidungen, die nur schwer nachvollziehbar sind. Diese Fehleinschätzungen und Entscheidungen sind nun durch Regierung unter Kanzler Scholz schnell und möglichst „gestern“ auszubügeln. Das kann nicht nur die Bundespolitik allein stemmen, sondern bedarf tatkräftiger Unterstützung durch die Landes- und Kommunalpolitik und auch von Bürgerinnen und Bürgern selbst. Deswegen Ja zu einem massiven Ausbau der Windkraft neben dem Ausbau von Photovoltaikanlagen. Allerdings ist darauf zu achten, dass diese Anlagen nicht überwiegend in ländlichen Regionen aufgestellt werden, sondern dass sich die Standorte in NRW annähernd verteilen. Die Weichen von Bürokratieabbau, die Vereinfachung von Verfahren zum schnelleren Ausbau sind hierzu allerdings in Berlin zu stellen.