Brilon/Marsberg. Steigende Lebensmittelpreise treffen die Restaurants im HSK hart. Geben sie die Preissteigerung an die Gäste weiter? Zwei Gastronomen antworten.
Die Inflation trifft spürbar jeden. Beim Supermarkteinkauf, beim Energieverbrauch – überall steigen die Preise. In manchen Branchen trifft die Preiserhöhung ohnehin schon krisengebeutelte Unternehmer. Nach zwei Jahren Pandemie, in denen die Corona-Beschränkungen meist zuerst die Gastronomie traf, kämpfen die Gastronomen nun mit teuren Lebensmittelpreisen und steigenden Energiekosten. Zwei Gastronomen aus dem Hochsauerlandkreis geben einen Einblick in die zunehmend schwierige Lage.
Wie stark steigen die Lebensmittelpreise?
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„Der Preis für ein Steak hat sich fast verdoppelt“, sagt Andreas Piorek, Inhaber des Jägerhofs in Brilon. „Aber ich kann ja nicht das doppelte für ein Steak nehmen.“ Martin Hudelist, der das Deutsche Haus in Marsberg führt, betont, dass die Preise für jedwedes Lebensmittel gestiegen sei. „Das fängt bei Obst und Gemüse an, geht über Öl weiter und endet dann bei Lachs. Der ist um 100 Prozent teurer geworden. Von 15 Euro pro Kilo zu 30 Euro pro Kilo.“ Andreas Piorek sagt: „Der Preis für das Öl, was es jetzt wieder im Großhandel gibt, hat sich verdoppelt, fast verdreifacht. Selbst für Gemüse gehen die Preise hoch. Ich finde es fast unverständlich, habe aber tatsächlich das Gefühl, dass manche den Preisanstieg auch als Chance mitnehmen und daher einfach mitziehen.“
Ändern die Gastronomen jetzt ihre Karte?
„Ich habe meine Karte schon geändert“, sagt Andreas Piorek. Statt Filet und Rumpsteak bietet er nun Steakhüfte an. „Das kaufe ich für die Hälfte des Preises eines Rumpsteaks. So kann ich den Preis für die Gäste günstiger halten und vernünftiges Essen in guter Qualität anbieten. Die Gäste müssen dann vielleicht einmal mehr kauen aber zehn Euro weniger bezahlen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Martin Hudelist zögert noch. „Viele Gäste wollen ja den Lachs und vermissen ihn, wenn ich ihn beim Buffet zum Beispiel nicht mehr anbiete. Ganz verzichten auf die teuren Lebensmittel kann ich nicht, denn dann steht nichts mehr auf meiner Karte.“ Nach Ostern entwirft er wie in jedem Jahr die neue Karte gemeinsam mit seiner Frau, die Spargelzeit steht dann an. „Wie die Karte aussehen wird, wissen wir noch nicht. Da stehen noch viele Fragezeichen, besonders, was die Preise angeht.“
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Wie schätzen die Gastronomen die Gäste ein – bezahlen sie die Preise wenn sie steigen?
Martin Hudelist ist unsicher. „Es ist sehr schwierig und irgendwann müssen wir mit den Preisen teurer werden – ganz allgemein für Speisen und Getränke. Die Frage ist nur, ob die Gäste auch weiterhin bereit sind, das zu bezahlen oder anfangen, lieber Zuhause zu kochen“, sagt er. Seit Januar sei der Bierpreis teurer geworden, 10 Cent mehr. Dann die teuren Lebensmittelpreise und die Kosten im Hintergrund. „Ich muss auch sehen, dass das Geschäft keine Nullnummer wird.“ Wie weit kann man mit der Preiserhöhung gehen ohne die Gäste zu verschrecken?
„Das ist ein Pokerspiel“, sagt Martin Hudelist, „ist es zu günstig, geht die Rechnung nicht auf. Wir wissen noch nicht, wie wir mit der Lage umgehen werden und ob die Preise nun teurer werden oder nicht.“ Andreas Piorek sagt, er will die erhöhten Kosten noch nicht an die Gäste durchreichen, trotzdem hat er Bauchweh bei der aktuellen Lage. „Wir schauen auf die Entwicklung aber auf lange Sicht werden wir die Inflation nicht einfach schlucken können.“ Ihm ist bewusst, je mehr am Preis gedreht wird, desto weniger Gäste werden kommen. „Wir sind Luxus“, sagt er über seine Branche, „Wenn der Wocheneinkauf gemacht ist und alle Rechnungen bezahlt und wenn dann Geld übrig bleibt, dann gehen die Menschen essen. Dann gönnen sich die Menschen etwas.“
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Welche Kosten laufen im Hintergrund?
Beide Gastronomen betonen, dass nicht nur die Lebensmittelpreise für eine Preissteigerung in der Gastronomie sorgen werden. Auch die Kosten im Hintergrund steigen, teil abrupt. „Energiekosten, Heizkosten, Personalkosten, all das müssen wir decken“, sagt Martin Hudelist. Allein die Lieferanten in der Branche verlangen nun mehr Geld. „Viele richten eine Pauschale für jede Lieferung ein, zwischen vier bis 15 Euro. Meine Brauerei staffelt diese, je nach Preis für den Liter Diesel.“
Andreas Piorek sieht die Problematik in der Küche selbst. „Ich und fast alle Kollegen kochen mit Gas. Wir haben große Kühlhäuser für unsere Lebensmittel. Hier zahlen wir nicht sofort drauf, aber die Jahresabrechnung wird kommen.“ Die Gastronomen müssen in eine unsichere Zukunft blicken. „Wir wussten ja, dass nach Corona alles teurer werden würde“, sagt Martin Hudelist. „Aber das alles so teuer werden wird, das habe ich nicht gedacht.“