Olsberg/Hamburg. Seine Musik erklingt auch in der Vorabendserie „Großstadtrevier“. Jetzt gibt der Olsberger Komponist Tobi Vogel eine sehr persönliche LP heraus.

Ein Mann sitzt auf einem Klavier-Drehhocker. Er trägt Hut, Drei-Tage-Bart, T-Shirt, Jeans, ist barfuß. Diffuses Licht wirft seinen Schatten an eine creme-weiße Wand. Eine sehr minimalistische Szene. „Draußen wird es nicht mehr hell“, singt der Musiker und begleitet sich dabei auf einer Gitarre. Der Liedtext erscheint zum Mitlesen. Aus dem Off umtanzt eine Geige die Akkorde der gezupften Saiten. „hell“ heißt dieser Song von einem gewissen „robin“, der bei youtube zu sehen ist. Das Lied ist die erste Single aus dem Debut-Album „Brandungslücken“, das im Herbst erscheinen wird. Und hinter jenem „robin“ auf dem Klavierhocker steckt der Olsberger Tobias Vogel. Sein Beruf: Musikkomponist.

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Die Früchte seiner Arbeit sind vielfach im Fernsehen zu hören. Doch kaum jemand weiß, dass sie aus der Feder des 40-Jährigen stammen, der mit Frau und Sohn in der Elb-Metropole lebt. „Die TV-Osterwerbung von McDonald’s, der Telekom-Spot gegen Hass und Hetze im Netz, der Hello-Lindt-Schokoladen-Trailer oder die Werbung für Weight-Watchers – das sind nur einige Beispiele, bei denen meine Musik zum Einsatz kommt“, erzählt der Sauerländer Wahl-Hamburger.

Arbeit, die im Verborgenen stattfindet

Musikkomponist Tobias Vogel kommt aus Olsberg und lebt jetzt in Hamburg.
Musikkomponist Tobias Vogel kommt aus Olsberg und lebt jetzt in Hamburg. © WP | Privat

Wer die beliebte ARD-Vorabendserie „Großstadtrevier“ kennt, der wird in einigen Staffeln Klänge aus dem Hause Vogel hören. „Der Titelsong ist natürlich von Truck Stop. Aber die Unterlegmusik ist manchmal von mir. Jede Folge hat drei Handlungsstränge und daher gibt es auch drei unterschiedliche, wiederkehrende Musiken: mal lustig, ernst oder spannend. Regisseur und Cutter liefern mir die fertige Folge und legen bereits eine Musik darunter, damit ich weiß, welche Stimmung ich wiedergeben soll. Und dann komponiere ich etwas und spiele die Melodien in meinem Studio mit Gitarre, Bass, Klavier oder Synthesizer ein.“

All das ist eine Arbeit, die im Verborgenen stattfindet. Aber jetzt wagt Tobias Vogel den Schritt nach vorn. Aus dem Off ins On. „Während der Corona-Pandemie habe ich viel Zeit mit meiner Familie verbracht, bin viel draußen gewesen. Jetzt möchte ich mal wieder Musik für mich machen, möchte den Zauber der eigenen Musikalität heraufbeschwören.“ Ganz fremd ist ihm das Rampenlicht nicht. Denn vor 20 Jahren gab es schon eine Band, die Melancoustic hieß und in der Tobias für Gitarre und Gesang zuständig war. „Das Live-Spiel auf der Bühne hat mir schon damals viel Spaß gemacht. Ich hoffe, ich kann das jetzt mit ,kleinem Besteck‘ in der Besetzung ,Ich allein mit Gitarre“ wiederholen. Es würde mich wahnsinnig freuen, wen ich mein Programm auch im Sauerland einmal spielen könnte. Das ist schließlich meine Heimat.“

Zwei Jahre lang an den „Brandungslücken“ gearbeitet

Das erste eigene Album mit selbst geschriebenen Texten („Alles auf Deutsch, das ist nun mal meine Muttersprache, mit der ich viel anfangen kann“) ist nicht nur eine ganz persönliche Demonstration der musikalischen Vielseitigkeit, di er nicht zuletzt schon bei den zwei Instrumental-Alben als „Robin and the modest“ unter Beweis gestellt hat. „Ich habe Lust zu diesem Schritt auf die Bühne, aber zugleich auch Respekt davor. Denn die Songs sind sehr persönlich und ich mache mich ein Stückweit gläsern. Aber irgendwie will ich auch aus meiner Komfortzone heraus.“

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Zwei Jahre lang hat Tobias Vogel an den „Brandungslücken“ gearbeitet. Hier und da spielen einige Gastmusiker mit. Das sind frühere Mitstudenten oder Wegbegleiter. Mit dabei ist zum Beispiel auch die russische Violinistin Maria Grigoviera, die Tobias Vogel nie persönlich getroffen, die ihn aber schon bei einigen Projekten unterstützt hat. „Man geht ja für so eine Produktion nicht gemeinsam ins Studio. Man schickt sich die Musikfiles untereinander zu: der eine macht den Schlagzeug-Part, der andere die Geige und am Ende wird alles zusammengeführt.“

So ist es auch bei der neuen LP gelaufen, die bereits fertig abgemischt ist. Erscheinen wird sie im September und zwar nur als Vinyl-Scheibe. Natürlich sind die Songs auch bei den bekannten Streamingdiensten abrufbar – „hell“ schon jetzt und „Alte Bilder“ ab Mai. Aber Tobias Vogel mag die gute alte Schallplatte, weil man sich mit ihr und der Musik viel intensiver beschäftigt. „Ich liebe einfach dieses Haptik und höre auch selber noch sehr gerne Vinyl-Platten. Wegen der Rohstoffknappheit wird es leider bis September dauern, bis sie fertig ist und in limitierter Auflag in Augsburg gepresst wird.“

Brandungslücken und weitere Infos

Tobias Vogel wurde vor 40 Jahren in Olsberg geboren. Sein Abi baute er 2001 am Petrinum in Brilon, dann war er Zivi bei der Caritas, bevor er 2002 beim allerersten Studiengang für populäre Musik und Medien in Paderborn und Detmold antrat. „140 Studenten waren wir am Anfang, 21 sind am Ende übrig geblieben“, sagt Vogel. Erst machte er seinen Bachelor, dann seinen Master und dann ging es auch schon steil auf seine jetzige Arbeit zu. Beim Werbemusik-Guru John Groves – von ihm stammt der Bacardi-Song – machte er ein Praktikum und mittlerweile hat Tobias Vogel sich in der Szene einen Namen gemacht.

Zum Titel der LP: „Ich bin ein großer Freund von Wortspielen, „BrandungslückenW ist genau das - steht für mich aber auch sinnbildlich für all die Auf und Abs die ein Leben so mit sich bringt und für die Geschichten und Gefühle, die ich in meinen Lieder zum Ausdruck bringen möchte.

Auf: www.robinmusik.de findet man weitere Infos zu ihm und seiner Musik. Kontaktieren kann man ihn via Mail an: mail@robinmusik.de

Schon jetzt muss Tobias Vogel die Werbemaschinerie in Gang setzen und bei Radiosendern oder Fachzeitschriften auf sein Album aufmerksam machen.

Dazu gibt es einen Presse-Text, in dem er seine Musik sehr wortverliebt so beschreibt: „Der spröde, fast zerbrechliche Gesang von robin. lässt uns in fremden Erinnerungen schwelgen, mündet dann aber überraschend in mehrstimmige Harmonien, gleichermaßen schamlos und gekonnt die großen Vocal-Acts der Sechziger heraufbeschwörend. Sehr persönliche und auf poetische Art fragmentarisch wirkende Texte schmiegen sich an von Melancholie geprägte Melodien. Das mitunter geradezu opulente Arrangement schreckt auch vor Streichern nicht zurück, die wunderschönen unaufdringlichen Songs verklären einem den Blick und sobald die Sonne wieder richtig scheint, erfreuen wir uns im Schatten einer veritablen Wall Of Sound an Spielfreude, pandemiebedingter Perfektion und dezenter Dramatik...“