Marsberg/Brilon. Der Hochsauerlandkreis sieht für die Kernstadt Marsberg Bedarf für eine Fünf-Gruppen-Kita. Wer sich bewirbt und wo die Kita gebaut werden soll.

Wer wird Träger der neuen Kindertagesstätte in Marsberg und wo soll sie hin? Das will der Kreisjugendhilfeausschuss in seiner Sitzung am 1. März entscheiden. Vier Organisationen haben sich beworben: Der AWo-Unterbezirk Hochsauerland-Soest, der Caritasverband Brilon, die DRK Kita gGmbH Brilon und der Evangelische Kirchenkreis Soest-Arnsberg. Im Vorfeld soll am Mittwoch (16. Februar, in kleinem Kreis mit dem Bürgermeister eine Empfehlung an den Kreisjugendhilfeausschuss formuliert werden. Dabei geht es neben den pädagogischen und baulichen Konzepten der vier Verbände vor allem um städteplanerische und verkehrstechnische Belange.

Zweiter Standort ist die städtische Grünfläche am Diemelbogen. Dort können DRK, Caritas und Awo bauen.
Zweiter Standort ist die städtische Grünfläche am Diemelbogen. Dort können DRK, Caritas und Awo bauen. © Hans Blossey

Rechnerisch fehlen in der Kernstadt 30 Plätze für unter dreijährige Kinder, stadtweit sind es aber über 70. Im U3-Bereich gibt es rechnerisch aktuell in der Kernstadt drei Plätze mehr als Kinder, stadtweit fehlen aber auch hier 14 Plätze. Deshalb könnte die neue Kita zum Beispiel auch Mädchen und Jungen aus den umliegenden Ortsteilen aufnehmen. Zudem sollen aus Inklusionsgründen die Gruppen künftig verkleinert werden.

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Zwei Standorte stehen für die geplante Fünf-Gruppen-Einrichtung zur Verfügung: die Grünfläche am Diemelbogen neben dem Hochhaus und dem Bolzplatz sowie ein Bestandsgebäude auf dem LWL-Gelände zwischen Bredelarer Straße und der Straße Am Leimenbusch. Während DRK, Caritas und AWo ein rund 3100 Quadratmeter großes städtisches Grundstück am Diemelbogen erhalten können, will der Ev. Kirchenkreis dazu ein aus dem 19. Jahrhundert stammendes Ziegelhaus für den neuen Zweck kernsanieren und entsprechen umbauen.

Ein- und zweigeschossige Konzepte

DRK und AWo planen das Kita-Gebäude zweigeschossig, die Caritas hat sich mit einem ebenerdigen Konzept beworben. AWo und Ev. Kirchenkreis wollen die Kita per Investorenmodell errichten, das DRK würde selbst als Bauherr auftreten; der Caritasverband hat sich noch nicht festgelegt.

Das DRK lässt noch offen, ob es das Gebäude in Holzrahmenbauweise oder massiv errichten will; dazu sei „noch keine finale Entscheidung getroffen“, heißt es in der Bewerbung. In seiner Bewerbung betont das DRK, bei den Öffnungszeiten auf die ausgeprägte Schichtarbeitstruktur der örtlichen Wirtschaft eingehen zu wollen.

Kooperation mit dem LWL

Die AWo würde die Kita mit der Materio Soest bauen, einem auf „Lebensräume aus Holz“ spezialisierten Unternehmen. Eines der jüngsten Projekte befindet sich mit der „Hollenkinder“ Kita in Brilon, ein funktionaler, schnörkelloser Holzrahmenbau-Kubus.

Der Caritasverband betont, bei seinen Objekten durch eine „angemessene Bauweise“ und eine „hohe ökologische Qualität“ ein besonderes Augenmerk auf Nachhaltigkeit zu legen. Bei dem eingeschossigen Bau sorgen versetzte Dächer und eine von einem Lichtband überdachte großzügige Spielfläche für Helligkeit und Transparenz.

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Der Ev. Kirchenkreis würde das Projekt mit Partnern stemmen und dazu dem LWL Grundstück und altes Bestandsgebäude abkaufen. An den Kirchenkreis sei der Wunsch auf eine Kooperation mit dem LWL herangetragen worden, heißt es in der Bewerbung. So könnten zum Beispiel sechs bis acht sogenannter Zusatzplätze für LWL-Mitarbeitende angeboten werden. Das Vorhandensein einer gesicherten Betreuung würde sich positiv auf die Attraktivität des LWL als Arbeitgeber auswirken und somit auch im Interesse der Stadt liegen. Andererseits könne die Kita vom fachlichen Knowhow der Klinik im Bereich (psychische) Gesundheit profitieren, etwa bei der Gestaltung seiner Eltern-Angebote.

Zwei der vier Bewerber betreiben in Marsberg bereits Kindertageseinrichtungen: das DRK die in Obermarsberg und der Ev. Kirchenkreis den Jona-Kindergarten in der Kernstadt. Darüber hinaus gibt es im Kernstadt noch die von einem Elternverein getragene Einrichtung am Rennufer sowie das katholische Familienzentrum Casa Magnus.

Öffnungszeiten

Für die Sitzung des Kreisjugendhilfeausschusses haben die vier interessierten Träger umfangreiche Bewerbungsunterlagen zusammengestellt, in denen sie ihre bauliches, pädagogisches und organisatorisches Konzept vorstellen.

Dazu gehören zum Beispiel Angaben über die individuellen Öffnungszeiten, die morgens bei 6.30 Uhr bzw 7 Uhr liegen und um 17 Uhr bzw. 19 Uhr enden, es gibt Angaben zur Inbetriebnahme, die bei AWo und DRK zum 1. August 2023 erfolgen soll, beim Ev. Kirchenkreis zum 1. Januar 2024 und beim Caritasverband 15 Monate nach der Baugenehmigung.

Unterschiedliche Mietzeitbindungen

Unterschiede gibt es auch bei der Finanzierung des Projektes. Der gesetzliche Trägeranteil liegt bei 7,8 Prozent. Für den stehen je nach Trägerstatus mehr oder weniger die Kommunen gerade. Die AWo erwartet zum Beispiel die komplette Übernahme dieses Betrages, die drei anderen hatten im Interessenbekundungsverfahren keine Angaben gemacht.

Außerdem gibt es bei der Übernahme der Mietgarantie durch den HSK Unterschiede. AWo und DRK erwarten eine Bindung auf 20 Jahre, die Caritas legt noch fünf Jahre darauf, der Ev. Kirchenkreis nennt eine Spanne von 20 bis 25 Jahren

Sauerländer Bürgerliste (SBL): Keine Investorenmodelle mehr

Die Sauerländer Bürgerliste (SBL) will sog. Investorenmodelle beim Kita-Bau künftig ausschließen. Dabei beauftragt der Träger einen Investor mit dem Bau und mietet das Objekt langfristig an. Dadurch verfallen einerseits die bis zu 33.000 Euro pro Platz möglichen Zuschüsse von Bund und Land und andererseits erhöht das die Betriebskosten, die zu einem Großteil aus kommunalen Mitteln refinanziert werden.

Allein in der Stadt Brilon seien, so SBL-Sprecher Reinhard Loos, bei den drei letzten Projekten rund acht Millionen Euro Fördergelder verfallen, die in andere Regionen abgeflossen seien. Die Übernahme der Mietkosten führe „zu einer ‘Plünderung’ der kommunalen Kassen.

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Der Kreis verweist darauf, dass die dem HSK zugewiesenen Förderbudgets in jüngerer Vergangenheit nicht ausgereicht hätten, die Investitionskosten zu decken. Solange der Förderhöchstbetrag 33.000 Euro pro Platz betrage, sei das Investorenmodell für den Träger wirtschaftlicher. Dieser Antrag ist ebenfalls in der Sitzung am 1. März ein Thema.